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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0277
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272

Poliochos

Πορνοβοσκός betitelten Komödien von Eubulos, Poseidippos und vielleicht
auch Anaxilas [vgl. fr. 28]).389
Zu Korinth als Zentrum der Prostitution vgl. Goebel 1915, 36-8, Salmon
1984, 398-400, Arnott 1996, 717, Sommerstein 2001, 143 ad Ar. Plut. 149,
Orth 2009, 153 ad Stratt. fr. 27,2-3. In dem einzigen erhaltenen Fragment von
Philetairos’ Korinthiastes (fr. 5) lobt ein Sprecher den Blick einer Hetäre (und
kontrastiert sie mit einer Ehefrau): ώς τακερόν, ώ Ζεΰ, καί μαλακόν τό βλέμμ’
έχει. / ούκ έτος εταίρας ιερόν έστι πανταχοΰ, / άλλ’ ούχι γαμέτης ούδαμου
τής 'Ελλάδος.
Inhalt Der Titel nimmt wahrscheinlich auf die in Korinth florierende Pros-
titution Bezug, auch wenn unklar bleibt, ob der Titelheld ein Prostituierter, ein
Kuppler oder der Besucher von Hetären ist (vgl. zum Titel). Eine männlicher
Prostituierter als Titelheld wäre ohne Parallele, und wenn es sich um einen
Kuppler handelte, dann hätte der Titel auch einfach Πορνοβοσκός lauten kön-
nen. Ein Mann, der zu den Hetären nach Korinth fährt (und dort vielleicht
sein Vermögen verschwendet) wäre aber sicherlich ein besonders guter Stoff
für eine Komödie mit dem Titel Κορινθιαστής. Das einzige sicher diesem
Stück zuweisbare Fragment (fr. 1) lässt - vermutlich als Nebenfigur - noch
einen Sklaven oder Koch erkennen, der sich durch eine übertrieben gewählte
und verrätselte Ausdrucksweise auszeichnete. Ob (wie Edmonds I 839 Anm. b
vermutet) auch das ohne Titel überlieferte fr. 2 aus dem Korinthiastes stammt,
ist unklar (auch von vielen anderen Komödien des 4. Jh. ist - in der Regel
durch Athenaios - nur ein einziges Fragment erhalten, und damit könnte
fr. 2 ebensogut aus einem weiteren, sonst unbekannten Stück des Poliochos
stammen).
Datierung Zur Datierung des Korinthiastes fehlen eindeutige Hinweise. Die
gleichnamige Komödie des Philetairos, die Erwähnung korinthischer Hetären
bei Ar. Plut. 149 und das Vorkommen des Worts κορινθιάζομαι in Aristo-
phanes’ Kökalos (ca. 386 v. Chr.) lassen eine Aufführung in der ersten Hälfte
des 4. Jh. v. Chr. plausibel erscheinen. Auch fr. 1 passt besser in die Komödie
des 4. Jh. als die des 5. Jh. (und in dieselbe Richtung weist auch - zumindest
tendenziell - μηδέ εις in Vers 1). Vgl. oben S. 266.

389 Grundsätzlich wäre auch ein politischer Bezug des Titels denkbar (vgl. oben
Anm. 387 und Ar. Eccl. 199-200 Κορινθίοις άχθεσθε, κάκεΐνοί γέ σοι· / νΰν είσι
χρηστοί, καί σύ νυν χρηστός γενοϋ), auch wenn die erhaltenen Erklärungen zu
κορινθιάζειν/κορινθιάζομαι (s.o.) eher in eine andere Richtung weisen.
 
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