Metadaten

Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0350
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Μουσών γοναί (fr. 8)

345

97)513 ergibt sich dagegen ein einwandfreier Text, der sich zudem durch einen
Vergleich mit dem ganz ähnlichen Metag. fr. 1,2 ίερεύς γάρ ών τετύχηκα τής
Κολαινίδος stützen lässt (das schon für Meineke den Ausgangspunkt seiner
Rekonstruktion von Polyzelos’ Wortlaut bildete); vgl. auch Ar. Plut. 1175 καί
ταύτα τού σωτήρος ίερεύς ών Διός. Der Fehler könnte entstanden sein durch
Interpretation von ών als ών mit folgender Angleichung von ίερεύς zu ιερών.
Weniger wahrscheinlich ist Kocks ίερώ γάρ έντετύχηκας Έπακρίου Διός
(übernommen in PCG), bei dem nicht nur die Entstehung der überlieferten
Form schwieriger zu erklären ist (wie wird έν- zu ών?), sondern auch die
inhaltliche Interpretation Probleme bereitet: Mit dem Perfekt müsste man
davon ausgehen, dass sich der Angesprochene in diesem Moment im Heilig-
tum des Zeus Epakrios befindet, aber „du bist nämlich auf das Heiligtum des
Zeus Epakrios gestoßen“514 ist keine besonders natürliche Art und Weise,
den Gesprächspartner darüber zu informieren, wo er sich gerade befindet
(man würde eher etwas erwarten wie: „dies hier ist das Heiligtum des Zeus
Epakrios“).515
Interpretation Aus der Erwähnung des Zeus Epakrios einerseits attisches
Lokalkolorit, und andererseits ein plausibler Bezug zum Mythos von der
Geburt der Musen, deren Vater ja gerade Zeus ist und deren Geburt von Hes.
Theog. 53. 62 in der Nähe des Gipfels des Olymp lokalisiert wird.
In der Form ίερεύς γάρ ών τετύχηκεν Έπακρίου Διός könnte der Vers
ζ. Β. aus einem Prolog stammen, in dem Informationen zu einem der zentra-
len Charaktere des Stücks gegeben werden. Der hier genannte Priester des
Zeus könnte identisch sein mit dem Mann, der in fr. 9 auf die große Zahl
von Kindern reagiert, die seine Frau geboren hat. In diesem Fall könnte in
Polyzelos’ Komödie die Rolle des Zeus entweder in rationalisierender Weise

513 Blaydes’ Vorschlag wird (ohne nähere Begründung) zurückgewiesen von van
Herwerden 1903, 72 (der allerdings auf die von Blaydes gegenüber Meineke vor-
genommene Änderung nicht eingeht): „Male Bl. repetit infelicem Meinekii coniec-
turam. Verum vidit Kock“.
514 Zu έντυγχάνω in Verbindung mit einem Ort oder Gegenstand, dem jemand zufällig
begegnet, vgl. z.B. Thuc. 4,128,4 δσοις ένέτυχον κατά τήν οδόν ζεύγεσιν αυτών
βοεικοΐς ή ε’ί τινι σκεύει έκπεπτωκότι, Xen. An. 2,3,10 ένετύγχανον τάφροις καί
αύλώσιν ϋδατος πλήρεσιν, 4,2,10 έντυγχάνουσι λόφω ύπέρ τής όδοϋ κατειλημ-
μένο ύπό τών πολεμίων, HG 3,4,4 ο'ις ένέτυχον ίεροΐς τεθυμένοις, Eq. Mag. 4,4 ήν
άπόροις νάπαις έντυγχάνωσιν.
515 Nur unwesentlich verringert werden die Probleme mit έντετύχηκεν in der 3.
Person: In diesem Fall könnte z.B. ein Prologsprecher das Publikum über etwas
informieren, das die betreffende Person selbst noch nicht weiß; aber auch wäre die
Form, in der dies erklärt wird, merkwürdig.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften