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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0049
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Nikochares

Inhalt Im Mittelpunkt von Nikochares’ Stück stand vermutlich die Liebe des
Polyphem zu der Nereide (vgl. fr. 6) Galateia (so schon Meineke 1827, 58). Dafür
spricht, dass (1) dieses Motiv gerade während der Schaffenszeit des Nikochares
in Philoxenos’ Dithyrambos (vgl. oben zum Titel) behandelt wurde (vielleicht
zum ersten Mal überhaupt), (2) Philoxenos’ Dithyrambos, wie Ar. Plut. 290-301
zeigt, auch die Aufmerksamkeit attischer Komödiendichter fand, (3) das Thema
der Liebe des unzivilisierten Zyklopen Polyphem zu Galateia geradezu präde-
stiniert erscheint für eine Bearbeitung in der Komödie (und tatsächlich wohl
auch in Alexis’ Galateia und Antiphanes’ Kyklöps behandelt wurde).
Alle erhaltenen Fragmente lassen sich plausibel mit einer solchen An-
nahme verbinden (vgl. jeweils - mit weiterer Literatur - den Kommentar zu
den einzelnen Fragmenten): Der fein unterteilte Kümmelbehälter, der in fr. 3 in
an dithyrambische Vorbilder angelehnter Sprache genau beschrieben wird, ist
wiederholt als Geschenk des Polyphem für Galateia gedeutet worden, wobei
sich darin auch die kulinarischen Vorlieben des Kyklopen ausdrücken könn-
ten; vielleicht preist hier Polyphem selbst sein Geschenk (wobei die Sprache
zugleich Bezüge auf den Dithyrambos des Philoxenos enthalten könnte).
In fr. 4 könnte Galateia direkt zu Polyphem sprechen, und zusammen mit
fr. 5 scheint fr. 4 zu zeigen, dass besonders Polyphems mangelnde Bildung
und Zivilisiertheit herausgestellt wurde (mit einem charakteristischen ana-
chronistischen Hinweis auf einen zeitgenössischen Athener, Philonides, in
fr. 4). Wenn Galateia die Sprecherin von fr. 4 und 5 ist, dann scheint daraus
hervorzugehen, dass sie dem Werben des unkultivierten Polyphem zumin-
dest zu Beginn skeptisch gegenüberstand, fr. 5 τον άπονον könnte aber auch
mangelndes Interesse des Polyphem an Bildung und anderen Mühen suggerie-
ren, und vielleicht wurde bei Nikochares der Kyklop auch als Vertreter einer
hedonistischen Lebensweise dargestellt (vgl. unten S. 56). Die Verbindung des
Polyphem mit Sizilien und sein Interesse an gutem Essen einerseits, und die
in Sizilien besonders ausgeprägte Kochkunst andererseits könnten nahele-
gen, dass Polyphem möglicherweise als durchaus raffinierter Feinschmecker
dargestellt wurde (in diesen Zusammenhang würde auch das Kümmelgefäß
mit den vielen feinen Unterteilungen in fr. 3 passen); vgl. auch das Interesse
eines anderen eher unzivilisierten Kraftprotz, des Herakles, an der Kochkunst
bei Alex. fr. 140. Die Nereiden (fr. 6) sind Galateias Schwestern (unsicher ist
allerdings die Vermutung von Mangidis 2003, 45, dass sie den Chor bildeten).42

42 Einen Chor von Nereiden vermutet Mangidis 2003, 49-50 auch für Antiphanes’
Kyklöps.
 
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