Δημοτυνδάρεως
305
Eine Datierung auf 410 v. Chr. (wie sie von Geißler 1925, 57-8 vorge-
schlagen wird),450 hätte zur Folge, dass das Stück während der Herrschaft der
Fünftausend aufgeführt wurde,451 die aber aus zeitgenössischer Sicht durchaus
als eine Rückkehr zur Demokratie (oder einer verbesserten Variante davon)
dargestellt worden sein könnte: Die Versammlung, mit der sich der Übergang
von der Herrschaft der Vierhundert zu der der Fünftausend vollzog, fand in
der Pnyx statt (Thuc. 8,97,1), und damit am symbolträchtigen Ort der Ekklesia
(vgl. die Bezeichnung des Demos als Πυνκίτης Ar. Eq. 42), und vgl. zu den
Ähnlichkeiten der Herrschaft der Fünftausend mit der Demokratie Kagan
198 7, 2 04- 5.452 Wichtige Ereignisse, die der Aufführung vorausgingen, wären
in diesem Fall auch die Erfolge der athenischen Flotte am Hellespont im Herbst
411 v. Chr. (Seeschlachten bei Kynossema und Abydos) unter der Führung von
Ihrasybulos (letztere wurde nicht zuletzt durch die Ankunft des Alkibiades
mit 18 Schiffen während der Schlacht entschieden); unklar ist dagegen, ob
der Seesieg bei Kyzikos, der meist auf März bis April 410 v. Chr. datiert wird,
noch vor den Dionysien errungen und in Athen bekannt wurde. Zu einem
umfassenden Überblick über die komplexen Ereignisse vom oligarchischen
Umsturz 411 v.Chr. über die Herrschaft der Fünftausende bis zur Rückkehr
zur Demokratie nach der Schlacht bei Kyzikos (März oder April 410 v.Chr.)
vgl. Kagan 1987, 106-273, Andrewes 1992, 471-89.
Auch ein Bezug von fr. 3,1-3 auf die Flucht des Alkibiades aus Thurioi
415 v.Chr. (zu dieser Möglichkeit vgl. den Kommentar zu fr. 3) wäre mit
einer Datierung auf 410 v.Chr. vereinbar. Denn zu den ersten Maßnahmen
nach dem Übergang zur Herrschaft der Fünftausend zählte ein Beschluss,
Alkibiades und άλλους μετ’ αύτου (vermutlich weitere der im Mysterienfrevel
und Hermokopidenskandal 415 v.Chr. beschuldigten Personen) zurückzuru-
fen (Thuc. 8,97,3; Kagan 1987, 206). fr. 3 könnte aus einer Debatte über die
Rehabilitierung des Alkibiades stammen, in der auch seine Flucht aus Thurioi
angesprochen wird. Allerdings bliebe vorerst unklar, wie die Rollen in einer
450 Allerdings kann auch eine etwas spätere Datierung nicht sicher ausgeschlossen
werden.
451 Dazu passt auch, dass die Strafmaßnahmen des Theramenes in fr. 3,4 offenbar als
noch aktuelle Gefahr dargestellt werden (zu einem möglichen Bezug der „drei Übel
des Theramenes“ auf Maßnahmen des Theramenes nach dem Sturz der Vierhundert
vgl. unten S. 323).
452 Ein in Bezug auf eine Komödie, die den Mythos von Tyndareos mit zeitgenössischer
Politik verband, zumindest suggestives Detail ist die Erwähnung des Anakeion,
eines Heiligtums der Dioskuren, als Ort, an dem Verhandlungen zwischen den
Vierhundert und ihren gemäßigteren Gegnern stattfanden, bei Thuc. 8,93,1-3 (vgl.
Kagan 1987, 197).
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Eine Datierung auf 410 v. Chr. (wie sie von Geißler 1925, 57-8 vorge-
schlagen wird),450 hätte zur Folge, dass das Stück während der Herrschaft der
Fünftausend aufgeführt wurde,451 die aber aus zeitgenössischer Sicht durchaus
als eine Rückkehr zur Demokratie (oder einer verbesserten Variante davon)
dargestellt worden sein könnte: Die Versammlung, mit der sich der Übergang
von der Herrschaft der Vierhundert zu der der Fünftausend vollzog, fand in
der Pnyx statt (Thuc. 8,97,1), und damit am symbolträchtigen Ort der Ekklesia
(vgl. die Bezeichnung des Demos als Πυνκίτης Ar. Eq. 42), und vgl. zu den
Ähnlichkeiten der Herrschaft der Fünftausend mit der Demokratie Kagan
198 7, 2 04- 5.452 Wichtige Ereignisse, die der Aufführung vorausgingen, wären
in diesem Fall auch die Erfolge der athenischen Flotte am Hellespont im Herbst
411 v. Chr. (Seeschlachten bei Kynossema und Abydos) unter der Führung von
Ihrasybulos (letztere wurde nicht zuletzt durch die Ankunft des Alkibiades
mit 18 Schiffen während der Schlacht entschieden); unklar ist dagegen, ob
der Seesieg bei Kyzikos, der meist auf März bis April 410 v. Chr. datiert wird,
noch vor den Dionysien errungen und in Athen bekannt wurde. Zu einem
umfassenden Überblick über die komplexen Ereignisse vom oligarchischen
Umsturz 411 v.Chr. über die Herrschaft der Fünftausende bis zur Rückkehr
zur Demokratie nach der Schlacht bei Kyzikos (März oder April 410 v.Chr.)
vgl. Kagan 1987, 106-273, Andrewes 1992, 471-89.
Auch ein Bezug von fr. 3,1-3 auf die Flucht des Alkibiades aus Thurioi
415 v.Chr. (zu dieser Möglichkeit vgl. den Kommentar zu fr. 3) wäre mit
einer Datierung auf 410 v.Chr. vereinbar. Denn zu den ersten Maßnahmen
nach dem Übergang zur Herrschaft der Fünftausend zählte ein Beschluss,
Alkibiades und άλλους μετ’ αύτου (vermutlich weitere der im Mysterienfrevel
und Hermokopidenskandal 415 v.Chr. beschuldigten Personen) zurückzuru-
fen (Thuc. 8,97,3; Kagan 1987, 206). fr. 3 könnte aus einer Debatte über die
Rehabilitierung des Alkibiades stammen, in der auch seine Flucht aus Thurioi
angesprochen wird. Allerdings bliebe vorerst unklar, wie die Rollen in einer
450 Allerdings kann auch eine etwas spätere Datierung nicht sicher ausgeschlossen
werden.
451 Dazu passt auch, dass die Strafmaßnahmen des Theramenes in fr. 3,4 offenbar als
noch aktuelle Gefahr dargestellt werden (zu einem möglichen Bezug der „drei Übel
des Theramenes“ auf Maßnahmen des Theramenes nach dem Sturz der Vierhundert
vgl. unten S. 323).
452 Ein in Bezug auf eine Komödie, die den Mythos von Tyndareos mit zeitgenössischer
Politik verband, zumindest suggestives Detail ist die Erwähnung des Anakeion,
eines Heiligtums der Dioskuren, als Ort, an dem Verhandlungen zwischen den
Vierhundert und ihren gemäßigteren Gegnern stattfanden, bei Thuc. 8,93,1-3 (vgl.
Kagan 1987, 197).