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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0306
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Δημοτυνδάρεως

301

Vermutungen über den Inhalt sind insbesondere die folgenden Aspekte zu be-
rücksichtigen: (1) Die Form der Zusammensetzung aus δήμος und Τυνδάρεως,
(2) die inhaltlichen und chronologischen Hinweise in den Fragmenten, und (3)
Assoziationen, die mit der Figur des Tyndareos verbunden werden können,
und deren komisches Potential.
(1) Ähnliche zusammengesetzte Titel deuten in der Regel auf eine Doppel-
identität einer Figur, wobei es sich oft um eine Verbindung von stärker mit-
einander kontrastierenden Figuren handelt (allerdings muss der Kontrast, wie
Kratinos’ Dionysalexandros und Metagenes’ Thouriopersai zeigen, nicht allzu
ausgeprägt sein). Bei einer Verbindung des athenischen Demos mit Tyndareos
könnte ein solcher Kontrast in der Verbindung (a) einer zur realen Welt der
Gegenwart gehörenden und einer mythischen Figur, (b) des Volks (bzw. der
Demokratie) und eines Königs (bzw. der Monarchie) oder (c) eines Spartaners
(vielleicht auch als Vertreter der Oligarchie) mit den Athenern (vielleicht als
Vertreter der Demokratie) bestehen.
Die Annahme, dass sich Δημοτυνδάρεως auf eine doppelte Identität bezieht,
ist auch insofern plausibel, als der athenische Demos auch sonst in der Komö-
die häufiger als Personifikation auf die Bühne gebracht wird (vgl. oben S. 297).
Andererseits ist aber auch eine alternative Deutung des Titels als „Tyndareos
des Demos“ nicht völlig auszuschließen (vgl. Ar. Vesp. 343 Δημολογοκλέων,
Ran. 1085 δημοπιθήκων, und Timokles’ Titel Δημοσάτυροι);442 allerdings

Tyndareus appearing on vases that display the scene? That he arranged the formal
courtship of his daughter Helen by the foremost eligible males of the Greeks?
That he attempted to secure the condemnation of his grandchildren for the mur-
der of their mother? ...“, Zimmerman 2011, 757: „Der Demotyndareos, wohl der
Demos in der Rolle des Tyndareos, könnte ... zum Spieltyp der doppelten Identität
oder des Identitätswechsels gehört haben - X in der Rolle von Y. Fr. 4 könnte
auf die mit Gewaltandrohung durchgesetzte Verfassung von 411 bezogen wer-
den, die wesentlich auf Theramenes zurückging. Im Gewand der Mythentravestie
könnte dem athenischen Demos die neue Verfassung ins Nest gelegt worden sein
wie Tyndareos das Ei der Leda (Schmid 1946, 156). Die Komödie würde, dem
Dionysalexandros vergleichbar, also dem transparenten Typus zuzurechnen sein.“,
Rusten 2011, 377: „Like other double titles ..., this seems to juxtapose a mythical
figure (here Tyndareus, the husband of Leda mother of Helen) and a Contemporary
one (here Demos, ‘people’ of Athens; similarly Demos was an allegorical character
in Aristophanes’ Knights.) Perhaps it is relevant that Tyndareos came back from
the dead (see Platon fr. 70); compare the rejuvenation of Demos at the end of
Aristophanes’ Knights. This play was before the death of Hyperbolus (fr. 5) and
after the first political activity of Theramenes (fr. 3), therefore about 411“.
442 Vgl. Muhl 1881, 113-4, der einen Bezug auf Theramenes vermutet und die Ver-
bindung in einer Gleichsetzung der Strafmaßnahmen des Theramenes und der
 
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