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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0325
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8. MEHRUNG GÜTLICHER GNADEN VND GEISTS

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heilsameste werck ist christlicher liebe, einander im glauben vnd der liebe stätigs erba-
wen vnd besseren mit allerlei christlichen, freuntlichen gesprechen16, vnderrichten,
ermanen, warnen, straffen, trösten, anhalten.
Man besehe vnd erwege, wie der herr1, die lieben Apostel vnd alle wäre Christen vnd
5 kinder Gottes diß werck gelehret, erfordret vnd selb getriben haben, vnd deßhalben"1 so
fil vnd gern leiblich17 zun leuten kommen, kuntschafft vnd freuntschafft mit inen ge-
macht im herren vnd die selbige mit allem dem, so sie immer konnent", befordret vnd
gemehret haben.
Man lese vnd bedenck, wa zu der herr seine zweiff vnd sybentzig iünger vnd andere
10 besondere geliebten zu im gezogen vnd was er mit inen gehandlet habe.
Man sehe vnd erwege, wie die Apostel, die ersten Kirchen vnd alle heiligen ie wei-
ten0 18 ire wäre lieb vnd einigs hertz vnd seel im herren darmit erzeiget vnd bewysen
haben, das sie, wa vnd so offt inen möglich gewesen, sind zusamen komen, offt vber
ferre möhre19 vnd land, vff das sie sich mit dem wort gottes in aller gotsäligkeit möchten
15 erbawen vnd ire Gottes gaben mit einander teylen.
Man lese doch das gantz Euangeli vnd schrifftp der Apostel vnd sehe, ob der herre
vnd die Apostel nit fil meer christlicher gespräch vnd vnderrichtung, da ieder sein not-
türfft20 hat fragen vnd reden mögen, geübt haben dann der gmeinen predigen gethon on
soliche gespräche.
20 Die weil nun dem allen also ist, so werden v. g. h.21 solche christliche versamlungen
vnd gespräche nimmer meer verpieten mögen on offenbares strackes22 verpieten göt-
lichs gepots vnd wercks, da durch sie dann den schweristen zorn Gottes vber sich vnd
vber die Stadt füren würden, des sich dann auch alle prediger vnd Christen würden
teilhafftig machen23, wa sie dar ein | [93 a] | soiten gehellen24.
25 Man hat aber allerlei einreden25, als ob solche versamlungen, gemeinschafften vnd
gespräch christi nit soiten gottes gepott sein. Auff das bedencke man aber auch, was mit
Gottes wort sey zu antworten.
k) allen L. - 1) add.iwieL.
m) derhalben S. - n) konden S.
o) jeweils S. - p) geschieht S.
16. Ansprachen (colloquia), Gesprächen.
17. Selbst, persönlich.
18. Immer, von jeher. Lexeri, Sp. 716.1417. Das wurde 1691 nicht mehr verstanden, deshalb S:
jeweils.
19. Ferne Meere.
20. Nötiger Bedarf; hier: das ihn Bedrängende.
21. Vgl. Anm. 2.
22. Unmittelbarem (damit gegebenem).
23. Anteil nehmen (sich zuziehen).
24. Dem zustimmen.
25. Einwände.
 
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