I. Wissenschaftliche Vorträge
für den Fluch gegen Kanaan werden. Die Erzählung läuft auf eine Verfluchung Ka-
naans hinaus und gibt eine urgeschichtliche Begründung dafür, warum die Kana-
anäer so geworden sind, wie sich das die biblischen Autoren ausgemalt haben.
Mit ihrer ätiologischen Herleitung einer dauerhaften, gleichsam vererb-
ten Über- und Unterordnung von Ethnien durch die moralische Abqualifizie-
rung eines Ahnherrn samt den sexuellen Konnotationen hat die Erzählung von
Bilder-Pentateuch von Moses Dal Castellazzo, Venedig 1521.
Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat des Codex
1164 aus dem Besitz des Jüdischen Historischen Instituts War-
schau, hg. von Kurt Schubert und Ursula Schubert, Bd. 1, Wien
1983, Abb. 10.
Noah und seinen Söhnen
eine höchst problematische
Wirkungsgeschichte hervor-
gerufen. Schon früh wurde
Ham zum negativ bewerte-
ten Ahnherrn von Menschen
mit schwarzer Hautfarbe.
Während die Bibel nichts
dergleichen erwähnt, scheint
im Frühjudentum die Frage
aufzukommen, wie es bei
der Abstammung von einem
Menschenpaar so offenkun-
dige äußere Unterschiede
wie die unterschiedlichen
Hautfarben geben kann. Wie
wohl in allen Kulturen wird
dabei das Andere als die Ab-
weichung und das Eigene als
die Norm angesehen, wobei
diese Abweichung zumeist
als Minderung bewertet
wird. Ham bot sich für ei-
ne ätiologische Herleitung
der schwarzen Hautfarbe
daher vermutlich besonders
an: Durch sein Vergehen
an Noah war er ohnehin
schon schlecht beleumdet
und zudem galt er als Vater
von Kusch, den Bewohnern
des südlich von Ägypten ge-
legenen Nubien. So wuss-
te eine bei den Rabbinern
überlieferte und von isla-
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für den Fluch gegen Kanaan werden. Die Erzählung läuft auf eine Verfluchung Ka-
naans hinaus und gibt eine urgeschichtliche Begründung dafür, warum die Kana-
anäer so geworden sind, wie sich das die biblischen Autoren ausgemalt haben.
Mit ihrer ätiologischen Herleitung einer dauerhaften, gleichsam vererb-
ten Über- und Unterordnung von Ethnien durch die moralische Abqualifizie-
rung eines Ahnherrn samt den sexuellen Konnotationen hat die Erzählung von
Bilder-Pentateuch von Moses Dal Castellazzo, Venedig 1521.
Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat des Codex
1164 aus dem Besitz des Jüdischen Historischen Instituts War-
schau, hg. von Kurt Schubert und Ursula Schubert, Bd. 1, Wien
1983, Abb. 10.
Noah und seinen Söhnen
eine höchst problematische
Wirkungsgeschichte hervor-
gerufen. Schon früh wurde
Ham zum negativ bewerte-
ten Ahnherrn von Menschen
mit schwarzer Hautfarbe.
Während die Bibel nichts
dergleichen erwähnt, scheint
im Frühjudentum die Frage
aufzukommen, wie es bei
der Abstammung von einem
Menschenpaar so offenkun-
dige äußere Unterschiede
wie die unterschiedlichen
Hautfarben geben kann. Wie
wohl in allen Kulturen wird
dabei das Andere als die Ab-
weichung und das Eigene als
die Norm angesehen, wobei
diese Abweichung zumeist
als Minderung bewertet
wird. Ham bot sich für ei-
ne ätiologische Herleitung
der schwarzen Hautfarbe
daher vermutlich besonders
an: Durch sein Vergehen
an Noah war er ohnehin
schon schlecht beleumdet
und zudem galt er als Vater
von Kusch, den Bewohnern
des südlich von Ägypten ge-
legenen Nubien. So wuss-
te eine bei den Rabbinern
überlieferte und von isla-
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