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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0069
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

Nun gon sie hin vnd klagen, der gelaub sey erkaltet, das er aber sagt, es sey
nichts leychters dann die menschen abfüren vonn eim züchtigen zu eim feygen
leben, von eim harten zu eim weychern, von der gehorsam in die freyheyt,
wer kan das an ¹ lachen lesen? Dann wie züchtig vnd streng der Römisch hoff
sambt allem seinem anhang vnd denen, die in aller welt der bestien zeichen
tragen, leben, dauon ist nit vil zu sagen. Darumb ists nitt wunder, das sich diser
selbs verwent, er mög die welt bereden, das es ein mal geschehen sey vmb
alle zucht, heyligkeyt, ghorsam vnd alle tugendt, wo man ein mal von dem
Römischen stul ein abfal thet.

So aber eyner gedenckt, die reden hie, die alle welt mit jrer boßheyt verderbt
vnnd mit allerley gstalten der laster verwüstet habenn, Wer wolt nicht
schwerlich darüber erzürnet werden, das sie andern leütten dörffen verweisen,
sie seyend weychling, mutwillig vnd vngehorsam? so doch niemandts
dann jederman weyßt, das der Römischenn mutwill keyner zucht jhe hatt
mögen statt geben vnd das nichts dann vnkeüschheyt, mutwillen vnd vnsägliche
schelmerey bey jnen herrscht, das auch alle gehorsam Gottes vnd seines
heyligen worts also | C8a | von jhnen verworffen ist, das sie sich desselben
auch bey den leüten nit meh schemen, die weyl sie nu gar schamloß worden
sind, so sollen all guthertzigen von hertzen betrauren, das solche schandtliche,
gottlose leüt, die in aller vnreynigkeyt ersoffen seind, sich noch dörfen
dargeben als die hüter der dapfferkeyt, zucht vnd gehorsame, so doch kein
gschlecht der menschen auff erd nie kommen ist, das weiter sey von aller
zucht vnd gehorsam, keyns, das meh verrucht vnd zu allen vngschickten wollust,
mutwillen, vnreynigkeyt, verachtung aller Gesatz vnnd zu aller boßheyt
geneyget sey.

So verfürend sie auch nicht alleyn die menschen, sunder berauben auch die
Kirchen. Verjagen die Bischöff vnnd enteheren alle Geystlichheyt vnnd das alles
vngestrafft.

Zum ersten, so verfüren die kein menschen, die sie von jrrthumb zu Christo
widerfüren, die berauben keyn kirch, die den raubern das kirchen gut abjagen,
das sie domit ware hirten bestellen, die verjagen kein Bischoff, so recht
Religion gern auffrichten wolten, sie entehren sie auch nit, so sies vnderston
zu bessern, | C8b | Das man offenlich sicht die Protestierenden thun, wiewol
nicht on schaden. Dann was thünd all jr leer, warumb fechten sie anders dann
das man Christo allein vertrawen vnd leben soll, der allein der weg, die warheit
vnd das leben ist. So die Bäpstler die hoffnung jres heyls auff die heyligen
vnd jhr gebeyn auff kirchen gebreng vnd vnnutze menschen werck setzen. Ja,
etlich füren nichts dann ein Epicurisch leer, wie sie dann auch leben. Warlich,
die Römisch Religion ist bekanter dann vil gut hertzigen leütten lieb ist.

1. ohne.

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