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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0235
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230

Philyllios

Interpretation Der Sprecher äußert in einem Gebet* * * * * * * 319 den Wunsch, saubere
Luft zu atmen, und erklärt dies als besonders wichtig für die Gesundheit.
Eine plausible Erklärung dafür wäre, dass er vor einer Reise in ein in die-
ser Hinsicht problematisches Gebiet steht (z.B. zum Pontos, vgl. Men. Sam.
107-9, oder in die Unterwelt).320 Auffallend ist einerseits die Betonung der
Bedeutung guter Luft für die Gesundheit (vielleicht ein Hinweis darauf, dass
der Sprecher selbst ein besonderes Interesse an diesem Thema hat321), anderer-
seits die Bezeichnung der Luft als βέδυ in Vers 1 (wobei die Herkunft oder das
Reiseziel des Sprechers ebenso eine Rolle spielen könnte wie eine bestimmte
religiöse Haltung; vgl. zu 1 βέδυ). Interessant ist in dem Fragment gerade auch
die Verbindung von Religion (vgl. 1 βέδυ, προσεύχομαι und σωτήριον) und
Medizin (vgl. die Ausführungen zur Gesundheit in Vers 2-3). Der Sprecher
wird nicht nur durch sein Interesse an diesen Themen, sondern auch durch
seine gelehrt klingende Redeweise charakterisiert (vgl. besonders βέδυ in Vers
1 und den erweiterten substantivierten Infinitiv in Vers 3, mit dem Kommentar
zum Lemma).322
1 έλκειν Vgl. Philem. fr. 110,3-4 τον αυτόν αέρα / έτέροισιν έλκεις,
Men. fr. 602,7-8 έσπασας τον αέρα / τον κοινόν,323 Diod. 2,36,1 (zitiert unten
zu 3 τό τον άέρ’ έλκειν καθαρόν), und mit weiteren griechischen und lateini-
schen Parallelen Marx 1905, 224 «dLucil. 601.

R. und Soph. fr. 621 R. bezeugtes Adjektiv) wird zu Recht schon von Schmid 1946,
169 Anm. 4 zurückgewiesen. Aber auch Schmids eigener Vorschlag („vielleicht
ist έλκων statt έλκειν zu schreiben, wobei βέδυ seine gewöhnliche Bedeutung
„Wasser“ behalten könnte und ein Mißverständnis des Clemens Al. anzunehmen
wäre“) ist nicht überzeugend. Dass βέδυ auch „Luft“ bedeuten kann, zeigt das bei
Clemens auf Philyllios folgende Fragment des Neanthes (vgl. Le Boulluec 1981,
183).
319 Zur Behandlung von Gebeten in der griechischen Komödie vgl. Kleinknecht 1937,
Horn 1970.
320 Ein solcher Gedanke wäre besonders bei einer Abreise aus Athen naheliegend (vgl.
zur reinen Luft in Athen Anon. Phot. p. 241,25-8 Thesleff [The Pythagorean Texts
of the Hellenistic Period, Äbo 1965], Aristid. 1,352-3 Lenz-Behr).
321 Er könnte z.B. ein Arzt oder ein Anhänger einer bestimmten naturwissen-
schaftlichen Theorie sein (vgl. Schmid 1946, 169: „Ein begeisterter Luft- oder
Wasserhygieniker spricht in fr. 20 und verrät eine diätetische Zeitströmung“).
322 Vgl. schon Colvin 2000, 288, der (ausgehend von der Verwendung des Fremdworts
βέδυ) bemerkt, dass der Sprecher hier „is no doubt being mocked for his display
of alazoneia (pretentiousness)“.
323 Beide zitiert von Blaydes 1890, 62.
 
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