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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0363
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358

Polyzelos

klischee vom Luxus und Reichtum in Unteritalien und Sizilien.533 Und παρ’
Αθηναίων wäre besonders gut motiviert, wenn es hier um Ehrungen für einen
auswärtigen Fürsten durch die Athener geht. Ein möglicher Anlass für die
Verse des Polyzelos wären z. B. die verstärkten Bemühungen der Athener
um die Gunst des Dionysios um 393 v.Chr.: Von Anfang 393 v.Chr. stammt
ein von der Boule auf Veranlassung des Kinesias beschlossenes Ehrendekret
für Dionysios (IG II2 18, gefunden im Dionysostheater in Athen), vgl. dazu
Rhodes / Osborne 2003, 48-51.534 Etwas später - vielleicht im Herbst desselben
Jahres - schickten die Athener eine Gesandtschaft nach Sizilien mit dem Ziel,
Dionysios, der bis dahin die Spartaner unterstützte, auf ihre Seite zu ziehen
(Lys. 19,19-20; vgl. Caven 1990,126-7). Vgl. Storey, FOGIII213 (zum Fragment
des Polyzelos): „This is probably Dionysius of Syracuse, whose Support the
Athenians had been seeking during the 390s and 380s“. Auf die Versuche der
Athener, mit Dionysios diplomatische Beziehungen aufzubauen, könnte sich
auch Demetrios’ Sikelia beziehen (vgl. Orth 2014a (FrC 9.2) 164-6).
Denkbar wäre aber auch, dass hier durch ό μαινόμενος έκεινοσί Διονύσιος
ein athenischer Politiker mit dem Tyrannen von Syrakus gleichgesetzt wird.
In diesem Fall könnte man an den von den Athenern als Befreier von der
Oligarchie verehrten Thrasybulos denken, der in der Komödie offenbar auch
als ehrgeizig und selbstgefällig dargestellt wurde (vgl. Orth 2009, 124-5 ad
Straft, fr. 20), und gegen dessen Gleichsetzung mit Dionysios von Syrakus bei
Ar. Plut. 550 ύμεΐς γ’, ο'ίπερ και Θρασυβούλω Διονύσιον είναι όμοιον [seil.
φάτε]) protestiert wird.

533 Vgl. Demetrios’ Sikelia und Metagenes’ Ihouriopersai (mit Orth 2014a (FrC 9.2),
163. 410-1).
534 Nur der Anfang des Dekrets ist erhalten, doch in einem späteren Ehrendekret für
Dionysios (IG II2 103, vgl. Rhodes / Osborne 2003, 160-5), das mit ganz ähnlichen
Formulierungen beginnt, wird beschlossen, Dionysios und seinen Söhnen einen
goldenen Kranz zu schicken; eine ähnliche Ehrung wäre auch schon 393 v.Chr.
denkbar. Von besonderem Interesse ist schließlich die Vermutung von Rhodes/
Osborne (50-1), dass das Dekret von 393 v.Chr. mit einer Theateraufführung des
Dionysios Zusammenhängen könnte: „[Cinesias] could have proposed these ho-
nours for purely political reasons (he must have been a member of the council
this year); but, since he was a poet, since this stele was set up in the Theatre of
Dionysus, and since Dionysius himself was apoet..., it is likely that Dionysius had
prompted the hope that Athens might win his Support by entering one or more of
his compositions in a competition at Athens. One of Athens’ dramatic festivals,
the Lenaea, was celebrated in the seventh month, Gamelion, about the time of this
decree“. Eine Theateraufführung des Dionysios wäre auch ein denkbarer Anlass
für die Bezeichnung des Dionysios als μαινόμενος in Vers 1.
 
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