16. RHATSCHLAG/FERNERE ERCLÄRUNG
597
sie weiter9 messigung der Predigen, dann er sich biß her gehalten, von jm begerten, so
wolte er sich seines gemiets auch weiter erkleren; Der ander, Herr Jorg10, Helffer zum
Jungen S. Peter: wa weiter11 messigung der Predigen dazu dienen solte, das dadurch
etwas des waren diensts Christ; mochte hie lenger erhalten werden, vnd nit darzu, das
5 man denselbigen glimpflich vnd mit minderem entsetzen des Volckhs gar hin legte12, so
meinet er, es solte wol noch etwas messigung nach nodturfft solcher vndertruckten
kirchen, wie die hie sein würdt, zusüchen vnd zufinden sein, die fileicht ein zeit lang
möchte erduldet werden.
| 201a | Nach dem wir dann vnder vns nit haben mer gefunden, die sich mit gütten
io gewissen konden zu weiter messigung jrer predigen, dann sie biß her gehalten, begeben
vnd auch keine solche anderswo wissen, dann so fil E. E. v. vnd F. E. w. ist von M.
Martin Schalling13 angezeiget, von dem wir doch14 15 auch nichts eigentlichs oder gewisses
haben, zu was messigung er sich wurde verpflichten, dSo haben wir E. E. v. vnd
F. E. w.e von der Messigung des diensts Christlicher Religion an jm selb noch nichts
15 konden eigentlichs berichten1, was wir in dem achteten, anderen dieneren treglich vnd
der kirchen besserlich sein werden0. Allein haben wir E. E. v. vnd F. E. w., den Sachen
ferner desto baß nach zugedencken, in gemein etliche Articul15 fürbracht, die man in
dieser Sachen nottwendig zubedenckhen hat, solle anders etwas wares diensts Christli-
cher Religion hie fruchtperlich erhalten werden.
20 Nach dem dann E. E. v. vnd F. E. w. an vns gesunnen, diß alle in ein kurtze Schrifft
zu fassen, so haltet8 sich dasselbige alsob:
hErstlich16 solle11 etwas Christlichs diensts der Religion bey dieser kirchen hie1 erhal-
d)-d) unterstrichen. - e) gestr.: auch.
f) korr. aus: berahten. — g) korr. aus: halte nun.
h) —h) Vnßer lieber Herre Jesus, der ertzhirt vnd Bischoue vnser Seelen, erbarme sich aller seiner
Scheflin, die er im durch sein thewres blut zum ewigen leben erkauffet hat, Vnd gebe vnß das in
furhabender Sachen zu erkennen, zu rahten vnd furzunemen, das zum heyl der selbigen worlich
diene, vnd wende ab alle vnsere sinn, wort vnd werck von allen dem, das inen in einigem wege mag
ergerlich vnd schedlich sein. Amen.
Je mehr wyr bedencken, durch was vrsachen vnd wege vnsere gn. herren da hin körnen sind, das
sie geachtet, inen onmöglich sein, den Gemeinden Christi allhie die bestellung vnd Verwaltung
Christlicher religion nach dem wort des herren lenger rein vnd gantz zu erhalten, Sonder das
| 194b | müssen gedulden, das die kirchen dienst auch allhie nach dem Interim werden angerichtet
vnd gehalten vnd das sich E. gn. daher auch haben müssen begeben vnd erbieten, möglichs vleyßig
drob zuhalten, das hie wider das Interim nit gepredigt werde, ie meer wyr geengstiget werden vnd
vns gantz beschwerlich sein wille rahten, wie R.
i) hie möge R.
9. Kegel [Marg.J.
10. Georg Fabri, Helfer an Jung St. Peter, Gesinnungsgenosse von Paul Fagius; vgl. W. Bellardi,
Die Geschichte, S. 51.64ff.
11. Her georg [Marg.J. 12. Abschaffte, unmöglich machte.
13. Martin Schalling, Helfer an Jung St. Peter; vgl. Handschriftenproben 2, S. 65; Bopp, Nr.
4519, S. 470. Schalling ist offenbar in den ersten Wochen von 1549 außerhalb Straßburgs gewesen
und dann zum Sprecher der Prediger mit dem Rat geworden.
14. Martinas Schalling [Marg.J.
15. Im folgenden unter Nr. 1—9.
16. Von hier an (f. 201a Mitte bis f. 208a) sind der >Rhatschlag< und unser Text weitgehend
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sie weiter9 messigung der Predigen, dann er sich biß her gehalten, von jm begerten, so
wolte er sich seines gemiets auch weiter erkleren; Der ander, Herr Jorg10, Helffer zum
Jungen S. Peter: wa weiter11 messigung der Predigen dazu dienen solte, das dadurch
etwas des waren diensts Christ; mochte hie lenger erhalten werden, vnd nit darzu, das
5 man denselbigen glimpflich vnd mit minderem entsetzen des Volckhs gar hin legte12, so
meinet er, es solte wol noch etwas messigung nach nodturfft solcher vndertruckten
kirchen, wie die hie sein würdt, zusüchen vnd zufinden sein, die fileicht ein zeit lang
möchte erduldet werden.
| 201a | Nach dem wir dann vnder vns nit haben mer gefunden, die sich mit gütten
io gewissen konden zu weiter messigung jrer predigen, dann sie biß her gehalten, begeben
vnd auch keine solche anderswo wissen, dann so fil E. E. v. vnd F. E. w. ist von M.
Martin Schalling13 angezeiget, von dem wir doch14 15 auch nichts eigentlichs oder gewisses
haben, zu was messigung er sich wurde verpflichten, dSo haben wir E. E. v. vnd
F. E. w.e von der Messigung des diensts Christlicher Religion an jm selb noch nichts
15 konden eigentlichs berichten1, was wir in dem achteten, anderen dieneren treglich vnd
der kirchen besserlich sein werden0. Allein haben wir E. E. v. vnd F. E. w., den Sachen
ferner desto baß nach zugedencken, in gemein etliche Articul15 fürbracht, die man in
dieser Sachen nottwendig zubedenckhen hat, solle anders etwas wares diensts Christli-
cher Religion hie fruchtperlich erhalten werden.
20 Nach dem dann E. E. v. vnd F. E. w. an vns gesunnen, diß alle in ein kurtze Schrifft
zu fassen, so haltet8 sich dasselbige alsob:
hErstlich16 solle11 etwas Christlichs diensts der Religion bey dieser kirchen hie1 erhal-
d)-d) unterstrichen. - e) gestr.: auch.
f) korr. aus: berahten. — g) korr. aus: halte nun.
h) —h) Vnßer lieber Herre Jesus, der ertzhirt vnd Bischoue vnser Seelen, erbarme sich aller seiner
Scheflin, die er im durch sein thewres blut zum ewigen leben erkauffet hat, Vnd gebe vnß das in
furhabender Sachen zu erkennen, zu rahten vnd furzunemen, das zum heyl der selbigen worlich
diene, vnd wende ab alle vnsere sinn, wort vnd werck von allen dem, das inen in einigem wege mag
ergerlich vnd schedlich sein. Amen.
Je mehr wyr bedencken, durch was vrsachen vnd wege vnsere gn. herren da hin körnen sind, das
sie geachtet, inen onmöglich sein, den Gemeinden Christi allhie die bestellung vnd Verwaltung
Christlicher religion nach dem wort des herren lenger rein vnd gantz zu erhalten, Sonder das
| 194b | müssen gedulden, das die kirchen dienst auch allhie nach dem Interim werden angerichtet
vnd gehalten vnd das sich E. gn. daher auch haben müssen begeben vnd erbieten, möglichs vleyßig
drob zuhalten, das hie wider das Interim nit gepredigt werde, ie meer wyr geengstiget werden vnd
vns gantz beschwerlich sein wille rahten, wie R.
i) hie möge R.
9. Kegel [Marg.J.
10. Georg Fabri, Helfer an Jung St. Peter, Gesinnungsgenosse von Paul Fagius; vgl. W. Bellardi,
Die Geschichte, S. 51.64ff.
11. Her georg [Marg.J. 12. Abschaffte, unmöglich machte.
13. Martin Schalling, Helfer an Jung St. Peter; vgl. Handschriftenproben 2, S. 65; Bopp, Nr.
4519, S. 470. Schalling ist offenbar in den ersten Wochen von 1549 außerhalb Straßburgs gewesen
und dann zum Sprecher der Prediger mit dem Rat geworden.
14. Martinas Schalling [Marg.J.
15. Im folgenden unter Nr. 1—9.
16. Von hier an (f. 201a Mitte bis f. 208a) sind der >Rhatschlag< und unser Text weitgehend