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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0069
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Nikochares

te, (2) die Auswahl und Rekrutierung der Choreuten, (3) das Training des
Chors (wofür i.d.R. ein Chortrainer eingestellt wurde), (4) die Verpflegung
der Choreuten, (5) die Bereitstellung von Kostümen, Masken und anderen
Ausrüstungsgegenständen für die Choreuten. Von einem Choregen wurde
auch eine gewisse Kompetenz in dichterischen Dingen erwartet (vgl. Wilson
2000, 81-2).
In der Komödie wird mehrfach auf die komische Choregie Bezug genom-
men (Eup. fr. 329, Ar. Ach. 1150-61, Pac. 1017-22, Antiph. fr. 202,5-6), wobei
besonders die Kosten bzw. die Sparsamkeit des Choregen und die Verpflegung
der Choreuten im Mittelpunkt steht.
Inhalt Zwar ist nicht auszuschließen, dass Herakles in Nikochares’ Stück
als Chorführer und damit Mitglied des Chors selbst dargestellt wurde,73 doch
deutet die überwiegende Verwendung des Begriffs χορηγός in Athen eher auf
eine Darstellung des Herakles als Chorege. Vermutlich wurde innerhalb des
Stücks erklärt, wie Herakles zu dieser Rolle kam, und dann sein Verhalten bei
den verschiedenen Aufgaben eines Choregen gezeigt. Der Humor des Stücks
dürfte hauptsächlich auf dem Kontrast zwischen dem unkultivierten Herakles
und den vielfältigen Kenntnissen beruht haben, die von einem Choregen er-
wartet wurden.74 Storey II 387 verweist auf Ar. Ran. 105-7, wo Dionysos dem
Herakles, der sich abfällig über die Kunst des von ihm verehrten Euripides
äußert, mit den Worten δειπνεΐν με δίδασκε „belehre mich über Gastmähler!“
(107) jegliche Kompetenz außerhalb des kulinarischen Bereichs abspricht. Das
mangelnde Interesse des Herakles an der Dichtung wird z.B. auch bei Alex,
fr. 140 thematisiert (wo Herakles Werken von Hesiod, Homer und anderen

73 Vgl. Casolari 2003, 264, die zum Herakles choregos bemerkt: „Vielleicht wurde ein
Herakles auf die Bühne gebracht, dessen Rolle als unmusikalischer Chorführer das
Publikum zum Lachen brachte“.
74 Wilson 2000, 378 Anm. 209 nennt weitere Aspekte, wie Herakles mit der Rolle
eines Choregen verbunden worden sein kann: „Perhaps most tantalising of all is
the title of Nikokhares’ comedy Herakles Khoregos ... The many associations of
Herakles bring various suggestions to mind when his name is linked with that
function. Perhaps something was being said about Athenian athla, given Herakles’
pre-eminence in them, or perhaps more generally about philotimia, that social
ideal particularly contested at this time and an animating principle of the hero.
And Herakles has a number of ‘musical’ associations: Bond (1988) 238-9 [Bond
1981, 328-9]“. Wichtiger als diese Aspekte ist aber wohl das in der Komödie fest
etablierte Bild von Herakles als unkultiviertem und gefräßigem Kraftprotz und die
Pointen, die sich aus der Darstellung des Herakles in einer Rolle gewinnen lassen,
für die er denkbar ungeeignet ist.
 
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