Αϋγη (fr. 5)
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δέ παιάνων τε καί στεναγμάτων); όμοΰ wird üblicherweise nicht mit dem
Genitiv, sondern entweder mit dem Dativ oder absolut verwendet.
Der Fehler ist wohl durch Verwechslung von ΛΑ mit AA in Majuskelschrift
entstanden; vgl. z. B. Mnesim. fr. 2,2 ap. Athen. 10,417e ολίγα μέν λαλών
[λαλών Meineke: άλλων Α]). Die Geschwätzigkeit der Frauen ist ein fes-
ter Topos in der Komödie, vgl. Ar. Lys. 356, Thesm. 393 mit Austin/Olson
2004,179, Eccl. 120; Oeri 1948, 12-3 (zu geschwätzigen alten Frauen vgl. auch
Argentarios, AP 7,384,2 = GPh 1470 ή λάλος άμπελίνη γρηύς Αριστομάχη und
Philostr. VS p. 52,13-6 Kayser = p. 541,30 01.).
Will man den kühnen Anschluss von χαίροντα an πάντα (und nicht, wie
man erwarten würde, direkt an die zuvor im Genitiv genannten Personen-
gruppen) vermeiden, dann sind weitere Eingriffe in den Text erforderlich (vgl.
dazu auch den kritischen Apparat).195 Vielleicht die einfachste Lösung ist in
diesem Fall die Annahme einer Lücke nach γραδίων (so Meineke II.2 858):196
πάντα γάρ ήν / μέστ’ άνδρών καί μειράκιων / πινόντων. όμού δέ λάλων /
γραδίων {πλήθη ^—} / {—} μεγάλαισιν οϊ/νου χαίροντα λεπασταΐς.197
Meinekes Vermutung, dass im ausgefallenen Text von Hetären die Rede war,198
ist allerdings nur dann plausibel, wenn hier ein Symposion beschrieben wurde;
unter der vielleicht wahrscheinlicheren Deutung der Szene als pannychis (vgl.
unten zur Interpretation) würde man eher an athenische jüngere Frauen und
Mädchen denken (in diesem Fall hätte Philyllios hier sowohl bei den Männern
als auch bei den Frauen jeweils zwischen zwei Altersstufen unterschieden).
Möglich wäre auch eine leicht abgewandelte Form von Meinekes Vorschlag,
bei der λάλων γραδίων nicht von einem zu ergänzenden Substantiv wie πλήθη
abhängt, sondern wie άνδρών und μειράκιων noch von μέστ’ (wobei dann
ein Bezugswort zu χαίροντα in der Lücke gestanden haben müsste): πάντα
195 Und vgl. z. B. auch Jacobs 1809, 262-3 (wo das Ende des Fragments zu δμαδος δέ
λάλων γράίδίων / μεγάλαισι λεπασταΐς / οίνου χαίρων umgeschrieben wird).
196 Die metrischen Zeichen habe ich ergänzt; sie müssen nicht zwangsläufig Meinekes
Vorstellung entsprechen. Natürlich kann die Lücke auch länger sein, und auch ein
Wechsel mit Glykoneen oder anderen in äolischen Liedern vorkommenden Versen
wäre denkbar.
197 Zu πλήθη vgl. Mnesim. fr. 4,51 (in Bezug auf die Fülle von Genüssen nach einem
Gastmahl) αγαθών πλήθη (anap.); sonst wird der Plural von πλήθος hauptsächlich
in politischem Zusammenhang verwendet (vgl. z.B. Thuc. 5,68,2, Isoc. 4,75. 7,40,
Plat. Gorg. 452e, Soph. 268b).
198 Meineke II.2 858: „In iis quae exciderunt meretricularum facta fuisse videtur men-
tio“.
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δέ παιάνων τε καί στεναγμάτων); όμοΰ wird üblicherweise nicht mit dem
Genitiv, sondern entweder mit dem Dativ oder absolut verwendet.
Der Fehler ist wohl durch Verwechslung von ΛΑ mit AA in Majuskelschrift
entstanden; vgl. z. B. Mnesim. fr. 2,2 ap. Athen. 10,417e ολίγα μέν λαλών
[λαλών Meineke: άλλων Α]). Die Geschwätzigkeit der Frauen ist ein fes-
ter Topos in der Komödie, vgl. Ar. Lys. 356, Thesm. 393 mit Austin/Olson
2004,179, Eccl. 120; Oeri 1948, 12-3 (zu geschwätzigen alten Frauen vgl. auch
Argentarios, AP 7,384,2 = GPh 1470 ή λάλος άμπελίνη γρηύς Αριστομάχη und
Philostr. VS p. 52,13-6 Kayser = p. 541,30 01.).
Will man den kühnen Anschluss von χαίροντα an πάντα (und nicht, wie
man erwarten würde, direkt an die zuvor im Genitiv genannten Personen-
gruppen) vermeiden, dann sind weitere Eingriffe in den Text erforderlich (vgl.
dazu auch den kritischen Apparat).195 Vielleicht die einfachste Lösung ist in
diesem Fall die Annahme einer Lücke nach γραδίων (so Meineke II.2 858):196
πάντα γάρ ήν / μέστ’ άνδρών καί μειράκιων / πινόντων. όμού δέ λάλων /
γραδίων {πλήθη ^—} / {—} μεγάλαισιν οϊ/νου χαίροντα λεπασταΐς.197
Meinekes Vermutung, dass im ausgefallenen Text von Hetären die Rede war,198
ist allerdings nur dann plausibel, wenn hier ein Symposion beschrieben wurde;
unter der vielleicht wahrscheinlicheren Deutung der Szene als pannychis (vgl.
unten zur Interpretation) würde man eher an athenische jüngere Frauen und
Mädchen denken (in diesem Fall hätte Philyllios hier sowohl bei den Männern
als auch bei den Frauen jeweils zwischen zwei Altersstufen unterschieden).
Möglich wäre auch eine leicht abgewandelte Form von Meinekes Vorschlag,
bei der λάλων γραδίων nicht von einem zu ergänzenden Substantiv wie πλήθη
abhängt, sondern wie άνδρών und μειράκιων noch von μέστ’ (wobei dann
ein Bezugswort zu χαίροντα in der Lücke gestanden haben müsste): πάντα
195 Und vgl. z. B. auch Jacobs 1809, 262-3 (wo das Ende des Fragments zu δμαδος δέ
λάλων γράίδίων / μεγάλαισι λεπασταΐς / οίνου χαίρων umgeschrieben wird).
196 Die metrischen Zeichen habe ich ergänzt; sie müssen nicht zwangsläufig Meinekes
Vorstellung entsprechen. Natürlich kann die Lücke auch länger sein, und auch ein
Wechsel mit Glykoneen oder anderen in äolischen Liedern vorkommenden Versen
wäre denkbar.
197 Zu πλήθη vgl. Mnesim. fr. 4,51 (in Bezug auf die Fülle von Genüssen nach einem
Gastmahl) αγαθών πλήθη (anap.); sonst wird der Plural von πλήθος hauptsächlich
in politischem Zusammenhang verwendet (vgl. z.B. Thuc. 5,68,2, Isoc. 4,75. 7,40,
Plat. Gorg. 452e, Soph. 268b).
198 Meineke II.2 858: „In iis quae exciderunt meretricularum facta fuisse videtur men-
tio“.