Martin Bucers Deutsche Schriften

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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Ach, lieber Herre gott, wer khonde doch gnugsam erkhennen, bedennckhen vnnd
bejameren allen den hon vnnd verlezung göttlicher Maiestet, alle die anstosse,
abbruch12 vnnd Zerstörungen13 der gotseligkheit, sterckhe, furschub13 vnd beforde-
rungq aller Gottlosigkheitr jn unsern vnnd anderen Nationen, bey guten, schwachen
vnnd bösen leuthen, so daher wurde khommen, wa wir solten von so langers vnnd so 5
frey gelerter vnd bekhanter reinen Religion Christi jn lehre, Sacramenten vnd zücht also
weit zuruckhtretten, als weit die wort das forderen. Wo wir ye nicht wollen14 »zu den
annderen Stenden tretten vnd vns mit jnen rjn haltung gemeiner Christlicher kirchen
Satzungen1 vnnd Ceremonien aller dingen vergleichen«, | [138b] | das wir vns doch mit
uvnser kirchenv lehr vnnd ordnungu, dem radtschlage des Interims »jn alle weg gemes 10
halten vnnd weitter nicht greiffen noch schreiten«. Vnd ob wir vns weitter eingelassen
hetten, das wir vnns »alsdann bemeltem radtschlage jnn alle weg gleichförmig halten
vnnd gäntzlich darbey bleiben«, vnnd nemblich, so wir darbey auch müssen gedulden,
das wir ausgerufft werden als die »newerung haben furgenomen wider die Ordnung vnd
Satzung gemeiner Christlichen kirchen«, bey wolichen die andere Stende »sollen be- 15
stenndigclich beleihen, verharren vnnd dauon nicht abweichen noch verennderung
furnemenw.«
Dann was das für ein bereitung zu dem Concili sein* oder was es zu beförderung
vnnd erlanngung volkumner Christlicher Vergleichung dienen möge, dasy schon so
klar vnd ernstlich erkhennet vnnd vor gevrteilet wurdt, das der annderen Stennde lehr 2.0
vnnd kirchengebreuch2, wie sie die yezunder haben, die Ordnung vnnd sazung sein
sollea gemeiner Christenlicher kirchen, bey denen sie, die anndere Stennde, gäntzlich
verharren vnnd beständig bleiben, vnnd zu denen wir, die dagegen genewert haben,
widerkheren sollen, hattb auch ein yeder einfältiger Christ wolc zugedenckhen.
Wblliched menschen vff erden khonndene da her annders verneinen, dann das alle 25
Verbesserung der kirchen jn lehre vnnd Sacramenten vnnd zücht, die wir von dem
Concili oder sonnst mögen zuerwarten haben, annders nichtsf solle sein, dann das wir
vnns zu den selbigen der annderen Stennden kirchen Ordnungen® vnnd Ceremonien
p) zurstörung L. - q) beschwerung, darüber add.: beschirmung (Verlesung) L.
r) gottloßickeiten L. - s) lang B, L.
t) —t) in gemeiner christlicher haltung vnd kirchen Satzungen B, L; A hat hier die Wortfolge des
IT (Interim-Text v. 15. 5. 1548. In: Das Augsburger Interim. Hg. von]. Mehlhausen. Neukirchen-
Vluyn 1970; hier S. 34) wie auch des ersten Straßburger Gutachtens vom 29. Mai 1548 (»Welcher
Massen ...<) AST 49, 21, f. 245a S. oben S. 442k
u) -u) vnser lehr vnd kirchen Ordnungen B; vnser leer vnd Ordnung L; hier zitiert B nach IT
{Mehlhausen, S. 34) und Gutachten vom 29. Mai (abweichend von A).
v) add.
w) »...« sind wörtliche Zitate aus der >Propositio< zum Interim, Abs. 9 {Mehlhausen, S. 34).
x) fehlt L. - y) da L. - z) kirchengebreng B, L. - a) sollen B, L.
b) das Hat L. - c) fehlt L. - d) Denn welche L.
e) körnen L. - f) nicht L. - g) Satzungen B; sazung L.
12. Verluste, Schädigungen.
13. Hilfe, Beihilfe.
14. Der folgende Text ist Zitat aus der >Propositio<, f. 3 {Mehlhausen, S. 34, Z. 3-10 und S. 32,
Z. 36f.).