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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0396
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Von den Ceremonien vnnd brauch der Sacramenten231
Kundtlich ist, das aller geprauch der Sacramenten vnnd alle Ceremonien sollen allein
darzu diennen, das man die gnad Gottes in vnnserm Herren Jhesu Christo desto baß
erkenne, hertzlicher begere vnnd mit ernsterem glauben anneme, vnd das der
| [90] | glaube jmmer meer gesterckt werde zu allen gutten wercken. Darvmb müssen 5
alle solche Ceremonien, Zeichen vnnd geperden dar vnnd verstendtlich, dapffer232 vnnd
mit grosser andacht verrichtet werden, Sollen auch nach art des newen Testaments
wenig sein, wie Augustinus sagt. Dan wa Zeichen vnnd Ceremonien jn gottes wort
keinen grundt haben vnnd von des schweren mißbrauchs wegen nun lengist bey den
waren Christen in schwere abschew233 körnen sindt, da muß man sich ja hieten, das man 10
nit erst das wort vnnd die Sacrament des Herren vmb menschlicher gepreng willen
veracht vnnd abscheuehlichh mache, Oder mit vngotseliger haltung in die erschreck-
liche verdamnuß fallen, damit der herre verdammet Esaia234, auch die Sacrament vnnd
Ceremonien, die er selb hat eingesetzet, So es dan auch die Eltisten vnnd besten Kirchen
in solchen onnotigen Cerimonien nie gleich gehalten vnnd auch gelehret haben, Das 15
man jeder Kirchen | [91] | jn solchem jre freyheit soll lassen, so werden freylich alle, die
das Reich vnnsers Herren Jesu vnnd wäre einigkeit vnnd besserung der Kirchen von
hertzen vnnd mit verstendigem eyffer suchen, daran gnug haben, das man jm brauch
deren Zeichen vnnd Ceremonien, die der herre nit gepotten, die auch noch heuttigs tags
nit allenthalben gleich gehalten werden, also nahe zusamen rucke, als man das thun kan 20
zur vffbawung des glaubens an Christum235.
Ad 3., 4. vnnd 5. §236: Sancta gehören sanctis, vnnd schuldig machten wir vnns am
leib vnnd Blut des Herren, wa wir solten diese heiligste Handlung des Abentmals Chri-
sti den Leutten zur abschewhe vnnd Verachtung furbringen. In alten vnnd besten Kir-
chen hat man doch die messen Christi das merertheyl237 allein vff die Sonnentag gehal- 25
ten, vnd schreibt der H. Augustinus ad Januarium, das man die Kirchen solle | [9z] | in
dem frey lassen238. Man lehre aber das volck vffs trewlichest, was nun sie von dieser
heyligsten handlung mögen haben, wa sie diß recht halten helffen, vnnd halte sie dan mit
denn gläubigen vnnd bewerten Christen, wie es der herre beuolhen vnnd hieoben dar-
gethan ist, So offt man die haben kan. Man soll sich ie hieten, das man dieses heyligist 3°
werck nit dahin richte, das der Herre darwider schreye, wie er wider der alten opfer
geschrawhen hat: Nemets hin, sie seind mir ein grewel vnnd ein last, jch mag sie nit mehr
gedulden. Esa. 1 [13f.J.
h) möglich auch: abschewlich.
231. Art. 26 »Von den ceremonien und gebrauch der sacramenten« {Mehlhausen, S. 134-144).
232. Mit Nachdruck, eifrig.
233. Verachtung.
2-34- Vgl. Jes 1,13k
235. Vgl. >Ein kurtzer berichn, f. 5 a.
236. Art. 26, Abs. 3: täglich zwei Messen in jeder Stadtpfarrkirche, sonntäglich eine Messe in
jeder Dorfkirche; Abs. 4: Ermahnung zur Teilnahme an der Messe und an der Unterweisung über
ihren rechten Gebrauch; Abs. 5: Auslegung des Meßkanons für das Volk {Mehlhausen, S. 134/136).
237. Größtenteils, meistens.
238. Augustinus'. Ep. 54,9; CSEL 34,2, S. 168.
 
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