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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0560
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556

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

geringest vnd schnodist38 winckel solle eingeraumet oder zugelassen werden. Item das
wir aus Gottes vnd auch E. G. beuelch hie meniglich nit vnser noch einiger Creaturen,
sonder das pur Gottes wort vnd befelch sollen predigen, Vnd dasselbige denen, die er,
der ewige allmechtige Gott, auß nicht erschaffen, vnd denen er allein alles gibt vnd die er
jm durch das blut seines Suns auß allem gewalt des Teufels vnnd aller menschen zu 5
seinem gantzem vnd völligen dienst hat erkauffet. Darauff sie auch alle getauffet sind
vnd daher sich Christliches namens rhümen; Item das wir an aller deren verderben
| [166b] | vns schuldig machen, die wir nicht vor allenn dem, das jnen zum verderben
mag einige vrsach geben, mit hohisten trewen vnd vleyß verwarnen.
So hat der Satan auch alle diese Zeit, nach dem das Interim den Stenden des Reichs ist 10
vfferlegt worden, teglich nichts vnderlassen, bey vns wie anderswa, fil leut von jrem
erkanten vnd bekandten glawben jemerlich zustürtzen, Wol den mehrern theil durch
liebe des Mammons vnd gesüch zeitlicher ruhw vnd prachts39, doch darzu auch geprau-
chet fil geschwinder40 listiger falscher lehren, damit er filen ietz41 das gantze Papstumb,
ietz das Interim hat wollen gütt machen, dann sie bereden, Eussere bestellung42 der 15
Religion gepüre nicht dann allein den aller hohister Oberkeiten, Die bekantnüß Christ)
stehe allein besonderen personen zu vnd nit auch Gemeinen Stetten, Communen vnd
Oberkeiten. Ja, man mage mit güttem gewissen ein iede äussere Religion halten, welche
die höchsten Oberkeiten der weit verordnen vnnd dieweil den waren glawben jm hert-
zen behalten, Vnd anders mehr, das alles dahin gedienet, das die leuth vmb zeitlichs 20
güts, pracht vnnd wollusts willen von dem reinen glawben vnd warer religion Christj
abstunden. Welches diese falsche lehre auchj leider | [167a] | bey filen erlanget haben,
die dann gesagt: Einer, jm seye nit gelegen, vmb der Religion oder vmb der predicanten
willen sein güt in gefahr der Acht zesetzen; der ander, was es denn schade, ob man
schon dem Teufel auch ein kertzlin anzünde, die zeit sey darnach; Item: zwungen Eid 25
vnd Gottes dienst seyen Gott leid vnd nit sünde etc.
Gegen welchem einfallen43 vnd Seelmörden44, das der alte feinde getriben vnd noch
treybet vnd zu sok grewlichem abfall von dem Reich Christj vnd hohn Göttlicher Mat.
hat vns ja nicht mögen gepüren, leis vnd dunckhel zuwarnen noch fil weniger gar zu-
schweigen. Vnd dieweyl auch die alte freyheit vnd Gottes recht auß seiner gnaden1 30
dieser Statt noch weder mit der that genomen noch von jr selb iemand vbergeben ist, so
haben wir die freyheit vnd den ernst, diß vnd alles arges zustraffen, der in einem freyen
volckh nach dem Exempel der Propheten des Herren vnd der Apostel ist zugeprauchen,
nit wissen gar nach zü lassen.
j) -j) add. am Rand statt gestr.: das sie den.
k) korr. aus: solchem. - 1) gestr.: in.
38. Unbedeutendste.
39. Im Sommer 1548 verließen etwa 80 Bürger die Stadt. Vgl. Einleitung.
40. Tückischer, böser.
41. Ietz-ietz = bald — bald.
42. Ordnung, Regelung.
43. Fallenstellen.
44. Die Seele töten. Vgl. Mt 10,28.
 
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