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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0382
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378

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

tis episcopis, ordinarijs, Metropolitanis, Synodis et in ipsas1 synodos contra scripturas et
Canones positum et liberum prioris colloquij.
Erstlich mögen keine Christen für ein Bischoffe der | [54] | gemeinden Jhesu Christj
erkennen, dann der sich befleisset, das Bischofflich Ampt zuuerrichten, wie das der
heylige Geist beschreibet ad Timotheum vnnd Titum142. Zum andern11 auch keinem 5
mehr gwalt vber die gläubigen Christj verjehen143, dann die dem Herren Christo zu
weiden. Zum drittenv, so müssen sie auch bekennen, das einem jeden Bischoffe bej den
seinen das gantz Bischofflich Ampt vnuerhindert von menigcklich zu lassen seye. Der-
halben ich einem waren Bischoff zu Rom gern wolte allen den vorgang vor anderen
Bischoffen vnnd obersorge vber die kirchen Christj, so weit er sorgen kann, mit allem 10
dem gwalt Christj zuerkennen helff en, den jm der Heylige Cyprianus144, das Concilium
zu Nicea, Hieronimus, Augustinus vnnd die Concilia derselbigen zelten jhe zuerkennet
haben, Allein das er den braucht, wie hie gemeldet, »ad aedificationem ecclesiarum«145.
Ad § 2: »Die gantze kirch«146: Also haben die alten heyligen vatter vnd Concilia nit
geredt von dem Ampt der Römischen Bischoff wie auch nit das Regenspurgisch 15
buch147. Man wolte auch bej diesem | [55]) articul wol erwegen den bedacht von der
Reformation des Römischen stuls vnnd houes, den etliche Cardinei vnnd Prelaten vor
wenig jharen dem jtzigen Pabst haben gegeben148: Nemlich das er wider die waren
Canones nit dispensiere, es erfordere es dann gewisse besserung der gläubigen, vnd allen
seinen gwalt on Vergeltung brauche etc. Man sehe auch wol an, was der Cyprianus ad 20
Cornelium Romanum Pontificem von abteylung des volcks Christj, das jedem Bischoffe
vom Herren zugeteylet wurdt, geschrieben hat149.

t) Lesart unsicher, möglich auch: impias. - u) am Rand: 2. - v) am Rand: 3.
142. iTim 3,1—7; Tit 1,5-8.
143. Zuerkennen, zugestehen.
144. Cyprian'. Ep. 58,5; 66,5; CSEL 3,2, S. 672. 730.
145. Art. 13, Abs. 1 (lat. Text): »... qua ... potestate sua uti debet... ad aedificationem« {Mehl-
hausen, S. 73).
146. Art. 13, Abs. 2: »... der soll ... die gantz kirchen regieren« {Mehlhausen, S. 72).
147. Das Interim hat B. wiederholt an das Regensburger Buch wie an das Religionsgespräch von
1541 erinnert. An dieser Stelle erwähnt er es expressis verbis. Unabhängig davon schreibt Melanch-
thon am 12. April 1548 an Veit Dietrich (CR Mel 6, Sp. 85 if.): »Liber de quo Ratisponae disserui-
mus, Augustae rursus propositus est principibus et est fuciosor quam antea.« G. Ch. F. Mohnike
(Hg.): Bartholomäi Sastrowen Herkommen, Geburt und Lauff seines gantzen Lebens ...
2. Greifswald 1824. S. 305, zitiert aus diesem Brief Melanchthons: »Vidi librum qui in conventu
Augustano proponitur; est idem ille de quo in conventu Ratisponensi disservimus.«
148. Paul III. hatte 1536 eine Reformkommission berufen, die unter dem Vorsitz von Kardinal
Gasparo Contarini ein >Consilium de emendanda ecclesia< ausarbeitete. Dieser »Reformbedacht«
bereitete auf katholischer Seite den Religionsgesprächen von Worms, Hagenau und Regensburg
1540/41 den Weg. So wenig Wirkung er auch in Rom hatte, so blieb er doch nicht ohne Bedeutung
für Johann Gropper und das Regensburger Buch. Contarini selbst wurde als Legat auf den Reichs-
tag von Regensburg geschickt. Vgl. H. Rückert'. Die theologische Entwicklung Gasparo Contarinis.
Bonn 1926; RGG 1, Sp. 1865; 5, Sp. 71 ff.; L. von Ranke'. Die römischen Päpste. 3. Aufl. Wiesba-
den 1957. S. 9dff.
149. Cyprian: Ep. 58,5; 66,5 (Nachweis in Anm. 144). Für B. ist der »volle gwalt« des obersten
 
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