Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Wilhelmi, Thomas [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0059
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5

10

15

20

25

30

35

1. ein sehr väterlicher ratschlag

Vom Römischen hoff oder stul, das mag wol sein, doch nit von dem Apostolischen
stul; die Christglaubigen protestierenden haben kein grössere begird,
dann das des teuffels stul ein mal zerstört vnd der war stul Christi da auff
wurd gericht, da die Apostel vnd nicht Antichristen sitzen sollen. Aber das
besorgen dise allein, das nit Christus mit dem athem seines munds jre tiranney,
die sie schantlich erobert vnd grimmigklich üben, ein mal brech vnd mit
der erleüchtung seiner zukunfft abthü. Dann sie haltens nit dafür, das sie an
einem dienst seyen, sonder in einer vngezämten herrschafft, in deren sie die
gantz welt in einer ellenden dienstparkeyt zu knechten haben, wie fast sie sich
ja knecht aller knecht selbs nennen, nit on grossen spot verstendiger leüt.
Darumb, wie von anfang gesagt, so ist das der hauptpunct aller der handlung
vnd spaltung, so die Bäpstler wider die Protestierenden haben, das sie Christo
kein statt in der kirchen lassen, dweyl sie die selbig regieren vnd begwaltigen
wöllen.

Wa dann sollichs geschehe, wie dann größlich zu besorgen ist, so wurden jhre
| C3a | Maiestaten nit gwalt haben, der sachen zurathen, wie auff dem tag
zu Regenspurg geschahe mit dem Consilio auß zu schreiben, dauon die Reichsta
ᵉ nd ein Constitucion on verwilligung Keiser. Mai. machten, wie dann genant
jr Maie. vnserm aller Heiligsten Herren anzeyget hat. Deßhalben, darmit wir
anders vnderlassen, so hat die Key. Maie. auß disen wenigsten puncten wol abzu
ᵒ nemen, was auß solchen freüntlichen gesprächen vnd handlungen, die man
mit jhnen halten sol, zu hoffen sey.

Hie kanstu spüren die hirten sorg der Romanisten, wie fleissyg sie ein auffsehens
haben, das die grösten mängel der kirchen gebessert werden. Es haben
jetz etlich jar her vil gottsäliger leut ein Consilium begert, darinn die laster gebessert
wurden, damit das Christlich volck behafft vnd lang beschwert gewesen
ist, vnd wiewol die selben vor langest haben angefangen, ontreglich
zusein, so nemend sie doch noch jmmer mit der langwyrigkeyt zu vnd überhand.
Nach dem aber Got, der Herr, das Teutschland mit der reinen pre- | C3b |
dig seins Euangelii begnadet hat, zum theil, das man jetz klarlicher mercken
kundt schwere der kranckheyt, zum theil auch, das newe geferlichheyten zu
stünden von deren boßheyt, die mit jrem gottßlesterlichen wütten das liecht
der warheyt vnderstünden außzuleschen. So ist in allen Reichß versamlungen
erkant worden, das kein anderer wege sey, der zerrütten kirchen zuhelffen
vnd erwachßnen lastern zubegegnen, dann das auff das fürderlichst ein Consilium
zusamen berüfft würd, vnnd so das nit möcht ein gemeines Concilium
sein, das man doch zum wenigsten ein sonder landts Concilium zurichtet vnd
im Teutschen land gehalten wurd.

55
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften