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4. zur vokation der kirchendiener
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noch heutigs tags inn v[nserer] herren ⁱ vnd kirchen ⁱ beruff ¹ , den er angenomen,
staht.
Weill wir dann die notdurfft vnser kirchen zu diser zeit so gros vor augen sehen
vnd so weit wir im Deutschenland die prediger kennen, dismal geschicktere vnd getrewere
nit wißten auffzubringen, so ist vnser vnderthenig, getrewe bitt vmb der lieben
kirchen willen, das v[nsere] H[erren] wolten statlich ² durch schrifft vnd ein eigen
botten dise zwen menner zum dienst diser kirchen berüffen. Dann ob das gleich
vffs aller furderlichst geschehen vnd sie zu kommen nichs sonders verhinderen
wurdt ³ , so ist doch zu besorgen, das wir jres diensts inn ein fierteil Jar ⁴ ader noch
lengerr kaum erfrewet werden mögen. | 97 ʳ |
Irer versehung ⁵ halben haben v[nsere] ʲ h[erren] inn jren henden D[oktor] Capitons
⁶ seligen Canonicat ⁷ ; so ist ein Canonicat zu S[ankt] Steffan ⁸ ledig, das der
pfarrer zu Eschaw ⁹ wol angefallen ¹⁰ ; aber weil er das examen ¹¹ nit hat erleiden mögen,
hat er bißher der possession müssen ruwig stehn vnd wurt durch mittell desselben
examens vermög der Canonum vnd K[irch]en rechten von dem selbigen Canonicat
leichtlich abzutreiben sein, des dannn auch die schulherren ietzund inn übung
stehn.
i)–i) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
j) korr. aus: u.
1. Musculus wurde 1528 zum Diakon bei Matthäus Zell am Münster ernannt (Dellsperger, Musculus,
S. 439; BCor VI, S.292; BCor VII, S.458; BCor VIII, S. 398; BCor IX, S.329).
2. förmlich, offiziell. Grimm 17 (= X,2,1), Sp.1037f.
3. wird. Martin/Lienhart II, S.847.
4. sc. vor Ablauf eines Vierteljahrs; zur Schreibweise vgl. Grimm 26 (= XII,2), Sp.313–315.
5. Versorgung.
6. Wolfgang Capito (geb. 1478, gest. 1541), Propst am St. Thomasstift in Straßburg und hochrangigster
Kirchenmann der Straßburger Reformation; zu ihm vgl. Lienhard, Capito; Kaufmann, Reformatoren,
S. 40–42; Ficker/Winckelmann, Handschriftenproben II, Nr. 57; Kittelson, Wolfgang
Capito; Bopp, Die evangelischen Geistlichen, Nr. 755; Kalkoff, Capito.
7. Capito war am 4. November 1541 gestorben.
8. Dem seit dem 8. Jahrhundert bestehenden adligen Damenstift St. Stephan waren vier, später
nur drei Stiftsherren beigegeben, die für den Altar- und Predigtdienst zuständig waren (Röhrich,
Geschichte der Kirche St. Wilhelm, S. 22f.). Die Stiftskirche diente zugleich als Pfarrkirche, ging
aber 1534 in die nahe gelegene Pfarrkirche St. Wilhelm auf (Röhrich, ebd., S. 26f.). Zum 1540 entstehenden
Konflikt zwischen Stift und Stadt über die Annahme einer Reformationsordnung vgl. Röhrich,
ebd., S. 29–39; ders., Geschichte II, S. 16–21; Hahn, Die katholische Kirche in Straßburg,
S.98–104; Schelp, Reformationsprozesse, S.102–171.
9. Der zwölf Kilometer südlich von Straßburg gelegene Ort Eschau. Vgl. hierzu Clauss, Historisch-topographisches
Wörterbuch, S. 334f.; QGT 15 (Elsaß III), S. 552, Anm.2.
10. Es handelte sich um den altgläubigen Pfarrer von Eschau, Georg Altenheimer; zur Absicht
König Ferdinands, die freiwerdende Pfründe an St. Stephan an ihn zu verleihen, vgl. Hahn, Die katholische
Kirche in Straßburg, S. 100–104.
11. sc. das »examen canonicum«, die für jeden Anwärter auf eine freiwerdende Pfründe an einem
der Stifte der Stadt Straßburg vom Munizipalstatut vom 9. September 1539 verordnete Prüfung
(Edition der Examensordnung in: Sehling, EKO XX/1, Nr.27a und b, S. 300–323). Zum Munizipalstatut
vgl. auch BDS 7, S.572–575 und BDS 16, Nr.17, S.363–425.
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noch heutigs tags inn v[nserer] herren ⁱ vnd kirchen ⁱ beruff ¹ , den er angenomen,
staht.
Weill wir dann die notdurfft vnser kirchen zu diser zeit so gros vor augen sehen
vnd so weit wir im Deutschenland die prediger kennen, dismal geschicktere vnd getrewere
nit wißten auffzubringen, so ist vnser vnderthenig, getrewe bitt vmb der lieben
kirchen willen, das v[nsere] H[erren] wolten statlich ² durch schrifft vnd ein eigen
botten dise zwen menner zum dienst diser kirchen berüffen. Dann ob das gleich
vffs aller furderlichst geschehen vnd sie zu kommen nichs sonders verhinderen
wurdt ³ , so ist doch zu besorgen, das wir jres diensts inn ein fierteil Jar ⁴ ader noch
lengerr kaum erfrewet werden mögen. | 97 ʳ |
Irer versehung ⁵ halben haben v[nsere] ʲ h[erren] inn jren henden D[oktor] Capitons
⁶ seligen Canonicat ⁷ ; so ist ein Canonicat zu S[ankt] Steffan ⁸ ledig, das der
pfarrer zu Eschaw ⁹ wol angefallen ¹⁰ ; aber weil er das examen ¹¹ nit hat erleiden mögen,
hat er bißher der possession müssen ruwig stehn vnd wurt durch mittell desselben
examens vermög der Canonum vnd K[irch]en rechten von dem selbigen Canonicat
leichtlich abzutreiben sein, des dannn auch die schulherren ietzund inn übung
stehn.
i)–i) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
j) korr. aus: u.
1. Musculus wurde 1528 zum Diakon bei Matthäus Zell am Münster ernannt (Dellsperger, Musculus,
S. 439; BCor VI, S.292; BCor VII, S.458; BCor VIII, S. 398; BCor IX, S.329).
2. förmlich, offiziell. Grimm 17 (= X,2,1), Sp.1037f.
3. wird. Martin/Lienhart II, S.847.
4. sc. vor Ablauf eines Vierteljahrs; zur Schreibweise vgl. Grimm 26 (= XII,2), Sp.313–315.
5. Versorgung.
6. Wolfgang Capito (geb. 1478, gest. 1541), Propst am St. Thomasstift in Straßburg und hochrangigster
Kirchenmann der Straßburger Reformation; zu ihm vgl. Lienhard, Capito; Kaufmann, Reformatoren,
S. 40–42; Ficker/Winckelmann, Handschriftenproben II, Nr. 57; Kittelson, Wolfgang
Capito; Bopp, Die evangelischen Geistlichen, Nr. 755; Kalkoff, Capito.
7. Capito war am 4. November 1541 gestorben.
8. Dem seit dem 8. Jahrhundert bestehenden adligen Damenstift St. Stephan waren vier, später
nur drei Stiftsherren beigegeben, die für den Altar- und Predigtdienst zuständig waren (Röhrich,
Geschichte der Kirche St. Wilhelm, S. 22f.). Die Stiftskirche diente zugleich als Pfarrkirche, ging
aber 1534 in die nahe gelegene Pfarrkirche St. Wilhelm auf (Röhrich, ebd., S. 26f.). Zum 1540 entstehenden
Konflikt zwischen Stift und Stadt über die Annahme einer Reformationsordnung vgl. Röhrich,
ebd., S. 29–39; ders., Geschichte II, S. 16–21; Hahn, Die katholische Kirche in Straßburg,
S.98–104; Schelp, Reformationsprozesse, S.102–171.
9. Der zwölf Kilometer südlich von Straßburg gelegene Ort Eschau. Vgl. hierzu Clauss, Historisch-topographisches
Wörterbuch, S. 334f.; QGT 15 (Elsaß III), S. 552, Anm.2.
10. Es handelte sich um den altgläubigen Pfarrer von Eschau, Georg Altenheimer; zur Absicht
König Ferdinands, die freiwerdende Pfründe an St. Stephan an ihn zu verleihen, vgl. Hahn, Die katholische
Kirche in Straßburg, S. 100–104.
11. sc. das »examen canonicum«, die für jeden Anwärter auf eine freiwerdende Pfründe an einem
der Stifte der Stadt Straßburg vom Munizipalstatut vom 9. September 1539 verordnete Prüfung
(Edition der Examensordnung in: Sehling, EKO XX/1, Nr.27a und b, S. 300–323). Zum Munizipalstatut
vgl. auch BDS 7, S.572–575 und BDS 16, Nr.17, S.363–425.