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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0386
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Γέλως (fr. 1)

381

sich um Getreideprodukte handelt). Vgl. Holzinger 1940, 210 ad Ar. Plut. 661:
„Den allgemeinen Sinn, der hier in πελανός hineingelegt wird, hat es z. B. bei
Sannyr. frg. 1 K: πέλανον καλοϋμεν ημείς οί θεοί, ά καλεΐτε σεμνώς άλφιθ’
ύμεΐς οί βροτοί. Und dass άλφιτα manchmal allgemein für Lebensunterhalt
gebraucht wird, bedarf keines weiteren Nachweises.“561
Denkbar wäre, dass hier auch philosophische Vorstellungen von der
Göttersprache parodiert werden;562 ganz ähnlich ist jedenfalls die Logik der
Behauptung des Pherekydes (7 B 12 D.-K. ap. Diog. Laert. 1,119 ελεγέ τε ότι
οί θεοί τήν τράπεζαν θυωρόν καλουσιν), dass die Götter den Tisch θυωρός
nennen (das Wort bezeichnet einen Opfertisch, vgl. Callim. Hymn. 3,134); vgl.
Lobeck 1829, 868.
1 πελανόν Das Wort πελανός (zur Akzentuierung vgl. Fraenkel 1950,
II 54-5 ad Aesch. Ag. 96, zur ungeklärten Etymologie Frisk s. v. πελανός)
bezeichnet eine zähflüssige (später vielleicht kuchenartige) Opfergabe, die u. a.
aus mehr oder weniger stark bearbeiteten Getreidekörnern bestand (vgl. Ap.
Rhod. 1,1077, Phot, π 539 = Sud. π 928 [Paus. att. π 14] und den Zitatkontext
bei Harpokration; Tim. Lex. Plat. 344 Bonelli nennt als Zutaten feines Mehl,
Öl und Honig) und als unblutiges/lebloses Opfer häufiger den Tieropfern
gegenübergestellt wird (so z.B. Plat. Leg. 782c, Polyb. 11,3,6, Dion. Hal. 2,74,4,
Paus. 8,2,3). Dass der πελανός auf dem Altar verbrannt wurde, zeigen Stellen
wie Eur. Hel. 1334, Ion. 707-8, Ar. Plut. 661. Vgl. insgesamt Stengel 1910, 66-72,
Ziehen 1937, Amandry 1950, 86-103. Nach Poll. 6,76 betrifft die Spende alle
Götter (πελανοί δέ κοινοί πάσι θεοΐς); besonders häufig wird der πελανός aber
in Bezug auf Toten- und Heroenkult erwähnt.563
Als πελανός wurde offenbar auch der vom übrigen Getreide abgesonderte
Teil bezeichnet, der für die Götter bestimmt war, vgl. IG I3 78a,36 (vgl. van
Leeuwen 1904, 102 ad Ar. Plut. 660-1, Dittenberger 1915, 83 Anm. 9 ad SIG3
83,36), II2 140,18-9 (vgl. auch IG II2 1672,280. 284. 291, SEG 21,527,29-30. 35)
und Apollonios von Acharnai im Zitatkontext des Fragments bei Harpokration.
Diese Bedeutung ist offenbar auch für die Gleichsetzung mit άλφιτα bei
Sannyrion entscheidend.
Ähnlich wie άλφιτα, das als wichtiges Grundnahrungsmittel auch allge-
mein für „Nahrung (als Lebensgrundlage)“ stehen konnte (vgl. zu Philyll. fr.
2), scheint aber πελανός bei Ar. Plut. 660-1 (poet./paratrag., vgl. Rau 1967,167

561 Zu dieser Bedeutung von άλφιτα vgl. oben zu Philyll. fr. 2.
562 Schmid 1946, 171 denkt dagegen an Homerparodie: „Eine Homerparodie fr. 1 aus
dem Γέλως scherzt mit der homerischen Götter spräche“.
563 Eine Liste von verschiedenen Göttern, die solche Spenden empfingen, darunter
Zeus, Asklepios, Demeter, Herakles, Apollon, liefert Amandry 1950, 100.
 
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