9. BUCER AN DEN KURFÜRSTEN VON BRANDENBURG
473
wider aller dingen vnnd gantzlich ergeben vnd yezunden als bald mit annemung des
Interims den grosseren11 weg zu disem zil gännzlichs wider ergebens1 | [139 a] | jnn
alles Pabstumb anlauffen. Namblich dieweyl vns auch dis Interim nicht weitter oder jnn
annderen articulen für gut vnnd Christlich k- wiert nicht furgeben -k, sonnder allein
5 zugelassen dann so weit vnnd jn denen Articulen, so weit vnnd jn wollchen Articulen
diß Interim der annderen Stennde1 religion vnnd kirchen lehre, Ordnung vnnd sazungen -
wolche auch die war Christlich religion hie, nichtm sine Emphasi15, geprisen wirt
nicht zu wider ist.
Vnnd als hie bey gesezet ist n- zu recht Christlichem verstand -n, were seche nicht,
10 wie der gegen theil vnd die Bischoue, wa die lieben kirchen mit jren getrewen predigern
jrer° jurisdiction sollen wider heim gestehet werden, die müssuerstendigen16 ort dises
Interims - deren zwar nit17 wenig seind -, deuten vnnd dann darob die frommen predi-
ger gefaren18 vnnd von jren diensten zu letst vertreiben?
Nun vber diß alles mus einem yeden Christen ganntz beschwerlich sein, das die zwen
15 Articul von der gannzen Communion der Eucharistien vnnd von der Priester Ehe von
den anderen Articulen jnn dem ausgenomen seinp, als die der war Christlichen Religion,
kirchenlehre vnnd Ordnung ganntz entgegen vnnd zu wider seyen. So doch in qallen
denq, darjnn wir von derr annderen Stennden kirchenhaltung getretten, nicht zwen
Articul sind, die nit alle, so nur gemeines Christlichen verstannds seind, der swar
20 Christlichen Religion, kirchenlehre vnnd ordnungens gantz gemes vnnd vor allen ann-
deren Christlich Vnnd notwenndig1 zuzulassen sein, erkhennen11. Aus was gründ nun
vnndv vorhaben die so armen verkherten leut, der Bapst vnnd seine Bischoffe, die
sachenn hinbracht vnnd dis erhalten haben, das ist beyw E. Churfl. gn. on verborgen. So
habens zwar die Bischoue selb zuuil grob jn jrer ersten | [139b] | anndtwort vff das
25 Interim dargethon19. Vber diß sind jn dem Interim, das mir furgegeben, nicht wenig ort
jnn das erger verenndert20.
h) grossen L. - i) widergebens L. - k)-k) (nit furgegeben) B, L.
1) gestr.: der. - m) auch hie die war Christlich Religion nit L.
n)—n) (zu rechtem christlichen vorstand) L. — o) ire L.
p) sint L. - q)-q) allem dem B; allen dem L. - r) korr. aus: den.
s) waren Christlichen Religion, kirchenlehre vnnd Ordnung L. - t)-t) fehlt B, L.
u) erkhennt A; erkennen B, L. — v) add.: was B, L. - w) fehlt B, L.
15. Nicht ohne Nachdruck (sehr betont).
16. Mißverständlichen.
17. Wahrlich; in der Tat.
18. Gefährden.
19. Die erste Stellungnahme der geistlichen Kurfürsten und der katholischen Fürsten zum
Interim am 9. April 1548 war zur Enttäuschung des Kaisers schroff ablehnend. Text der Schrift bei
G. Ch. F. Mohnike (Hg.): Bartholomäi Sastrowen Herkommen, Geburt und Lauff seines gantzen
Lebens ... 2. Greifswald 1824. S. 32off.; A. v. Druffel: Beiträge zur Reichsgeschichte 3. München
1873ff., S. 98ff.; L. v. Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (Akad. Ausg.)
5. S. 38ff. u. a. m. Weitere Hinweise in Pol. Cor. 4, S. 905, Anm. 1. Das zweite Bedenken war in
versöhnlicherem Tone gehalten, aber nicht weniger ablehnend (Pol. Cor. 4, S. 927, Anm. 3).
20. Der mehrfach wiederholte Vorwurf gegen die inzwischen erfolgte Änderung des IT findet
sich auch in dem Gutachten vom 28. Mai (s. oben).
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wider aller dingen vnnd gantzlich ergeben vnd yezunden als bald mit annemung des
Interims den grosseren11 weg zu disem zil gännzlichs wider ergebens1 | [139 a] | jnn
alles Pabstumb anlauffen. Namblich dieweyl vns auch dis Interim nicht weitter oder jnn
annderen articulen für gut vnnd Christlich k- wiert nicht furgeben -k, sonnder allein
5 zugelassen dann so weit vnnd jn denen Articulen, so weit vnnd jn wollchen Articulen
diß Interim der annderen Stennde1 religion vnnd kirchen lehre, Ordnung vnnd sazungen -
wolche auch die war Christlich religion hie, nichtm sine Emphasi15, geprisen wirt
nicht zu wider ist.
Vnnd als hie bey gesezet ist n- zu recht Christlichem verstand -n, were seche nicht,
10 wie der gegen theil vnd die Bischoue, wa die lieben kirchen mit jren getrewen predigern
jrer° jurisdiction sollen wider heim gestehet werden, die müssuerstendigen16 ort dises
Interims - deren zwar nit17 wenig seind -, deuten vnnd dann darob die frommen predi-
ger gefaren18 vnnd von jren diensten zu letst vertreiben?
Nun vber diß alles mus einem yeden Christen ganntz beschwerlich sein, das die zwen
15 Articul von der gannzen Communion der Eucharistien vnnd von der Priester Ehe von
den anderen Articulen jnn dem ausgenomen seinp, als die der war Christlichen Religion,
kirchenlehre vnnd Ordnung ganntz entgegen vnnd zu wider seyen. So doch in qallen
denq, darjnn wir von derr annderen Stennden kirchenhaltung getretten, nicht zwen
Articul sind, die nit alle, so nur gemeines Christlichen verstannds seind, der swar
20 Christlichen Religion, kirchenlehre vnnd ordnungens gantz gemes vnnd vor allen ann-
deren Christlich Vnnd notwenndig1 zuzulassen sein, erkhennen11. Aus was gründ nun
vnndv vorhaben die so armen verkherten leut, der Bapst vnnd seine Bischoffe, die
sachenn hinbracht vnnd dis erhalten haben, das ist beyw E. Churfl. gn. on verborgen. So
habens zwar die Bischoue selb zuuil grob jn jrer ersten | [139b] | anndtwort vff das
25 Interim dargethon19. Vber diß sind jn dem Interim, das mir furgegeben, nicht wenig ort
jnn das erger verenndert20.
h) grossen L. - i) widergebens L. - k)-k) (nit furgegeben) B, L.
1) gestr.: der. - m) auch hie die war Christlich Religion nit L.
n)—n) (zu rechtem christlichen vorstand) L. — o) ire L.
p) sint L. - q)-q) allem dem B; allen dem L. - r) korr. aus: den.
s) waren Christlichen Religion, kirchenlehre vnnd Ordnung L. - t)-t) fehlt B, L.
u) erkhennt A; erkennen B, L. — v) add.: was B, L. - w) fehlt B, L.
15. Nicht ohne Nachdruck (sehr betont).
16. Mißverständlichen.
17. Wahrlich; in der Tat.
18. Gefährden.
19. Die erste Stellungnahme der geistlichen Kurfürsten und der katholischen Fürsten zum
Interim am 9. April 1548 war zur Enttäuschung des Kaisers schroff ablehnend. Text der Schrift bei
G. Ch. F. Mohnike (Hg.): Bartholomäi Sastrowen Herkommen, Geburt und Lauff seines gantzen
Lebens ... 2. Greifswald 1824. S. 32off.; A. v. Druffel: Beiträge zur Reichsgeschichte 3. München
1873ff., S. 98ff.; L. v. Ranke: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (Akad. Ausg.)
5. S. 38ff. u. a. m. Weitere Hinweise in Pol. Cor. 4, S. 905, Anm. 1. Das zweite Bedenken war in
versöhnlicherem Tone gehalten, aber nicht weniger ablehnend (Pol. Cor. 4, S. 927, Anm. 3).
20. Der mehrfach wiederholte Vorwurf gegen die inzwischen erfolgte Änderung des IT findet
sich auch in dem Gutachten vom 28. Mai (s. oben).