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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0072
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Ηρακλής χορηγός (fr. 8)

67

Interpretation Ein Sprecher fordert eine zweite Person auf, (ihm selbst oder
einer anderen Person) einen Chiton zu bringen, auf den er offenbar mit einer
Geste hinweist (vgl. τόνδ’); damit erklärt sich auch das Fehlen des Artikels bei
χιτώνα (vgl. KG I 629 [über die Weglassung des Artikels bei einem mit einem
Demonstrativpronomen verbundenen Substantiv]: „Ferner auch, wenn das
Demonstrativ bloss eine räumliche Beziehung (= hier, dort) ausdrückt, und
der Redende gleichsam mit dem Finger auf etwas hin weist... Das Pronomen
folgt dann in der Regel nach“, wo u. a. Xen. Cyr. 8,3,6 φέρε λαβών ... χιτώνας
μέν τουτουσί τοΐς τών δορυφόρων ήγεμόσι, κασάς δέ τούσδε τούς έφιππίους
τοΐς τών ιππέων ήγεμόσι δός, καί τών αρμάτων τοΐς ήγεμόσιν άλλους τούσδε
χιτώνας zitiert wird). Vgl. in der Komödie z.B. Ar. Ach. 983 (kret.-päon.) λαβέ
τήνδε φιλοτησίαν („Sc. κύλικα“ Olson 2002, 314), Eq. 1166-7 ιδού, φέρω σοι
τήνδε μαζίσκην εγώ / έκ τών όλών τών έκ Πύλου μεμαγμένην, Vesp. τηνδί δέ
χλαΐναν, Pac. 304 (troch. tetr.) ημέρα γάρ έξέλαμψεν ή δε μισολάμαχος, Αν.
921 τήνδ’ ... πόλιν, Thesm. 301 (Prosa) εκκλησίαν τήνδε, Aristomen. fr. 5,1
παντευχίαν δέ τού θεού ταύτην λαβεΐν, Alex. fr. 293 φιλοτησίαν σοι τήνδ’
έγώ / ιδία τε καί κοινή κύλικα προπίομαι, Diph. fr. 45,3 τονδί δέ ναστόν
Αστ{ερ)ίωνος μείζονα.79
Eine Möglichkeit wäre, dass hier Vorbereitungen für eine Theaterauffüh-
rung unter Herakles als Choregen getroffen werden (Meineke I (1839) 255
bemerkt zu dem Vers: „non male convenit Herculi scenicum ornatum appa-
ranti“), zumal Übergewänder auf Bilddarstellungen auch als Teil des Kostüms
tragischer Helden erscheinen, und z.B. auch Tänzerinnen oft einen solchen
zweiten Chiton tragen (vgl. unten zum Lemma).80 Andererseits könnte der
χιτών έπενδύτης hier aber auch als spezifisch orientalisches Gewand genannt
werden (und damit vielleicht für orientalischen Luxus stehen); vgl. zu den
orientalischen Assoziationen des έπενδύτης Miller 1989, 327-9.
φέρε νυν Wenn die Syntax vollständig ist (es könnte z. B. auch im nächs-
ten Vers ein Verb gefolgt sein, zu dem χιτώνα τόνδ’ έπενδύτην Objekt ist),
dann wird φέρε νΰν hier nicht (wie z.B. bei Cratin. fr. 58,1, Hermipp. fr. 8,1,
Ar. Eq. 113, Nub. 731, Vesp. 54. 826. 848. 906. 990. 1497. 1516, Lys. 864. 916,
Ran. 502, Eccl. 28. 710. 725. 869, Plut. 768. 789. 964, fr. 591,84) in Verbindung

79 Hinzu kommen weitere Fälle, in denen sich das Fehlen des Artikels auch durch ein
höheres poetisches Register erklären lässt (z.B. Ar. Pac. 1224 [paratrag.] δεκάμνω
τωδε θώρακος κύτει, Thesm. 313 [lyr.] ταΐσδ’ έπ’ εύχαΐς, 889 [paratrag.] τάσδε
τυμβήρεις έδρας, Ran. 1128 [Tragödienzitat] εις γήν τήνδε).
80 Wilson 2000, 378 Anm. 209 vermutet, dass hier Herakles selbst, ,,‘costumed’ as kho-
regos“ angeredet wird (aber in diesem Fall bliebe die Aufforderung, einen solchen
Chiton zu bringen, unverständlich).
 
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