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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0147
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142

Philyllios

Choren175 noch annähernd erkennbar (der folgende Überblick nach Collard/
Cropp 2008a, 259-63). Vermutlich in einem Prolog wurde die Vorgeschichte
erzählt: Während eines Fests zu Ehren der Athene wird Auge von Herakles
vergewaltigt, wahrscheinlich als sie an einem Brunnen ein Gewand der Athene
oder (nach der attraktiven Vermutung von Barrett 2007, vgl. unten S. 159) ihr
eigenes Gewand zu waschen versucht. Nach der Geburt des Telephos führt die
damit verbundene Befleckung des Tempels zu einer Hungersnot. Innerhalb
der Tragödienhandlung werden die Gründe der Hungersnot untersucht, die
Geburt der Auge entdeckt, Auge zum Tode verurteilt und Telephos ausgesetzt.
Herakles findet das Kind, es kommt zur Anagnorisis durch einen Ring, den
Herakles bei der Vergewaltigung der Auge verloren hat, und schließlich be-
wegt Herakles auch Aleos dazu, Auge die Strafe zu erlassen. Auch Sophokles
behandelte in mehreren Tragödien verschiedene Episoden des Mythos (Aleadai,
Mysoi, Telephos, vgl. Lloyd-Jones 1996, 32-3).
Im einzigen erhaltenen Fragment aus Eubulos’ Auge wird ein Mann auf-
gefordert, schnell zu einem bereits im Verlauf befindlichen Gastmahl einzu-
treten, da er sonst nichts mehr bekommen werde (fr. 14). Auf eine komische
Darstellung des Mythos von Herakles und Auge deutet auch ein 340-30 v. Chr.
entstandener sizilischer rotfiguriger Kelchkrater (LIMC Auge Nr. 6, Trendall-
Webster IV 24; abgebildet auch bei Walsh 2009, 85 und Hughes 2012,144), der
zeigt, wie sich Herakles (in komischem Kostüm) in einem Heiligtum einer
Priesterin (in tragischem Kostüm) nähert, die vor der Statue einer Göttin steht;
am linken Ende des Bilds steht ein Sklave, rechts eine alte Frau (beide in
komischem Kostüm).176

175 Meineke V.l 57 bezieht diesen Bericht auf die Auge des Philyllios oder eines ande-
ren Komödiendichters, aber vgl. Wilamowitz-Moellendorff 1875, 189-90, dessen
Vermutung, dass hier eine Paraphrase der Tragödie des Euripides vorliegt, allge-
meine Zustimmung gefunden hat (vgl. zuletzt Kannicht 2004, 333 und Collard/
Cropp 2008a, 260; vgl. auch Hunter 1983, 105).
176 Die auf dem Bild dargestellte Situation ist unterschiedlich interpretiert worden,
vgl. Bauchhenß-Thüriedl 1986, 46: „(...) Der Priesterin dieses Heiligtums hat
sich Herakles genähert und greift ihr an den Schleier. Doch sie enthüllt selbst
ihr Gesicht und erschreckt Herakles durch ihre Häßlichkeit so sehr, daß er den
Schleier losläßt und zu fliehen versucht“ (vgl. ausführlicher Bauchhenß-Thüriedl
1971, 76-7); Walsh 2009, 85-6: „Herakles (the father of Telephos) has bürst in on
the scene, possibly interrupting Auge’s devotions. Herakles approaches Auge in a
mincing fashion with his trademark lionskin cast over his shoulder. The hero looks
somewhat taken aback, perhaps because Auge points towards the statue in order to
emphasize that she is in a place of sanctuary and protection and cannot be violated.
However, Auge has unveiled herseif and appears to be in the motion of turning
 
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