Metadaten

Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0362
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Incertarum fabularum fragmenta (fr. 12)

357

dafür, dass Polyzelos zu dieser Zeit noch als Komödiendichter aktiv war (vgl.
Einleitung, Nr. 2 Chronologie und Karriere).529
Da man es für undenkbar hielt, dass Dionysios gleich mehrere Gewänder
(τρυφήματα) trägt, wurden verschiedene Korrekturen vorgeschlagen (τρυφήμ’
άμα [Kock], τρύφημά τι [Blaydes]; vgl. auch van Herwerden 1903, 72). Aber
mit τρυφήματα ergibt sich ein besonders häufiger Typ eines Trimeterendes
mit einem viersilbigen Wort der metrischen Form (vgl. unten Anm.
506), und zu einer syntaktischen Erklärung des Fragments, die das Verständnis
des Plurals erleichtert, vgl. unten zu 2 χρυσοΰν έχων χλίδωνα καί τρυφήματα.
Metrisch erforderlich ist in Vers 3 Dindorfs βαυκίζεται für das überlieferte
βαυκαλίζεται.
Nach Αθηναίων steht in der Hs. αίδι, was von lacobi ap. Meineke VI 58
plausibel als αι διφορούμενον (d.h.: „das αι wird auf zwei Arten ausgespro-
chen“) interpretiert wird, unter Hinweis auf Hdn. Περί δίχρονων vol. II.1 p.
8,17-9 καί τό καύαξ διφορούμενον· τούτο γάρ ποτέ μέν συστέλλει τό α, ποτέ
δε εκτείνει αύτό.
Interpretation Wie der Beginn mit χώ nahelegt, vielleicht Teil einer länge-
ren Aufzählung, in der nacheinander mehrere Personen verspottet wurden.
Berichtet wird, wie ein Dionysios, der dem Publikum offenbar gut bekannt
ist (vgl. ό μαινόμενος έκεινοσί), es sich mit Hilfe der Athener auf dem
Parfümmarkt (einem typischen Treffpunkt übereleganter junger Männer, vgl.
unten zu 3 εν τω μύρω) gut gehen lässt. Gleich mehrere Elemente heben den
(aus athenischer Perspektive effeminiert wirkenden) Luxus hervor (χρυσοΰν
χλίδωνα, τρυφήματα, βαυκίζεται; vgl. jeweils zu den Lemmata).
Plausibel erscheint ein Bezug auf den syrakusanischen Tyrannen Diony-
sios I. (so z.B. Edmonds I 8 83,530 Chantry 1994, 99 ad SchoL Ar. Plut. 550c,531
Storey, FOC III 213). Der geschilderte Luxus passt nicht nur gut zu einem
Tyrannen überhaupt,532 sondern entspricht auch insgesamt einem Komödien-

529 Eher könnte man an ein früheres Ehrendekret für Dionysios aus dem Jahr 393 v. Chr.
denken (IG II2 18); vgl. unten zur Interpretation.
530 Unwahrscheinlich ist allerdings Edmonds’ Vermutung, dass sich das Fragment auf
Ereignisse der Jahre 368 oder 367 v. Chr. bezieht (Dionysios wurde 368 v. Chr. athe-
nischer Ehrenbürger und siegte 367 v. Chr. als Tragödiendichter an den Lenäen; vgl.
Hunter 1983, 115-7 zu Eubulos’ Dionysios); das würde bedeuten, dass Polyzelos’
Karriere um etwa 30 Jahre weiter ins 4. Jh. reicht, als sonst aus anderen Quellen
erschließbar ist.
531 Wie Edmonds bezieht auch Chantry das Fragment auf die Zeit um 368 v. Chr. (vgl.
oben zur Textgestalt).
532 Storey, FOC III 213.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften