i5. RESPONSIO AD SENATUM
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sonder müssen von allen Christen als heilsame wort erkennet werden, dadurch Gott die
heilwertige75 büß vnnd besserung erweckhet in allen denen, die sich nit selb darwider
verstockhen, Noch dieweil es leider dahin komen, das die genanten Geistlichen mit jrem
anhang jre falsche Religion für die einige rechte Religion Christ) vfftringen vnd vnsere
5 war Christliche Religion als ein verderbliche ketzerey verdammen, So werden diese, was
wir für die wäre Religion Christ] vnd wider jre falsche Religion vß göttlicher Schrifft
immer fürbringen vndw xfur Worten gebrauchen*, für anreitzliche wort halten. So
könden wir vns aber der Schrifftlichen76 Straffen vnd worteny 2vmb keiner creaturen
willen begeben2.
10 Derhalben wir achten von notten sein, das E. G. vns in diesem Articul deutlicher
zuerkennen geben, was sie wollen durch die anreitzlichen77 wort verstohn.
Zum anderen wissen wir auch diejenigen, die sich dieser zeit den kirchen für geistli-
che oberkeiten vfftringen, so lang sie die reine lehr vnd gehorsame Christ) felschen vnd
verfolgen, nit für geistliche oberkeiten, sonder müssen sie für die widerwertigen Christ)
15 vnd seiner kirchen erkennen vnd halten.
| [10b] | Vff den anderen Articul, das wir das jenig, des sich ein Erbar rath mit Schöf-
fel vnd Amman verglichen, nit tadlen noch verwerffen sollen, geben E. G. wir die Ant-
wort: wir wollen wol vff den Canceln da wider nit predigen, dieweil wir nit eigentlich
wissen, awie vor gesagt3, wie weit der Almechtig Gott wölleb E. G. Ampt vnd macht
2.0 in regierung dieser Statt an äusserer anstellung78 vnd Verwaltung0 der Religion erstreck-
hen, wie wir auch hieuor E. G. vnseren glawben hieuon haben schrifftlich fürbracht79.
Dieweil aber E. G. nit vor vnd eh sie diesen Schluß gethon80 vnd jnen selb allen
gewalt an der eusseren Religions Verwaltung - den jnen der Allmechtig Gott, der allein
alle oberkeit gibt vnd nimet vnd auch messiget, bißher so gnediglich hat gegeben vnd
2.5 erhalten -d durch die mittel vnd mit dem ernst, evmbf dem raht vnd willen Gottes zu
erkennen6, gefraget gvnd gepetteng habenh, 'welche mittel vnd ernst1 Gott in seiner
w) add. - x)-x) add. Bucer am Rand; gestr.: mögen.
y) gestr.: nit begeben. - z)-z) add. Bucer zwischen den Zeilen.
a)-a) add. Bucer am Rand. - b) gestr.: das.
c) korr. Bucer aus: haltung; haltung A.
d) gestr.: nach seinem willen; nach seinem willen A.
e) —e) add. Bucer am Rand. — f) add. statt gestr.: nach.
g)-g) add. Bucer über der Zeile. - h) gestr.: die.
i)—i) add. Bucer über der Zeile.
75. Heilsame.
76. Schriftgemäßen (biblischen).
77. Das Wort »anreitzlich« wird allein in der Antwort auf den ersten Artikel der Ratsschrift
sechs Mal gebraucht. Grimm 1, Sp. 426 gibt es mit »widerwärtig«, »aufreizend« wieder.
78. Einrichtung. »Äussere anstellung vnd Verwaltung der Religion« bezeichnet den Schutz und
die Unterhaltung der Institution Kirche durch die Obrigkeit. Die Frage der Rechtsabgrenzung
zwischen Kirche und Magistrat wird seit 1545 in vielen Schriften B.s und der Straßburger Prediger
behandelt.
79. Der Untertitel des Summarischen Vergriffs< B.s vom Juli 1548 lautet: »Vnd wem Reforma-
tion des eüsseren Ceremonischen Gotsdienste zustande.«
80. Schöffenschluß vom 23. Januar 1549. Vgl. Einleitung und Anm. 12.
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sonder müssen von allen Christen als heilsame wort erkennet werden, dadurch Gott die
heilwertige75 büß vnnd besserung erweckhet in allen denen, die sich nit selb darwider
verstockhen, Noch dieweil es leider dahin komen, das die genanten Geistlichen mit jrem
anhang jre falsche Religion für die einige rechte Religion Christ) vfftringen vnd vnsere
5 war Christliche Religion als ein verderbliche ketzerey verdammen, So werden diese, was
wir für die wäre Religion Christ] vnd wider jre falsche Religion vß göttlicher Schrifft
immer fürbringen vndw xfur Worten gebrauchen*, für anreitzliche wort halten. So
könden wir vns aber der Schrifftlichen76 Straffen vnd worteny 2vmb keiner creaturen
willen begeben2.
10 Derhalben wir achten von notten sein, das E. G. vns in diesem Articul deutlicher
zuerkennen geben, was sie wollen durch die anreitzlichen77 wort verstohn.
Zum anderen wissen wir auch diejenigen, die sich dieser zeit den kirchen für geistli-
che oberkeiten vfftringen, so lang sie die reine lehr vnd gehorsame Christ) felschen vnd
verfolgen, nit für geistliche oberkeiten, sonder müssen sie für die widerwertigen Christ)
15 vnd seiner kirchen erkennen vnd halten.
| [10b] | Vff den anderen Articul, das wir das jenig, des sich ein Erbar rath mit Schöf-
fel vnd Amman verglichen, nit tadlen noch verwerffen sollen, geben E. G. wir die Ant-
wort: wir wollen wol vff den Canceln da wider nit predigen, dieweil wir nit eigentlich
wissen, awie vor gesagt3, wie weit der Almechtig Gott wölleb E. G. Ampt vnd macht
2.0 in regierung dieser Statt an äusserer anstellung78 vnd Verwaltung0 der Religion erstreck-
hen, wie wir auch hieuor E. G. vnseren glawben hieuon haben schrifftlich fürbracht79.
Dieweil aber E. G. nit vor vnd eh sie diesen Schluß gethon80 vnd jnen selb allen
gewalt an der eusseren Religions Verwaltung - den jnen der Allmechtig Gott, der allein
alle oberkeit gibt vnd nimet vnd auch messiget, bißher so gnediglich hat gegeben vnd
2.5 erhalten -d durch die mittel vnd mit dem ernst, evmbf dem raht vnd willen Gottes zu
erkennen6, gefraget gvnd gepetteng habenh, 'welche mittel vnd ernst1 Gott in seiner
w) add. - x)-x) add. Bucer am Rand; gestr.: mögen.
y) gestr.: nit begeben. - z)-z) add. Bucer zwischen den Zeilen.
a)-a) add. Bucer am Rand. - b) gestr.: das.
c) korr. Bucer aus: haltung; haltung A.
d) gestr.: nach seinem willen; nach seinem willen A.
e) —e) add. Bucer am Rand. — f) add. statt gestr.: nach.
g)-g) add. Bucer über der Zeile. - h) gestr.: die.
i)—i) add. Bucer über der Zeile.
75. Heilsame.
76. Schriftgemäßen (biblischen).
77. Das Wort »anreitzlich« wird allein in der Antwort auf den ersten Artikel der Ratsschrift
sechs Mal gebraucht. Grimm 1, Sp. 426 gibt es mit »widerwärtig«, »aufreizend« wieder.
78. Einrichtung. »Äussere anstellung vnd Verwaltung der Religion« bezeichnet den Schutz und
die Unterhaltung der Institution Kirche durch die Obrigkeit. Die Frage der Rechtsabgrenzung
zwischen Kirche und Magistrat wird seit 1545 in vielen Schriften B.s und der Straßburger Prediger
behandelt.
79. Der Untertitel des Summarischen Vergriffs< B.s vom Juli 1548 lautet: »Vnd wem Reforma-
tion des eüsseren Ceremonischen Gotsdienste zustande.«
80. Schöffenschluß vom 23. Januar 1549. Vgl. Einleitung und Anm. 12.