133
Komödien und Fragmente
Αίγεύς (Aigeus)
(„Aigeus“)
Diskussionen Meineke 1827, 61; Meineke I (1839) 259-60; Bothe 1855, 330;
Schmid 1946, 168 mit Anm. 2; Edmonds I (1957) 901 Anm. d; PCG VII (1989)
375; Storey, FOCIII (2011) 18-9. 21.
Titel Philyllios’ Aigeus ist die einzige bekannte Komödie mit diesem Titel;
gleichnamige Tragödien sind für Sophokles und Euripides bezeugt. Zu weiteren
mit dem Theseusmythos verbundenen Stücken vgl. Orth 2014a (FrC 9.2), 98-101.
Aigeus, einer der mythischen Könige Athens, ist besonders als Vater des
Theseus bekannt (zu einer ausführlichen Diskussion des Mythos mit verschie-
denen Varianten vgl. insgesamt Gantz 1993, 247-9. 255-6. 262-3. 276-7). Auf
der Suche nach einem Mittel gegen seine Kinderlosigkeit erhält Aigeus vom
delphischen Orakel die rätselhafte Antwort, er solle „nicht den hervorstehen-
den Fuß des Weinschlauchs lösen, bevor er wieder nach Hause komme“ (vgl.
Eur. Med. 666-81). Auf dem Rückweg besucht er seinen Freund Pittheus, den
König von Trotzen, und schwängert dort dessen Tochter Aithra (Eur. Med.
682-8, Plut. Thes. 3,5). Theseus wächst in Troizen auf; als junger Mann macht
er sich auf den Weg nach Athen, um sein Erbe anzutreten, und besiegt da-
bei unterwegs zahlreiche Unholde (vgl. zu den Quellen im einzelnen Gantz
1993, 249-55). Die folgenden Ereignisse in Athen standen im Mittelpunkt der
Azgeus-Tragödien des Sophokles und Euripides (vgl. dazu auch Lloyd-Jones
1996, 18-9 und Collard/Cropp 2008a, 3-5): Bei seiner Ankunft in Athen
wird Theseus von Medeia erkannt, die mit Aigeus in Athen lebt; sie warnt
Aigeus vor dem Fremden und überzeugt ihn, diesen zu vergiften. Im letzten
Moment kommt es zur Wiedererkennung anhand eines Schwerts, das Aigeus
vor Theseus’ Geburt in Troizen zurückgelassen hat. Nach einer Version des
Mythos findet auch Theseus’ Kampf mit dem Marathonischen Stier noch vor
der Anagnorisis statt; welcher Version Sophokles und Euripides folgen, bleibt
unklar, und für Sophokles ist nicht einmal die Rolle der Medeia gesichert (vgl.
Collard/ Cropp 2008a, 4-5). Später begeht Aigeus Selbstmord, nachdem Theseus
bei der Rückkehr aus Kreta vergessen hat, das zum Zeichen eines erfolgreichen
Ausgangs der Fahrt vereinbarte weiße Segel aufzuziehen (vgl. Gantz 1993, 276).
Inhalt Die beiden aus Philyllios’ Aigeus erhaltenen Fragmente liefern keine
sicheren Anhaltspunkte zum Inhalt des Stücks (zu Möglichkeiten, fr. 1 mit
Aigeus in Verbindung zu bringen, vgl. unten S. 135-6). Plausibel, wenn auch
keineswegs sicher, ist die Annahme, dass dort dieselbe Episode im Mittelpunkt
Komödien und Fragmente
Αίγεύς (Aigeus)
(„Aigeus“)
Diskussionen Meineke 1827, 61; Meineke I (1839) 259-60; Bothe 1855, 330;
Schmid 1946, 168 mit Anm. 2; Edmonds I (1957) 901 Anm. d; PCG VII (1989)
375; Storey, FOCIII (2011) 18-9. 21.
Titel Philyllios’ Aigeus ist die einzige bekannte Komödie mit diesem Titel;
gleichnamige Tragödien sind für Sophokles und Euripides bezeugt. Zu weiteren
mit dem Theseusmythos verbundenen Stücken vgl. Orth 2014a (FrC 9.2), 98-101.
Aigeus, einer der mythischen Könige Athens, ist besonders als Vater des
Theseus bekannt (zu einer ausführlichen Diskussion des Mythos mit verschie-
denen Varianten vgl. insgesamt Gantz 1993, 247-9. 255-6. 262-3. 276-7). Auf
der Suche nach einem Mittel gegen seine Kinderlosigkeit erhält Aigeus vom
delphischen Orakel die rätselhafte Antwort, er solle „nicht den hervorstehen-
den Fuß des Weinschlauchs lösen, bevor er wieder nach Hause komme“ (vgl.
Eur. Med. 666-81). Auf dem Rückweg besucht er seinen Freund Pittheus, den
König von Trotzen, und schwängert dort dessen Tochter Aithra (Eur. Med.
682-8, Plut. Thes. 3,5). Theseus wächst in Troizen auf; als junger Mann macht
er sich auf den Weg nach Athen, um sein Erbe anzutreten, und besiegt da-
bei unterwegs zahlreiche Unholde (vgl. zu den Quellen im einzelnen Gantz
1993, 249-55). Die folgenden Ereignisse in Athen standen im Mittelpunkt der
Azgeus-Tragödien des Sophokles und Euripides (vgl. dazu auch Lloyd-Jones
1996, 18-9 und Collard/Cropp 2008a, 3-5): Bei seiner Ankunft in Athen
wird Theseus von Medeia erkannt, die mit Aigeus in Athen lebt; sie warnt
Aigeus vor dem Fremden und überzeugt ihn, diesen zu vergiften. Im letzten
Moment kommt es zur Wiedererkennung anhand eines Schwerts, das Aigeus
vor Theseus’ Geburt in Troizen zurückgelassen hat. Nach einer Version des
Mythos findet auch Theseus’ Kampf mit dem Marathonischen Stier noch vor
der Anagnorisis statt; welcher Version Sophokles und Euripides folgen, bleibt
unklar, und für Sophokles ist nicht einmal die Rolle der Medeia gesichert (vgl.
Collard/ Cropp 2008a, 4-5). Später begeht Aigeus Selbstmord, nachdem Theseus
bei der Rückkehr aus Kreta vergessen hat, das zum Zeichen eines erfolgreichen
Ausgangs der Fahrt vereinbarte weiße Segel aufzuziehen (vgl. Gantz 1993, 276).
Inhalt Die beiden aus Philyllios’ Aigeus erhaltenen Fragmente liefern keine
sicheren Anhaltspunkte zum Inhalt des Stücks (zu Möglichkeiten, fr. 1 mit
Aigeus in Verbindung zu bringen, vgl. unten S. 135-6). Plausibel, wenn auch
keineswegs sicher, ist die Annahme, dass dort dieselbe Episode im Mittelpunkt