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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0481
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9. BUCER AN DEN KURFÜRSTEN VON BRANDENBURG

477

nung vonq E. Churfurstl. Gn. vnnd Magister Eyslebio42 empfangen, man werde
nicht vff Mise aller stuckh tringen noch die kirchen damit vbereylen, sonder vor43
Synodens halten vnnd alles mit fuglicher maß vnd lundigkheit44 anrichten, vnnd zuuor
versechen, das die genannten Bischoue sich zw‘ wahrer Religion vnnd lehr der
5 | [141b] | Justification, auch sonnst zu Christlicher reformation begeben. Vnnd ob
dann auch schon bey vnns nicht so genaw alles, das jm Interim Stadt, gehalten wurde,
das man niemandt deßu so bald wurde erfarenv. Man hielte doch die x gebott nicht so
genahew.
Nun aber khomen dise ernnste wort, das wir alle dises teils, es sey bey vnns xjm
10 eussern kirchen thum gestaltet*, wie es wolle, vnß doch sollen jnn vnser kirchen lehre
vnnd Ordnungen7 dem Interim aller ding gemes vnnd gleichförmig halten, darüber
nicht schreiten noch greiffen, Sonnder gäntzlich darbey beleihen45. Vnnd sollen doch
die anderen pleiben, wie sie sind. Derhalben man sich von den Bischouen nicht wolz
annders mag versechen. Dann wie gern sie jnen selb vnnd andern jn vbertrettung der
15 zehena vnnd aller Gottes gebott zusechen, daß sie doch von vnns mit höchstem ernnst
wurden erforderen alles, das vnns jm Interim wirdt vferlegetb, vnnd das on Gottes, ja,
auchc wider Gottes wort, am aller hertesten.
Nund werden E. Churfurstl. gn. freilich noch der mainung sein, wie da jch bei jr
war, das sie das Interim nitt wollen helffen vnnsern kirchen aufladen, es nemens
20 dann die Bischoue auch an, wie dann eHerr Christoffel Karlowitz6 sagt, das auch sie
gesinnet weren46. Derwegen jch fauch michf nie anderer meinung mit dem Interim
habe eingelassen, dann so ferr es mochte ein mittel sein Christlicher concordi, das
q) korr. aus: wann. - r)-r) alle diese B, L. - s) korr. aus: ein Synodum.
t) in B, L. — u) korr. aus: daß. — v) erschrecken; erführen B; gefehren L.
w) gnaw B; genaw L. - x)-x) in vnsern kirchen thun gestalt [!] L.
y) so IT, B; Ordnung L. - z) vil L. - a) korr. aus: zethen.
b) auffgelegt L. - c) fehlt L. - d) Es B, L.
e) —e) H. Christoff von Carlowitz B; her Christoff von Carlwitz L.
f) -f) mich auch L.
42. Vgl. Anm. 23: Johann Agricola verteidigte das Interim wie sein Kurfürst Joachim II., weil er
mit großzügiger Anwendung bzw. Nichtdurchführung in den protestantischen Territorien vor
allem im nördlichen Teil des Reiches rechnete. Seine »Mitarbeit« am Interim dürfte sich im wesent-
lichen auf die dt. Üb. der »Märzformel« beschränkt haben. Vgl. auch Mehlhausen, S. 14, Anm. 18.
43. Zuvor.
44. Lindigkeit (Sanftheit, Behutsamkeit).
45. In der >Propositio< zum Interim heißt es: »Aber die andern stende, so newerung fürgenomen,
ersuchen ir kaiserliche maiestat, ... das sie ... sich doch mit irer leer und kirchen Ordnungen bemel-
tem ratschlag inn allweg gemeß halten und weiter nit greiffen noch schreitten, ... bemelten ratschlag
in alweg gleichförmig halten und gentzlich dabey bleiben ... {Mehlhausen, S. 34, Z. iff.).
46. Christoph von Carlowitz, erst herzoglicher, dann kurfürstlicher Rat bei Moritz von Sachsen,
war Gesandter seines Fürsten beim Kaiser, bes. in den bewegten Märztagen des Jahres 1546 in
Regensburg, nahm am Reichstag von Augsburg teil und versuchte, in der Frage des Interims zwi-
schen seinem dem Kaiser verpflichteten Kurfürsten und den Landständen zu vermitteln. Immerhin
war Moritz Kurfürst von des Kaisers Gnaden geworden, was wiederum zu einer Distanzierung der
Herzöge von Bayern, die mit dem Kurhut gerechnet hatten, von Karl V. geführt hatte. Zu dieser
Briefstelle vgl. HZ 47, 1882, S. 334f- (Anm. 1).
 
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