II. Veranstaltungen
werde, d. h. mehr Menschen die Abstandsregeln ignorieren und die Gefahr des
Virus kleinreden. Das Vorliegen eines Impfstoffes hält er erst ab Mitte des kom-
menden Jahres für wahrscheinlich.
Von einer ganz anderen Perspektive betrachtete Professor Bernd Schneid-
müller als Historiker die Corona-Pandemie. Er ordnete die aktuelle Krise in den
geschichtlichen Kontext ein. Parallelen zu der Pest oder der „Spanischen Grippe“
seien nicht so einfach zu ziehen, denn niemals habe es in der Geschichte einen
derartigen Lockdown gegeben und unsere global vernetzte Welt sei nicht mit der
des 14. Jahrhunderts zu vergleichen. Wir erlebten heute eine Erschütterung der
Wissenschaft und stünden vor der größten Herausforderung der Nachkriegsge-
nerationen. Die Beschäftigung mit der Geschichte zeige aber auch, dass nach der
Überwindung von Seuchen stets eine überschwängliche Lebensfreude den Alltag
beherrsche, und letztendlich sei jede Krise auch ein Motor für die Menschheitsge-
schichte.
Die kommunalpolitische Sichtweise vertrat Oberbürgermeister Dr. Frank
Mentrup. Er widmete sich den konkreten Problemen, die durch die Pandemie für
eine Großstadt entstehen. Für Städte wie Karlsruhe bestehe eine große Unsicher-
heit: Wohin entwickelten sich das Kulturleben, der öffentliche Personennahver-
kehr, das Bäderwesen? Die Krise habe massive Auswirkungen auf die städtischen
Finanzen, und gerade in den Bereichen, wo es ohnehin schon finanzielle Defizite
gebe, würden diese Probleme durch Corona noch beschleunigt. Was den Alltag
angeht, äußerte Mentrup die Sorge, dass bei Vielen nach der „Angst um das Leben“
die „Angst vor dem Leben“ folge: „Wann kommt das unbeschwerte Lebensgefühl
zurück? Wann können wir mal wieder tanzen gehen?“
Frank Mentrup (HADW/Elias Siebert)
Bernd Schneidmüller (HADW/Elias Siebert)
72
werde, d. h. mehr Menschen die Abstandsregeln ignorieren und die Gefahr des
Virus kleinreden. Das Vorliegen eines Impfstoffes hält er erst ab Mitte des kom-
menden Jahres für wahrscheinlich.
Von einer ganz anderen Perspektive betrachtete Professor Bernd Schneid-
müller als Historiker die Corona-Pandemie. Er ordnete die aktuelle Krise in den
geschichtlichen Kontext ein. Parallelen zu der Pest oder der „Spanischen Grippe“
seien nicht so einfach zu ziehen, denn niemals habe es in der Geschichte einen
derartigen Lockdown gegeben und unsere global vernetzte Welt sei nicht mit der
des 14. Jahrhunderts zu vergleichen. Wir erlebten heute eine Erschütterung der
Wissenschaft und stünden vor der größten Herausforderung der Nachkriegsge-
nerationen. Die Beschäftigung mit der Geschichte zeige aber auch, dass nach der
Überwindung von Seuchen stets eine überschwängliche Lebensfreude den Alltag
beherrsche, und letztendlich sei jede Krise auch ein Motor für die Menschheitsge-
schichte.
Die kommunalpolitische Sichtweise vertrat Oberbürgermeister Dr. Frank
Mentrup. Er widmete sich den konkreten Problemen, die durch die Pandemie für
eine Großstadt entstehen. Für Städte wie Karlsruhe bestehe eine große Unsicher-
heit: Wohin entwickelten sich das Kulturleben, der öffentliche Personennahver-
kehr, das Bäderwesen? Die Krise habe massive Auswirkungen auf die städtischen
Finanzen, und gerade in den Bereichen, wo es ohnehin schon finanzielle Defizite
gebe, würden diese Probleme durch Corona noch beschleunigt. Was den Alltag
angeht, äußerte Mentrup die Sorge, dass bei Vielen nach der „Angst um das Leben“
die „Angst vor dem Leben“ folge: „Wann kommt das unbeschwerte Lebensgefühl
zurück? Wann können wir mal wieder tanzen gehen?“
Frank Mentrup (HADW/Elias Siebert)
Bernd Schneidmüller (HADW/Elias Siebert)
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