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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0371
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366

Sannyrion (Σαννυρίων)
Einleitung
1. Name und Identität
Der Komödiendichter Sannyrion (PAA 811865 = LGPN II Σαννυρίων Nr. 1 -
PA 12554 = RE Sannyrion Nr. 1) ist der einzige bekannte Athener mit die-
sem Namen (bezeugt sind in Athen in klassischer Zeit die Namen Σάννης,
Σαννίων,541 Σάννιος, Σαννείδης, Σαννιάδης und der Frauenname Σαννώ).
Vgl. σάννιον (als Bezeichnung des männlichen Geschlechtsorgans, Hesych.
σ 172 = Phot, σ 67 = Synag. σ 21; vgl. Cratin. fr. 490), σάννας oder σαννάς
(„Dummkopf“, Cratin. fr. 489), σάννορος („Dummkopf“, Rhint. fr. 20), die alle
von σαίνω abgeleitet sind (vgl. Frisk s. v. σαίνω und σαννάς), und lat. sanna
(„Grimasse“, z.B. Pers. 1,62. 5,91) und sannio („Possenreißer“, Cic. De or. 2,251;
vgl. auch Novius’ Sanniones).542 Vgl. Bechtel 1898, 66, Crönert 1906, 25, Kißel
1990, 190 ad Pers. 1,62. Ein möglicher weiterer Beleg für die erweiterte Form
σαννυρ- ist eine korrupte Hesychglosse: εσαθνυριζεν (έσαννύριζεν Lobeck,
έσανύριζεν Latte)· ηκαλλεν. Ael. VH 13,15 nennt einen sprichwörtlich dum-
men Sannyrion, Alciphr. 3,19,10 einen Possenreißer auf einem Symposion mit
demselben Namen.
Sannyrions sicherlich suggestiver Name543 könnte auch bei der Verspottung
durch andere Komödiendichter (bes. Stratt. fr. 57 Σαννυρίωνος σκυτίνην επι-
κουρίαν, vgl. zu test. 3) eine Rolle gespielt haben (und vgl. auch unten S. 377
zum Titel Γέλως).

541 Sannio ist auch der Name eines Kupplers in Terenz’ Adelphoe und eines Sklaven
bei Ter. Eun. 780.
542 So interpretiert Schmid 1946, 170 Anm. 5 auch den Namen des Sannyrion: „Der
Name Sannyrion bedeutet ‘Possenreißer’“.
543 Wie leicht man wirkliche Eigennamen als sprechende Namen verwenden konnte,
bezeugt z.B. Εργασιών (ein tatsächlich bezeugter Eigenname) als Name eines
Bauern bei Ar. Vesp. 1201 (vgl. Kanavou 2011, 95), und komische Assoziationen hat
auch der ähnlich gebildete Name Smikythion (Ar. Vesp. 401, Eccl. 46; vgl. Kanavou
2011, 61). Zu dem Suffix -ίων vgl. Peppier 1902, 35-6.
 
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