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Sannyrion
scheinlich um Worte des Zeus, der sich fragt, wie er in Danaes Gemach gelan-
gen kann (zu einem möglichen sexuellen Doppelsinn vgl. unten zu εις οπήν
ένδύσομοα).596 Eine vergleichbare Szene aus einem auch zeitlich Sannyrions
Danae nahestehenden Stück, in der - dort allerdings in einem Dialog zweier
Sprecher - verschiedene Möglichkeiten durchgespielt werden, ist Ar. Ran.
117-38 (wo es um den besten Weg in die Unterwelt geht).
Ist diese Annahme richtig, dann lassen sich einige weitere Beobachtungen
über die Art der Bearbeitung des Mythos bei Sannyrion machen:
(1) Zeus wird wie ein typischer menschlicher μοιχός dargestellt (zum
Einsteigen von Ehebrechern durch ein Loch am Dach eines Hauses vgl. unten
zu 1 εις οπήν ένδύσομαι;).
(2) Es werden realistische Details genannt, die in einer tragischen Version
des Mythos eher unpassend wären (vgl. 1 εις όπήν).
(3) In einem auffälligen Anachronismus wird auf eine Person des zeitgenös-
sischen Athen (den Schauspieler Hegelochos in Vers 3-5) Bezug genommen.
(4) Wenn Sannyrions Danae direkt eine Tragödie über Danae aufgreift,
dann ist die Erwähnung des tragischen Schauspielers Hegelochos hier Teil
eines viel umfassenderen paratragischen und metatheatralischen Spiels.597
Der Text enthält keinerlei Hinweise auf die Anwesenheit weiterer Personen
auf der Bühne in diesem Moment. Für die Deutung als Teil eines Monologs
spricht besonders, dass hier Zeus selbst Einwände gegen seine Idee äußert
(was bei der Anwesenheit eines Begleiters natürlicher durch einen zweiten
Sprecher geschehen konnte).
Zu dem Lapsus des tragischen Schauspielers Hegelochos vgl. unten zu 4
Ήγέλοχος.
1 τί οϋν γενόμενος Zeus nahm bei seinen Liebesaffären oft andere
Gestalten an, so z. B. die eines Schwans bei seinen Verhältnissen mit Leda und
Nemesis (zu letzterem vgl. Kratinos’ Nemesis). Zu ähnlichen Formulierungen
mit γίγνομαι in Bezug auf wirkliche oder metaphorische Verwandlungen in
der Komödie (häufiger gerade in Tiere) vgl. Orth 2009, 70-1 ad Straft. fr. 4,1.
596 Diese Annahme hat allgemeine Zustimmung gefunden. Gegen die alternative
Deutung von Schmid 1946, 171, demzufolge hier Danae offenbar nach einer Mög-
lichkeit sucht, sich zu verstecken („Die Worte aus der Danae fr. 8 wird die Heldin
in ihrer Verlegenheit nach Entdeckung ihres Fehltritts gesprochen haben“), spricht
schon das männliche Partizip γενόμενος.
597 Wenn Euripides’ Danae Sannyrions direktes Vorbild war, dann wäre die Bezug-
nahme auf die Aufführung eines weiteren euripideischen Stücks, des Orestes,
sicherlich besonders passend (vgl. z. B. das Zitat aus der Hypsipyle in Strattis’ auf
die gleichnamige Tragödie des Euripides zurückgehenden Phoinissai, fr. 46,1).
Sannyrion
scheinlich um Worte des Zeus, der sich fragt, wie er in Danaes Gemach gelan-
gen kann (zu einem möglichen sexuellen Doppelsinn vgl. unten zu εις οπήν
ένδύσομοα).596 Eine vergleichbare Szene aus einem auch zeitlich Sannyrions
Danae nahestehenden Stück, in der - dort allerdings in einem Dialog zweier
Sprecher - verschiedene Möglichkeiten durchgespielt werden, ist Ar. Ran.
117-38 (wo es um den besten Weg in die Unterwelt geht).
Ist diese Annahme richtig, dann lassen sich einige weitere Beobachtungen
über die Art der Bearbeitung des Mythos bei Sannyrion machen:
(1) Zeus wird wie ein typischer menschlicher μοιχός dargestellt (zum
Einsteigen von Ehebrechern durch ein Loch am Dach eines Hauses vgl. unten
zu 1 εις οπήν ένδύσομαι;).
(2) Es werden realistische Details genannt, die in einer tragischen Version
des Mythos eher unpassend wären (vgl. 1 εις όπήν).
(3) In einem auffälligen Anachronismus wird auf eine Person des zeitgenös-
sischen Athen (den Schauspieler Hegelochos in Vers 3-5) Bezug genommen.
(4) Wenn Sannyrions Danae direkt eine Tragödie über Danae aufgreift,
dann ist die Erwähnung des tragischen Schauspielers Hegelochos hier Teil
eines viel umfassenderen paratragischen und metatheatralischen Spiels.597
Der Text enthält keinerlei Hinweise auf die Anwesenheit weiterer Personen
auf der Bühne in diesem Moment. Für die Deutung als Teil eines Monologs
spricht besonders, dass hier Zeus selbst Einwände gegen seine Idee äußert
(was bei der Anwesenheit eines Begleiters natürlicher durch einen zweiten
Sprecher geschehen konnte).
Zu dem Lapsus des tragischen Schauspielers Hegelochos vgl. unten zu 4
Ήγέλοχος.
1 τί οϋν γενόμενος Zeus nahm bei seinen Liebesaffären oft andere
Gestalten an, so z. B. die eines Schwans bei seinen Verhältnissen mit Leda und
Nemesis (zu letzterem vgl. Kratinos’ Nemesis). Zu ähnlichen Formulierungen
mit γίγνομαι in Bezug auf wirkliche oder metaphorische Verwandlungen in
der Komödie (häufiger gerade in Tiere) vgl. Orth 2009, 70-1 ad Straft. fr. 4,1.
596 Diese Annahme hat allgemeine Zustimmung gefunden. Gegen die alternative
Deutung von Schmid 1946, 171, demzufolge hier Danae offenbar nach einer Mög-
lichkeit sucht, sich zu verstecken („Die Worte aus der Danae fr. 8 wird die Heldin
in ihrer Verlegenheit nach Entdeckung ihres Fehltritts gesprochen haben“), spricht
schon das männliche Partizip γενόμενος.
597 Wenn Euripides’ Danae Sannyrions direktes Vorbild war, dann wäre die Bezug-
nahme auf die Aufführung eines weiteren euripideischen Stücks, des Orestes,
sicherlich besonders passend (vgl. z. B. das Zitat aus der Hypsipyle in Strattis’ auf
die gleichnamige Tragödie des Euripides zurückgehenden Phoinissai, fr. 46,1).