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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0393
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■}. BRIEFMEMORANDUM

389

dem Dionisio210, das die Eiteren Kirchen für die jm glauben verschieden wol gepetten
haben, Das Got den verscheidnen wolte jre sunde verzeyhen vnnd sie in | [81] | seine
ewige Ruhe vffnemen: Aber nit der meinung, das sie daran gezweyflet hetten, das die
verscheidnen jm glauben nit solten schon von sunden loß vnnd bey dem herren in
5 freuden sein - dan sie Got darvmb in jrem gepet für die verscheidnen gedancket haben -,
Sonder haben darvmb den verscheidnen solichs gepetten, das sie wolten also die ver-
scheidnen auch mit jrem gepet gleich hingeleiten, Got für sie dancken vnnd mit jnen die
nachbleybende gemeinschafft bezeugen vnnd jnen die empfangene gnad, für jre maß,
auch mit bekennen vnnd bestettigen vnnd die nachbleybenden damit besseren. Diese
10 vrsachen zeiget der Dionisius an. Darvmb die Kirchen den todten haben gepetten vmb
das sie doch bekenneten, sie schon empfangen haben, nemlich verzeyhung der sunden
vnnd ewige ruhe.
Epiphanius Contra Arium211 zeiget diese vrsachen an, das die Kirchen damit bezeu-
geten, das die verscheidenen bey dem Herren noch leben vnnd das wir werden wider
15 mit jnen zusamen komen vnd | [82] | das sie auch mit solichem gepett dem Herren
Christo seine ehr geben vnnd bekennen, das nieman Rhein von sunden seye dan Chri-
stus der Herre allein vnnd das der alle gläubigen von sunden reinigen muß.
dZun zeittend aber Augustini212, Chrisostomi213 vnd hernaher, da hat man angefan-
gen zudencken, das ein mittel hauff der verscheidnen sein solle, dem das gepett der
20 Kirchen nutz seye, Entweders zu völliger verzeyhung der sunden oder zu ringerung214
der verdamnuß, dan sie haben gemeint, die gar frommen dorffen sein215 nicht, die gar
verdampten hülffet es nit. Aber das sein menschliche gedancken, vngemeß der tröstli-
chen zusage vnnsers lieben herren Jesu: wer mein wort höret vnd glaubet dem, der mich
gesandt hat, der hat das Ewig leben vnnd komet nit in das gericht, sonnder ist vom todt
25 zum leben hindurch getrungen. Johan. 5 [24].
Nun machet aber dabey auch das einem Christen menschen, der ie in allen Sachen vor
allem vff | [83] | gottes wort solle sehen, billich nit ein geringes bedencken, das in aller
H. Schrifft nit ein wort oder exempel gefunden wurdt solches vorbittens für die todten.
Wir haben 115 Psalmen216 vnnd sunst souil gebet in der Bibel, aber der verscheidnen
30 wurdt doch mit einem wort in den allen nit gedacht; vnnd vermanet doch der Apostel so
vberfleyssig zum gepet vnnd auch zu furbitt für andere, aber nur die noch hie leben.
Nun jst aber gewiß: Kein einigs nottwendigers stuck zur Seligkeit ist weder jm betten
oder sunst, das die Apostel nit trewlich gelehret haben; auch jn denen Schrifften, die vns
verlassen haben, Die gewissen Apostolischen Traditionen, Als das man der gläubigen
d)—d) Or.: Zum zweitten (Abschreibfehler ohne Sinn).
210. (Pseudo-)DzowyszMS Areopagita: De ecclesiastica hierarchia 7; MSG 3, Sp. 559.
211. Epiphanius: Adversus Haereses 3, 1, 75, 8.9; MSG 42, Sp. 513ff.
212. Augustinus: Enchiridion ad Laurentium 110; CChr ser. lat. 46, S. io8f.; De octo Dulcitii
quaestionibus 2; CChr ser. lat. 44 A, S. 27iff.; De curapro mortuis gerenda 1; CSEL 41, S. 622.
213. Chrysostomus: In Primam ad Corinthios Ep. Commentarius. Homilia 41,4; MSG 61,
Sp. 361E
214. Erleichterung (Ermäßigung = Verkürzung).
215. Dessen.
216. Sind nur die Gebetspsalmen gezählt? Oder ist 115 eine Verschreibung aus 150?
 
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