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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0394
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Kinder Teuffet, den Sunnentag feyret, das H. abentmal morgens haltet vnnd derglei-
chen, die haben als217 jre Exempel vnnd grundt in der H. Schrifft, darauß man sie wol
Schliessen kan. Hieuon aber, das man efur die6 verscheidenen bette, hat man die gering-
ste anzeige nit weder in alten noch newem Testament.
| [84] | Darvmb welche auß guttem vertrawen vff das wort des Herren218, das zu jm 5
komen vnd selig sind alle, die jm glauben seines namens verscheiden, die Hingescheide-
nen gläubigen dem Herren einmal befolhen vnnd danncken jm für sie, gedencken jr mit
freuden vnnd gottes lob, die soll man warlich nit schelten weder einer vnmenschlichen
vnmilte219 gegen jren mitgenossen jm herren noch verdambtes freuels gegen dem her-
ren, ob sie gleich Got nit bitten, das er der verscheidnen jre sunde verzeyhen wolle vnnd IO
sie in seine ruhe vffnemen, weil sie nit zweiflen, jnen seyen schon jre sundt verziehen
vnnd seyen in die ewigen Tabernacul220 vffgenomen.
Die verscheidnen in Christo seind ja noch eins mit vnns durch den Geist vnnd leben
mit vns in Christo. Darvmb waf wir jnen vergessen, nit lust vnnd liebe zu jnen hetten,
nit begereten, vns wider mit jnen jm herren zufrewen, betten mit jnen vnnd vnns vmb 15
die selige vfferstentnuß, warlich so were in vnns ein gar vngottliche vnmilte vnnd ein
grewlicher freuel wieder | [85] | den herren, der vns in jm selb so seliglich hat vereiniget.
Nun aber wir vnnser lieben verschiednen bruder nit vergessen, dancken got für jr heil,
bitten, das sie mit vnns durch die selige vfferstendtnuß volkomen werden, So hat vnns
warlich niemandts einiger vnmilte gegen vnnßeren heimgescheidnen bruderen noch 20
freuels gegen dem Herren zubeschuldigen, ob wir gleich jnen nit bitten vmb verzeyhung
der sunden, dieweil nit allein wir nicht, sonder auch die eiteren vnnd besten Kirchen nit
zweyflen, sie haben die schon.
So nun vnnser lieber herre Christus hat vns jm H. Abentmal heyssen thun, das er
gethan hat, Vnnd er in dem freylich alles das hat gethan, das wir in diesem werck, jm zu 25
ehren vnnd zum heyl seines volcks, jmmer meer mögen thun, vnnd doch keiner hinge-
scheidenen da gedacht hat, weder den gar heyligen oder der ge- | [86] | brechlichen, wie
man auch jm alten Testament bey dem opfer werck der todten keine gedechtnus hat
gehalten, das man doch eben das opffer hat in vorgenden gedechtnus geopfert, das wir
opfren, wie wir dan mit jnen einen Got vnnd einen Christum haben. Wer ja diß alles 30
wolte Christlich bedencken, der solte je gnug haben, das wir Got, wie gemeldet, vmb
die gnad, die er allen denen, die in seinem glauben verscheiden seindt, bewisen, dancken
vnnd jn bitten, er wolle jnnen vnnd vns geben, das wir, durch die selige vfferstendtnuß
gantz erneweret vnnd volkomen gemacht, jne sambtlich ewiglich loben vnnd preisen
vnnd vnnser leben hie also fueren, wie denen zustoht, die da trachten nach dem, das 35
droben, da vnnser Herre Christus sitzet zu der gerechten des vatters221.
e)—e) korr. aus: ... wie.
£) der Schreiber hat wahrscheinlich die ältere Konstruktion (wa mit Gen.) nicht mehr gekannt.
217. Immer.
218. Beati qui in Domino monnntur. [Marg.J. - Off 14,13.
219. Unbarmherzigkeit, Hartherzigkeit.
220. Tempel, Hütten.
221. Vgl. Kol 3,1.
 
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