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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0333
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8. MEHRUNG GÜTLICHER GNADEN VND GEISTS

329
Die fünfft einred.
Man kan nit achten, das sollich besonder ersuchen100 vnd versamlen der Christen von
nöten seye oder besondere besserung bringen werde. Dann die weil wir vns vernemen
lassen, wir wölten nieman dann die selb willigen zu solchen versamlungen berüffen, So
5 seyen die selbigen one das gewertig101 alles christlichen ansprechens102 vnd lehrens;
hDie anderen werden sichh in solche gemeinschafft nit begeben.
Antwort.
| [97a] | Wir wollen ia nieman berüffen dann die selb willigen. Die selbigen sollen1 aber
als glider christi täglich in aller gotsäligkeit wachsen vnd darzü einander erbawen, vnd
10 des dörffen103 auch die aller volkomnesten. Neben denen sich noch fil mitler104, schwa-
cher brüder, die solches erbawens noch fil meer bedörffen.
Die 6. Einrede.
Sind dann soliche christliche gespräch vnd der alten Catechismi so hoch nutz vnd von
nöten, warumb haben ir sie dann nit lengest angefangen? Wie, das euch das gewissen in
15 dem nun erst erwecket worden ist?
Antwort.
Wers sust wissen wolt, was wir gelehret vnd getriben, der würde1 dise einrede nit ma-
chen. Wir haben von anfang gelehrt, wie das vnsere schrifften, vor 16 vnd 20 jaren
außgangen105, bezeugen, das die Christen müssen eink wäre gemeinschafft im herren wie
20 glider eins leibs mit einander haben vnd sich auch vber alle andere kirchen versamlungen
zu ^im christlichen gespräch, vnderweisung vnd vermanung1 züsamen thün vnd halten
vndm alle einander, ieder nach seinen gaben, in der gotsäligkeit erbawen. Wir habens
auch zu meermalen würcklich angefangen106. Nach dem aber sollichs dem kleineren teil
h)-h) so werden sich die anderen on das S. - i) solten S. - j) wird S. - k) auch S.
1) christlichen gesprechen vnd erweisungenf!] vnd vermanungen S. — m) auch S.
100. Aufsuchen. Götze, S. 70.
101. Bereit zu.
102. Aller seelsorgerlichen Bemühung (im Sinne eines geistlichen Anspruchs: das Angespro-
chenwerden auf den Glauben).
103. Brauchen, bedürfen.
104. Mittelmäßiger (im Sinne ihres geistlichen Lebens).
105. Vor 16 Jahren: Juni 1531 forderte B. in seinem Schulgutachten >Christenlich leeren, cere-
monien vnd leben< die Einsetzung von »verordneten dienern christlicher zücht«. Vgl. dazu BDS 2,
S. 415ff. Im gleichen Jahr wird in Straßburg das Amt der Kirchspielpfleger geschaffen (vgl. BDS 5,
S. 17H.) und die Tetrapolitana, das Vierstädtebekenntnis von Augsburg (1530), wird im Druck
bekannt (vgl. BDS 3, S. 27). - Vor 20 Jahren: Im Jahre 1527 gibt B. zum ersten Male seine >Enarra-
tionum in evangelia . . . libri duo< - vgl. Bibi. Nr. 14 - heraus, in denen sich, besonders in Ausle-
gung von Mt 18, konkrete Forderungen einer brüderlichen Zuchtübung finden (vgl. W. Bellardi,
Die Geschichte, S. 26, Anm. 1).
106. Die Anfänge von Bildungen solcher Zuchtgemeinschaften in Straßburg gehen bis in das Jahr
1545 zurück. Ihr Plan findet sich in der bedeutsamen Denkschrift B.s >Von der Kirchen mengel
vnnd fahl ...<, die am 6. 1. 1546 dem Rat übergeben wird (vgl. diesen Bd., S. ijdff.). Im Februar
1547 erfahren wir von »Versammlungen«, die regelmäßig an St. Thomas (Conrad Schnell) und Jung
St. Peter (Paul Fagius) gehalten werden und den Namen »Christliche Gemeinschaft« tragen.
 
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