Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0143
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5

10

15

20

25

2. ratschlag zur examinierung beat pfeffingers

139

Nach dem aber jr wisset, das den erwehleten praelaten, eh sie inn jr ampt eingesetzet,
die Canones sollen ʷ fürgelesen werden ˣ , wie sie sein vnd jr ampt verrichten
sollen, auch jren willen vnd zusage, dem selbigen getrewlich nach zu komen, vor der
kirchen vernemen, So begeren wir von wegen der kirchen, das der erwehlet probst
beforschet werde diser puncten halb.

Erstlich, weil er soll ›prepositus‹, das ist der furgesetzet, sein dem gantzen Stifft
vnd allen personen, ob er wölle mit allem fleiß vnd getrewen ernst daran sein, das die
angefangen reformation des stiffts getrewlich erhalten vnd was daran noch mangelt,
nach seinem besten vermogen helffen, auch ʸ anrichten vnd ins werck bringen. | 54 ᵛ |

Dann ob wol gesagt wurt, was geistlich sitten vnd zucht belange, stehe eim Dechan
¹ zu, zuversehen vnd drob zu halten, so ist doch offenbar, dieweil der praepositus
der obrist prelat ist, das er auch zum vorderisten zu aller christ[lichen] reformation
verhelffen solle vnd drob halten. Dann so die heiden das erkennen, das inn
keinem menschlichen Collegio das zeitlich gut versehen das höhste geschefft sein
solle, so würt das zeitlich versehen freilich mit nichten dem obristen prelaten allein
zustohn, sonder fil ᶻ mehr, das ᵃ geistlich zucht vnd ordnung gehalten werde. Darumb,
so begeren wir von der kirchen wegen, das er ² ᵇ fur das erst ᵇ befragt werde
vnd zusage, ob angfangner christ[licher] reformation dises Collegii vnd kirchen getrewlich
vnd nach seinen besten vermögen zu halten vnd, was daran manglet, sampt
Dechan vnd Capitel auch mit bestem trewen helffen anrichten vnd ins werck bringen.

Zum anderen ist nun lang ein gemeiner mißbrauch gewesen, das die Pröpst hie
vnd anderswo vmb die inuestituren ᶜ vnd verleihung der houe ³ zimlich gelt genommen,
so sie dann nun wol wissen, das solichs offentlich wider die Canones vnd
leges ist ᵈ , etwas vmb solche lehenung ⁴ oder inuestitur ᵉ zu nemen, die man dann

w) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
x) vor dem Zeilenanfang nachgetragen.
y) korr. aus: an.
z) korr. aus: freuenlich.
a) korr. aus: dan; danach gestr.: der gaistlichen freuenlich.
b)–b) vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
c) korr. aus: infestituren.
d) über der Zeile nachgetragen für gestr.: were.
e) korr. aus: infestitur.

1. Jakob Bopp war von April 1536 bis zu seinem Tod am 11. März 1544 Dekan des Thomasstifts
(Straßburg StArch, AST 19, fol.116 ʳ ; Knod, Stiftsherren, S. 20); Bucer wurde am 31. März 1544 zu
dessen Nachfolger gewählt (Straßburg StArch, AST 19, fol.116 ʳ ; Knod, Stiftsherren, S. 29 und 54f.;
Gäumann, Reich Christi, S.108–110; Greschat, Bucer, S.229–231 = 1.Aufl. S. 210).
2. sc. Beat Pfeffinger.
3. Höfe; gemeint sind die Stiftshöfe. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts war jedem Kapitelherr
von St. Thomas ein eigener Hof zu lebenslänglicher Nutzniessung gegeben; »Es war Sache des
Propstes, die Stiftshöfe zu verleihen« (Knod, Stiftsherren, S.56, Anm.3).

4. Lehnung, das Leihen, die Verpachtung, die leihweise Überlassung. Vgl. Grimm 12 (= VI),
Sp.552, s. v. Lehnung; Deutsches Rechtswörterbuch 8, Sp.1002f. Vgl. auch die Form »Lehenunge«
(Himly, Dictionnaire ancien alsacien, S. 133).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften