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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0531
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io. GNAD, TROST VND STERCKE

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im glauben nit solten schon von sünden loß vnnd bey dem herenn in freüden sein - dan
sie gott drumb in jhrem gebett für die verscheidenen gedancket haben sonder haben
darumb den verscheidenen vsolichs gepetten, das sy wolten allso die verscheidnenv auch
mitt jrem gebett gleich hingeleiten, gott für sie dancken vnnd die nachbleibende gemein-
5 schafft mit jnen bezeugen vnnd innenw die entpfangene gnade für ire maß auch mitt
bekhennen vnd bestettigen vnd die noch bleibenden damitt besseren.
Disse vrsachen zeyget der Dionisius an, darumb die kirchen den thoten haben gebet-
ten, das sie doch bekhennten, sie schon empfangen haben.Epiphanius176 Contra
Aeriumx zeiget die vrsach an, das die kirchen damitt bezeugeten, das die verscheidenen
10 bey dem herren noch lebeten vnd das wir ywerden wider7 in jhm zusamen khomen vnd
das sie auch mitt solichem gebett dem herren Christo seine ehr geben, vnnd bekhennete,
das niemandt rein von sunden seie dan Christus der herre allein, vnd das der alle gläubi-
gen von sunden reinigen müsse. Zun Zeiten Augustinj, Chrysostomi vnnd hernaher, do
hatt man angefangen zu dencken, das ein mittelhauff der verscheidene177 sein solle, dem
15 das gebett der kirchen nutz seye entweder zu völliger Verzeihung der sunden oder zu
ringerung178 der verdammnüß; die ghar frommen darffen sein179 nicht, die gar ver-
dampten helffet es nitt. Aber2 das seindt menschliche gedancken, gantz ongemäs der
tröstlichen zusage vnnsers lieben Herren Jesu: wer mein wort herret vnnd glaubet dem,
der mich gesantt hatt, der hatt das ewig leben vnnd khommet nitt in das gericht, sonder
2.0 ist vom thode zum leben hindurch getrungen180.
Nun macht aber darbey auch das einem Christen menschen, der ie in allen Sachen vor
allem vff gottes wort solle sehen, billich nitt ein geringes bedencken, das in aller heyligen
schrifft nitt ein wortt oder exempel gefunden wurdt solliches furbittens für die doten;
wir haben 150 psalmen vnd sonst so viel gebett in der Bibel, aber der verscheidnen wirtt
25 doch mitt einem wortt nitt gedacht, vnnd vermanet | [236b] | doch der h. Apostel so
vberflüssig181 zum gebett vnd auch zur bitt für andere, aber nur, die noch lebten. Nun
ist aber gewiß, kein einiges nottwendigs stuck zur selligkeit ist weder im betten oder
sunst, das die Apostel nitt trewlich geleret haben, auch in denen schrifften, die sie vns
verlassen182 haben. Die gewissen Apostolischen traditionen, als das man der gläubigen
30 kinder tauffet, den Sunnentag feyret, das h. Abentmala morgens haltet vnnd der glei-
chen, die haben als jre exempel vnnd grundt in der h. schrifft, darauß man sie wol schlis-
sen khan, hie von aber, das man für die verscheidenen bette, hatt man die geringste
anzeig nitt, weder im Alten nochb newen Testament.
v)-v) fehlt D; add. nach A, K. - w) fehlt A.
x) Aericum A, B. - y)-y) wider werden K; werden: fehlt A, B.
z) vber A, B. - a) Abentmals A, B. - b) vnd A, B.
176. Epiphanias von Salamis: Panarion (Adversus Haereses) 3, 1, 75; MSG42, Sp. 513 ff.
177. Unter den Toten gäbe es eine Mittelgruppe zwischen den bereits Angenommenen und den
Verworfenen.
178. Minderung - d. h. hier: Erleichterung oder Abkürzung.
179. Bedürfen dessen ...
180. Jo 5, 24.
181. Im Übermaß (über die Maßen).
182. Hinterlassen.
 
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