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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0526
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522.

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

denn zu grewlichster Zerstörung des warenn glaubens vnsers herren Jesu Christi, als ob
der priester durch das opfferenn den verdienst Christi, welchen er weite, lebendigenn
vnnd todten, hette zuzuteilenn.
Das ist aber ein fehl153, das hie gesetzet ist, die Religion vnnd das opferen kemme von
der natur her154. Dan got selb die Religion durch die erstenn H. Vatter vnnd seinen 5
H. geist geleret hat. Die verkerte natur der menschen hat sie“ wol verwüstet vnnd
zerstöret.
Der ander vnnd schwärer fei ist, das diß opferen der messenn wirt allso dargebenn155,
als kunt es recht vnnd fruchtpar gehaltenn werdenn one außteilung der H. Sacramenten,
welchs gentzlich ist wider die einsatzung des herrenn vnnd den brauch allerv Altenn 10
kirchenn. Dann der herr, so bald er zu dem brod vnd kelch gedancket, hat ers bede
seinen jüngeren gegebenn vnd gsagt: Essenn vnd drincken darauß alle! vnnd darauff
erst: Das ist mein leib, vnd das ist mein blut etc. vnd thun wmir dasw zu gedechtnuß156!
Darumb ist bey den Altenn kirchen allwegenn ein ampt gewesen des herren abentmal
vnnd gedechtnuß seines tods mit gemeinen gepetten vnnd opferx haltenn vnd die 15
H. Sacramenten auspendenn.
| [234 a] | Nun aber y sie auß den vätteren fürbringen, Christus vnser Herre habe sich
selb auch jm h.abentmal dem vatter gopfert vnnd auch vnns in dem ampt zu opferen
befolhenn, das darff guttez erklärung, die im buch157 wol zum theil gesetzet ist, darff
aber doch, das es baß erkleret werde. 2.0
Gott in seiner gemeinde etwas vffopferenn heist in der H. schrifft ander nichts, dann
etwas in der göttlichen gmein fürbringenn vnnd bekennen, das es gottes gab vnnd vnns
auß seiner luteren gute vnnd durch den einigen mitler, seinen lieben son, vnsem herren
Cristum, zukomen sye; jm darpey durch den selbigen, seinen lieben son, darumb vnd
vmb alle guthaten danckenn, sich selb vnnd alles im ergeben3, vmb seinen segen vber die 2.5
solche ding, gott zuehren dargegeben, vnnd vber die dargeprachten gaben gottes pitten;
vnnd das alles durch den einigen Messiam, vnserenn herren Jesumb Christum, des
opfer, am creütz volbracht, darauff auch die altenn all jr vertrawenn gesetzet0, ist in den
opferen vnnd nemblichen den schlacht vnnd Sündopferen allwegenn besonders vorbil-
det wordenn. 3°
Auß dem verstant habenn die H. Vatter wol etwan gesagt, der herr habe auch jm
h. abentmal sein leib vnnd blut vffgeopffert; dardurch habenn sy aber nichts anders0
u) fehlt A, B. — v) der A, B. — w)—w) das mir E.
x) opfren E, A, B, K. - y) das E, A, B, K. - z) guter E.
a) add.:vndinE. - b) fehlt E.
c) gesetz D. — d) add. D; anders nit E, A, B, K.
153. Fehlurteil, falsche Lehre (hier: die naturrechtliche Begründung der Religion).
154. IT, Art. 22, Satz 1: »Gleicherweiß als die natur eingefuert hat die religion, ..., also auch die
ceremonien usw.« Die Gegenargumente B.s hier sind ein Beitrag zu seiner Definition des Begriffs
Religion und dessen Gebrauch in seinen Schriften (= Offenbarung).
155. Dargestellt.
156. B. bezieht sich hier auf die paulinisch-lukanische Tradition, die den Charakter des Abend-
mahls als Gedächtnismahl unterstreicht. Vgl. iKorn, 23ff.; Lk22, iyff.
157. Zu den Zeugnissen der Kirchenväter vgl. Mehlhau-sen, S. 114-123.
 
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