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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0148
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Αϋγη

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Inhalt Philyllios’ Auge gehört zu den Komödien, für die ein direkter Bezug
auf ein Vorbild des Euripides besonders plausibel erscheint. Dafür spricht (1)
die zeitliche Nähe der Karriere des Philyllios zu Euripides’ Auge, die zu dessen
spätesten Stücken zählte, (2) die Anspielung auf eine spektakuläre Innovation
in diesem Stück, die Geburt im Heiligtum, bei Ar. Ran. 1080 (s.o.), (3) die
Tatsache, dass insgesamt Euripides in der Komödie intensiver parodiert wurde
als jeder andere Tragödiendichter (und das auch noch länger nach seinem
Tod, wie die zahlreichen Euripidesbezüge bei Eubulos zeigen, der auch eine
Auge schrieb; vgl. Kassel/Austin ad Eub. fr. 6,2 und zum Titel Αντιόπη und
Hunter 1983, 28-9),* * * * * * * * * * * * * 177 (4) das insgesamt große komische Potential gerade der
euripideischen Version des Mythos, in der Herakles auch nach der Geburt des
Telephos noch eine wichtige Rolle spielte und es später zu einer Anagnorisis
kam.178 Die Fragmente lassen sich gut mit einer solchen Annahme vereinba-
ren, enthalten jedoch keine eindeutigen Hinweise (fr. 5 ließe sich als komisch
vereinfachte Version später euripideischer Lyrik deuten, enthält aber sprach-
lich keine eindeutig paratragischen Elemente). Aber auch wenn Euripides das
wichtigste Vorbild für Philyllios geliefert haben sollte, ist noch nicht klar, wie
eng der Komödiendichter sich tatsächlich an dieses Vorbild hielt. Unklar bleibt
nicht zuletzt, ob bei Philyllios die erste Begegnung von Herakles und Auge
nur berichtet, oder vielleicht auch direkt dargestellt wurde: In fr. 3 ist von von

the tables on the dim-witted hero. Possibly we see here a reversal similar to that
discussed in the Cassandra scene [Walsh 2009, 81-5] and Auge is about to molest
Herakles“, Hughes 2012, 163-4 (der einen Bezug auf Auge ganz in Frage stellt) „...
Nevertheless, the iconography allows us to guess what happens next. Herakles’
body-language is distinctive: tiptoeing away from the girl, he twists his head and
upper body around to face her, reaching out until his fingers touch her cheek. By
this time, we are familiär enough with the physical style of comedy to recognize
that this contorted reversing movement violates the canons of serious art, but in a
männer that is quite alien to the style in which comedy inverts them. Instead, it is
characteristic of satyrs. Herakles is behaving like a satyr, and consequently, whoe-
ver she is, this köre is in trouble.“ Die Auge-Komödien des Philyllios und Eubulos
nennen im Zusammenhang mit dem Bild Trendall/Webster 1971,136, Hunter 1983,
105, Walsh 2009, 86 (Eubulos ist in chronologischer Hinsicht wahrscheinlicher).
177 Vgl. (neben Aristophanes’ Acharnern, Frieden, Thesmophoriazusen und Fröschen)
in der späteren Alten Komödie z. B. Aristophanes’ und Strattis’ Phoinissai (mit
Ar. fr. 570. 574 und Stratt. fr. 46-8), Strattis’ Anthröporestes mit fr. 1, Stratt. fr. 71,
Ale. com. fr. 19, und bei Philyllios fr. 6. Philyllios hat auch die Titel Aigeus und
Herakles mit Euripides gemeinsam (hinzu kommt noch die - allerdings weniger
sicher bezeugte - Helene).
178 Auch im Aigeus bearbeitete Philyllios möglicherweise ein euripideisches Stück mit
Anagnorisis (vgl. oben S. 134).
 
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