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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0497
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io. GNAD, TROST VND STERCKE

493

vns seinem seligen joch nitt wollen gentzlich vnderwerffen vnd seinem wort vns gar
ergeben, so wolle er vns der gottlosen heiden vnnd Tyrannen vnd auch des Teuffels joch
in abgöttereyen vnnd allen argen vfflegen. Nun sehen vnd greiffen wir, gn. Herrn, das
der gerecht gott diß trewen eben ernstlich hatt angefangen, an vns zuerfullen.
5 Darumb ermanen wir E. gn. vnd bitten die durch vnseren herrn Jesum Christum vnd
das ewig hayl jr selb vnd der gantzen gemeinden, sie wollen vermelte anklag gottes vnd
der menschen wider vns, das vns gott das selige Reich seines Suns hatt so herlich geof-
fenbaret vnd wir aber demselbigen in souilen stucken offenbar vnd wissentlich65 entge-
gen handlen, nit gering achten oder diß vnser anregen dauon in jetziger Deliberation66 -
io dazu vns warlichen nichts dan die eusserste nott vnser vnd souiler kirchen gottes, die
vor äugen, vnd die pfflicht vnsers ampts treibet - nicht für vnnötig, vnzeittig oder un-
fruchtbar verschetzen67. E. G. wissen ja vnd sehen: solle vns geholfen werden, das wir
bei der waren Religion Christi mögen bleiben, so muß es gott mitt lautter wunderwerk-
ken thun. Der ist nun ein geist vnd die warhait vnd will, das wir jn jm gayste vnd der
15 warhait anbetten68 vnd jm dienen. Derhalben, wollen wir fruchtbar vmb seine Religion
handlen, müssen wir dieh gründlich erkennen, wol besehen, was wir der halben bekant
vnd vns in vnser Confession geruhmet vnd erpotten haben, vnnd, so wir das bißher so
vbel ins werck gerichtet, bei vns in der thatt haben so schwechlich sehen lassen, müssen
wir das vor Kay. Mt. frey bekennen vnd die besserung dessen in der warhait vnd als vor
2.0 gott versprechen, die auch als bald im werck angreyffen vnd beweisen69. One das wurdt
in der warhait - die wir doch zwar in den henden haben vnd greiffen - all vnser handlen
der Religion halben nitt allain nichtig vnd vergeblich sein, sonder der zorn gottes jmmer
schwerlicher1 wieder vns erwecket vnd vbel erger gemachet. Dan wan man sich nit an jn
vnd zu seinem wort von gantzen hertzen bekert, so ist im alle Religion, werck vnd
25 wandel ein grewel vnd vntreglicher last, mags nitt leiden, wie ers so ernstlich bezeuget
| [222a] | an so vilen orten seiner h. propheten vnd besonders mit erschröcklichen
Worten Jesaiae 1 [uff.], Jeremiae 7 [3ff.] vnnd Psal. 50 [16-22], da also gelesen wird:
Aber zum gottlossen spricht gott: was verkindigestu meine rechte vnnd nimmestk mei-
nen bund in deinen mundt? So du doch zücht hassest vnnd wirffest meine worte hinder
30 dich? wan du einen dieb siebest, so lauffestu mit mit1 jm vnnd hast gemeinschafft mitt
den Eebrechern; dein maul lestu beses reden, vnnd deine zunge treibet falschait; du
h) die die (Duplographie) A, B.
i) A, B; schwerlich D. (Auf f.221 u. 222 ist mehrfach der Lesart von A, B der Vorzug gegeben.
Der Schreiber von A ist gebildet und gewissenhaft, deshalb die exakte Abschrift von Abschrift.).
k) meinest A, B. — 1) möglicherweise Duplographie; mit A, B.
65. Mit Bewußtsein.
66. Diese Bezeichnung gibt das Stichwort für den später gewählten Titel >Deliberation ...<; vgl.
Anm. 1.
67. Gering achten, in den Wind schlagen.
68. J04, 24.
69. Das ist eine - selbst für B. - seltene und seltsame Überlegung: Rat, Prediger und Gemeinden
sollten vor dem Kaiser ihre »Versäumnisse in der Religion« bekennen und Besserung geloben. Ist
der Kaiser für B. - ebenso wie offenbar für Luther - Obrigkeit von besonderer Qualität? Das wäre
zu untersuchen.
 
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