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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0129
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

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Es seind aber auch leider ettlich trewloß | H2a |vnd Gottlose verräther des
vatterlands, die eintweder mit schantlichem sold bestelt oder sunst von natur
so böß seind, das sie auch vmbsunst lust hanen zu bösen stucken. Die selben
säyhen hin vnd her jhren somen, krieg heimlich an zurichten, wa sie dann etwas
bereyt finden, so zünden sie das fewr an, wa sie eyn füncklin sehend, da
schürend sie zu vnd blasen das fewr mit jren bösen künsten an. Die werden
auch nit zurugen sein, wie es sich ansehen laßt, biß das sie sehen, das gantz
Teutschland mit einem fewr verbrennen vnd die weyl sie begeren mit solchen
bößwicht stucken jhnen ein namen zumachen, so mag ich jnen der ehren wol
günnen vnd wiewol ich sie all zu erzölen weder vermag noch willens bin, so
wissend wir doch vnnder andern eyn par, das sich herfür thut vnnd zu aller
boßheyt überauß thätig vnd geschickt ist.

Deren eyner mit dem, das er nun vil jar das Teutschland zerrüttet, mit mancherley
practicken zuletst erlanget hat, das jhm Gott vnnd die welt feind ist
vnd von allen guthertzigen nit anders dann ein schädlich gespenst geflohen
wirt. Noch sucht er täglich newe sünd vnnd gelegenheyten zu schaden. Der
ander ist jüngst erst auß einem finsteren mist herauß geschloffen, daher jhm
noch der nam anhangt, damit aber der selb die weyl ¹ | H2b | vergleich ᶻ² mit
guttem fleiß, so vnnderlaßt er nichts zuthun vnd anzurichten, was gemeyner
rug vnnd einhelligkeyt zu wider ist. Die zwen vortraber ³ bgraucht der heyligest
vatter, seine sachen mit jhnen zu erhalten vnnd damit niemants zweyfeln
möcht, ob sie vileicht nit auß der rott des Apostolischen stuls wärend, so bezeugen
sie das mit jhrem gantzen leben, das sie nit vneheliche kinder der Rhö-
mischen heiligkeyt seind, dann sie gebrauchen sich der freyheiten auch, die allein
dem hoffgesind vergündt werden.

Dann, das der ein ein junges döchterlein, das noch zu keynem man geschickt
war, mit viehischer vnd schantlicher vnzucht geschwecht hat vnd also
schwerlich zugericht, das es bald darnach darumb gestorben ist vnd als die betru
ᵉ bt muter die schmach vnd beraubung jres kindts vor recht klaget, er mit
zerrüttung alles rechten vnd billichen ongestrafft daruon kame, Wer wolt nit
sagen, das es nit ein sonder freyheit des Rhömischen stuls wer? Das hab ich im
fürgang wöllen anzeygen, das die, so die wolfart des vatterlandts begeren,
dem gemeynen nutz günstig seind vnd dem friden nachtrachten, das die selben
nit allein vor den künstlern, die auß der Römischen werckstatt geschickt

z) Drf. vergelich.

1. sc. den Verzug, den Aufschub. Grimm 28 (= XIV,1,1), Sp.792.
2. sc. ausgleiche.
3. Vorboten, Vorreiter, diejenigen, die die Vorhut bilden. Grimm 26 (= XII,2), Sp.1752.
 
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