Γέλως
377
in der antiken griechischen Kultur vgl. insgesamt Halliwell 2008 (zur Komödie
besonders 206-14 („Is Old Comedy a Form of Ritual Laughter?“) und 215-63
(„Aischrology, shame and Old Comedy“). Das Lächerliche (γελοΐον) spielt auch
eine zentrale Rolle in Aristoteles’ Definition der Komödie (Poet. 1449a32-7).
Inhalt Für die Ermittlung des Inhalts von Sannyrions Gelds ist man haupt-
sächlich auf Vermutungen angewiesen, die sich aus dem Titel selbst ergeben.
Plausibel erscheint die Annahme, dass sich das Stück in irgendeiner Weise
mit der Rolle des Lachens in der Komödie auseinandersetzte (in einer oder
mehrerer der oben genannten Sonderformen),553 und vielleicht (wie man
aufgrund der paratragischen Elemente in fr. 3 und 4 vermuten könnte) auch
mit dem Verhältnis der Komödie zur Tragödie (z. B. in einer kontrastierenden
Gegenüberstellung beider Gattungen oder einer direkten Thematisierung
von Paratragodie und Tragödienparodie). Auch ein vielleicht selbstironischer
Bezug auf Sannyrions eigene Dichtung wäre denkbar,554 wobei dann auch
die Etymologie des Namens Σαννυρίων, der sich mit „Spaßmacher“ wieder-
geben lässt, eine Rolle gespielt haben könnte (vgl. oben S. 366); ein Hinweis,
dass Sannyrion für banale Bühneneffekte mit dem Ziel, die Zuschauer zum
Lachen zu bringen, verspottet wurde, lässt sich möglicherweise aus Straft, fr.
57 gewinnen (wenn die Vermutung von Bergk 1838, 271 richtig ist; vgl. oben
zu test. 3).555 Dass sich Sannyrions Stück in irgendeiner Form mit Dichtung
auseinandersetzte (wie zahlreiche andere Komödien im letzten Jahrzehnt des
5. Jh. v. Chr. auch; vgl. neben Aristophanes’ Fröschen z. B. Phrynichos’ Mousai,
Aristophanes’ Gerytades, Strattis’ Anthröporestes und Phoinissai), wird gestützt
durch die Erwähnung des Tragikers Meletos in fr. 2 und des Aristophanes in
fr. 5.
Da sich Komödientitel in der Regel auf Personen oder Gegenstände bezie-
hen, die zumindest in einem Teil der Handlung auf der Bühne präsent sind,
553 Vgl. Zimmermann 2011, 763: „Der Titel könnte wie die Scherze (Καταχήναι) des
Lysippos auf einen metakomischen Inhalt des Stücks hinweisen; die Fragmente
geben allerdings keinen Anhaltspunkt dafür“.
554 Vergleichbare Beispiele für Selbstironie bei einem Komödiendichter wären
Kratinos’ Pytine und Ar. Pac. 767 und 771 (vgl. auch Nub. 540).
555 An einen autoreferentiellen Bezug auf Sannyrion selbst denkt auch Daub 1880a,
65, der vermutet, dass Sannyrion in diesem Stück auf seine eigene Verspottung
durch andere Komödiendichter (Straft, fr. 21. 57, Ar. fr. 156,8-9) reagiert. Ist diese
Annahme richtig, dann erscheint auch fr. 2 (mit der Verspottung des Meletos für
seine dünne Statur) in einem anderen Licht (vgl. Sannyr. test. 3).
377
in der antiken griechischen Kultur vgl. insgesamt Halliwell 2008 (zur Komödie
besonders 206-14 („Is Old Comedy a Form of Ritual Laughter?“) und 215-63
(„Aischrology, shame and Old Comedy“). Das Lächerliche (γελοΐον) spielt auch
eine zentrale Rolle in Aristoteles’ Definition der Komödie (Poet. 1449a32-7).
Inhalt Für die Ermittlung des Inhalts von Sannyrions Gelds ist man haupt-
sächlich auf Vermutungen angewiesen, die sich aus dem Titel selbst ergeben.
Plausibel erscheint die Annahme, dass sich das Stück in irgendeiner Weise
mit der Rolle des Lachens in der Komödie auseinandersetzte (in einer oder
mehrerer der oben genannten Sonderformen),553 und vielleicht (wie man
aufgrund der paratragischen Elemente in fr. 3 und 4 vermuten könnte) auch
mit dem Verhältnis der Komödie zur Tragödie (z. B. in einer kontrastierenden
Gegenüberstellung beider Gattungen oder einer direkten Thematisierung
von Paratragodie und Tragödienparodie). Auch ein vielleicht selbstironischer
Bezug auf Sannyrions eigene Dichtung wäre denkbar,554 wobei dann auch
die Etymologie des Namens Σαννυρίων, der sich mit „Spaßmacher“ wieder-
geben lässt, eine Rolle gespielt haben könnte (vgl. oben S. 366); ein Hinweis,
dass Sannyrion für banale Bühneneffekte mit dem Ziel, die Zuschauer zum
Lachen zu bringen, verspottet wurde, lässt sich möglicherweise aus Straft, fr.
57 gewinnen (wenn die Vermutung von Bergk 1838, 271 richtig ist; vgl. oben
zu test. 3).555 Dass sich Sannyrions Stück in irgendeiner Form mit Dichtung
auseinandersetzte (wie zahlreiche andere Komödien im letzten Jahrzehnt des
5. Jh. v. Chr. auch; vgl. neben Aristophanes’ Fröschen z. B. Phrynichos’ Mousai,
Aristophanes’ Gerytades, Strattis’ Anthröporestes und Phoinissai), wird gestützt
durch die Erwähnung des Tragikers Meletos in fr. 2 und des Aristophanes in
fr. 5.
Da sich Komödientitel in der Regel auf Personen oder Gegenstände bezie-
hen, die zumindest in einem Teil der Handlung auf der Bühne präsent sind,
553 Vgl. Zimmermann 2011, 763: „Der Titel könnte wie die Scherze (Καταχήναι) des
Lysippos auf einen metakomischen Inhalt des Stücks hinweisen; die Fragmente
geben allerdings keinen Anhaltspunkt dafür“.
554 Vergleichbare Beispiele für Selbstironie bei einem Komödiendichter wären
Kratinos’ Pytine und Ar. Pac. 767 und 771 (vgl. auch Nub. 540).
555 An einen autoreferentiellen Bezug auf Sannyrion selbst denkt auch Daub 1880a,
65, der vermutet, dass Sannyrion in diesem Stück auf seine eigene Verspottung
durch andere Komödiendichter (Straft, fr. 21. 57, Ar. fr. 156,8-9) reagiert. Ist diese
Annahme richtig, dann erscheint auch fr. 2 (mit der Verspottung des Meletos für
seine dünne Statur) in einem anderen Licht (vgl. Sannyr. test. 3).