D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
3. Walter- Witzenmann-Preis
Der Walter-Witzenmann-Preis wurde im Jahr 1997 zur Förderung des kulturwis-
senschaftlichen Nachwuchses im Land Baden-Württemberg gestiftet. Der Preis
wird jährlich verliehen und ist mit 6.000 Euro dotiert. Prämiert werden wissen-
schaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Kulturwissenschaften.
Dr. Max Stille
(Jg. 1985) studierte Politikwissenschaft und
Geschichte Südasiens und Islamwissenschaften
an der Universität Heidelberg. 2017 wurde
er mit der hier prämierten Arbeit im Bereich
Südasiatische Sprachen und Literaturen am
Südasieninstitut promoviert. Seit 2017 ist er
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-
Institutfür Bildungsforschung in Berlin im
Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“.
„Islamic Sermons and Public Piety in Bangladesh: The Poetics of
Populär Preaching"
Islamische Predigten sind ein enorm populärer Aspekt der religiösen Öffentlich-
keit Bangladeschs und aus der heutigen religiösen Praxis kaum wegzudenken.
Populäre Prediger ziehen große Menschenmassen an und sind auch in den so-
zialen Medien mit teilweise in die Millionen gehenden Flörerzahlen vertreten.
Die seit dem 19. Jahrhundert abgehaltenen waz mahfils wurden so populär, dass
es heute in vielen Regionen des Landes möglich ist, täglich daran teilzunehmen.
Trotz ihrer Bedeutung für den Aufstieg der Populärpolitik werden die Predig-
ten oft als islamistische Propaganda missachtet und nur sehr wenig erforscht.
Max Stille untersucht dieses Phänomen nicht nur unter islamwissenschaftlichen,
südasienwissenschaftlichen und ethnographischen Ansätzen, sondern auch mit
Herangehensweisen aus der Literaturwissenschaft und Rhetorik. Fragen islami-
scher Theologie werden aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive an-
gegangen. Es wird gezeigt, wie die Volksverkündigung die Rollen und Regeln
dessen, was gesagt, vorgestellt und gefühlt werden kann, prägt. Waz mahßls sind
eine partizipatorische Praxis der arbeitenden Klassen, in der sich religiöser, poli-
tischer und poetischer Konsens überschneiden. In ihnen sind islamische Lehren
und Moralvorstellungen Teil der dramatischen Erzählungen, der Gesangskunst
und der affektiven Kommunikation, die von Versenkung und Umwälzung bis
zum Lachen über politische Witze und Parodie reichen. Max Stille schlägt neue
284
3. Walter- Witzenmann-Preis
Der Walter-Witzenmann-Preis wurde im Jahr 1997 zur Förderung des kulturwis-
senschaftlichen Nachwuchses im Land Baden-Württemberg gestiftet. Der Preis
wird jährlich verliehen und ist mit 6.000 Euro dotiert. Prämiert werden wissen-
schaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Kulturwissenschaften.
Dr. Max Stille
(Jg. 1985) studierte Politikwissenschaft und
Geschichte Südasiens und Islamwissenschaften
an der Universität Heidelberg. 2017 wurde
er mit der hier prämierten Arbeit im Bereich
Südasiatische Sprachen und Literaturen am
Südasieninstitut promoviert. Seit 2017 ist er
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-
Institutfür Bildungsforschung in Berlin im
Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“.
„Islamic Sermons and Public Piety in Bangladesh: The Poetics of
Populär Preaching"
Islamische Predigten sind ein enorm populärer Aspekt der religiösen Öffentlich-
keit Bangladeschs und aus der heutigen religiösen Praxis kaum wegzudenken.
Populäre Prediger ziehen große Menschenmassen an und sind auch in den so-
zialen Medien mit teilweise in die Millionen gehenden Flörerzahlen vertreten.
Die seit dem 19. Jahrhundert abgehaltenen waz mahfils wurden so populär, dass
es heute in vielen Regionen des Landes möglich ist, täglich daran teilzunehmen.
Trotz ihrer Bedeutung für den Aufstieg der Populärpolitik werden die Predig-
ten oft als islamistische Propaganda missachtet und nur sehr wenig erforscht.
Max Stille untersucht dieses Phänomen nicht nur unter islamwissenschaftlichen,
südasienwissenschaftlichen und ethnographischen Ansätzen, sondern auch mit
Herangehensweisen aus der Literaturwissenschaft und Rhetorik. Fragen islami-
scher Theologie werden aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive an-
gegangen. Es wird gezeigt, wie die Volksverkündigung die Rollen und Regeln
dessen, was gesagt, vorgestellt und gefühlt werden kann, prägt. Waz mahßls sind
eine partizipatorische Praxis der arbeitenden Klassen, in der sich religiöser, poli-
tischer und poetischer Konsens überschneiden. In ihnen sind islamische Lehren
und Moralvorstellungen Teil der dramatischen Erzählungen, der Gesangskunst
und der affektiven Kommunikation, die von Versenkung und Umwälzung bis
zum Lachen über politische Witze und Parodie reichen. Max Stille schlägt neue
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