Nachruf auf Albrecht Dihle
„Reallexikons für Antike und Christentum“ berufen wurde, dem er 40 Jahre lang,
bis 2004, angehören sollte, von Band VI bis Band XX, von „Erfüllung“ bis „Klei-
dung I“. Die Artikel dieses ganz neuartigen Lexikons stellen den nicht-christlichen,
griechisch-römischen Bereich stets mit gleicher Genauigkeit dar wie den christli-
chen und gegebenenfalls den jüdischen; und zur Erarbeitung solcher Artikel be-
darf es angesichts des vielfach unzureichenden Forschungsstandes in aller Regel
eigener, nicht selten aufwendiger Forschung der Beiträgen Abgesehen von seiner
Tätigkeit als Mitherausgeber hat Dihle zum „Reallexikon“ auch selbst zentrale
Artikel beigesteuert: „Demut“,84 „Ethik“,85 „Furcht (Gottes)“,86 „Gerechtigkeit“,87
„Goldene Regel“,88 „Heilig“,89 „Hoffnung“,90 „Indien“,91 „Klassizismus“.92 Dabei
hat Dihle F.J. Dölgers ursprüngliches Programm einer Erforschung und Doku-
mentation dessen, „was die altchristlichen Anschauungen, Ausdrucksformen und
Institutionen der nichtchristlichen antiken Umwelt verdanken“,93 nicht einfach tel
quel übernommen. Vielmehr hat er es zeitlich auf die gesamte nachchristliche An-
tike ausgedehnt, und er hat Dölgers Frage, was das Christentum der nichtchrist-
lichen Antike verdankt, durch die Frage ergänzt, was umgekehrt das Nachleben
der nichtchristlichen antiken Kultur und Literatur dem Christentum verdankt.
Doch hat sich Dihle in seiner wissenschaftlichen Arbeit durchaus nicht auf
die Mitwirkung an dem Forschungsprogramm „Antike und Christentum“ be-
schränkt. Vielmehr hat er mit gleicher Energie auch auf dem vergleichsweise bes-
ser erforschten Feld der klassischen griechischen Literatur gearbeitet, mit anderen
Worten: Er hat sich auch ganz unmittelbar den ihm einst von Paul Maas ans Herz
gelegten klassischen Texten gewidmet. Allerdings sah er seine Aufgabe hier nur in
besonderen Fällen in monographischen Beiträgen zur Einzelforschung, in erster
Linie aber in einem umfassenden Doppelprojekt zur Geschichte der antiken Literatur.
Als erste Hälfte dieses Vorhabens hat Dihle 1967 sein Gesamtbild der griechischen
Literatur von ihren Anfängen bis zur Zeit des Augustus in Gestalt seiner konzisen
„Griechischen Literaturgeschichte von Homer bis zum Hellenismus“ vorgelegt,
die 1991 in einer durchgesehenen und erweiterten 2. Auflage erschienen ist.94 Es
ist durchaus sein Bild, das er in einem Vierteljahrhundert des Lesens und Lehrens
geformt hatte: Von der wesentlich umfangreicheren „Geschichte der griechischen
84 Dihle 1957.
85 Dihle 1966.
86 Dihle 1972.
87 Dihle 1978.
88 Dihle 1981.
89 Dihle 1988.
90 Dihle 1991b.
91 Dihle 1998.
92 Dihle 2004.
93 Kiauser 1959, 20.
94 Dihle 1967 bzw. Dihle 1991a (Nachdruck 1998).
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„Reallexikons für Antike und Christentum“ berufen wurde, dem er 40 Jahre lang,
bis 2004, angehören sollte, von Band VI bis Band XX, von „Erfüllung“ bis „Klei-
dung I“. Die Artikel dieses ganz neuartigen Lexikons stellen den nicht-christlichen,
griechisch-römischen Bereich stets mit gleicher Genauigkeit dar wie den christli-
chen und gegebenenfalls den jüdischen; und zur Erarbeitung solcher Artikel be-
darf es angesichts des vielfach unzureichenden Forschungsstandes in aller Regel
eigener, nicht selten aufwendiger Forschung der Beiträgen Abgesehen von seiner
Tätigkeit als Mitherausgeber hat Dihle zum „Reallexikon“ auch selbst zentrale
Artikel beigesteuert: „Demut“,84 „Ethik“,85 „Furcht (Gottes)“,86 „Gerechtigkeit“,87
„Goldene Regel“,88 „Heilig“,89 „Hoffnung“,90 „Indien“,91 „Klassizismus“.92 Dabei
hat Dihle F.J. Dölgers ursprüngliches Programm einer Erforschung und Doku-
mentation dessen, „was die altchristlichen Anschauungen, Ausdrucksformen und
Institutionen der nichtchristlichen antiken Umwelt verdanken“,93 nicht einfach tel
quel übernommen. Vielmehr hat er es zeitlich auf die gesamte nachchristliche An-
tike ausgedehnt, und er hat Dölgers Frage, was das Christentum der nichtchrist-
lichen Antike verdankt, durch die Frage ergänzt, was umgekehrt das Nachleben
der nichtchristlichen antiken Kultur und Literatur dem Christentum verdankt.
Doch hat sich Dihle in seiner wissenschaftlichen Arbeit durchaus nicht auf
die Mitwirkung an dem Forschungsprogramm „Antike und Christentum“ be-
schränkt. Vielmehr hat er mit gleicher Energie auch auf dem vergleichsweise bes-
ser erforschten Feld der klassischen griechischen Literatur gearbeitet, mit anderen
Worten: Er hat sich auch ganz unmittelbar den ihm einst von Paul Maas ans Herz
gelegten klassischen Texten gewidmet. Allerdings sah er seine Aufgabe hier nur in
besonderen Fällen in monographischen Beiträgen zur Einzelforschung, in erster
Linie aber in einem umfassenden Doppelprojekt zur Geschichte der antiken Literatur.
Als erste Hälfte dieses Vorhabens hat Dihle 1967 sein Gesamtbild der griechischen
Literatur von ihren Anfängen bis zur Zeit des Augustus in Gestalt seiner konzisen
„Griechischen Literaturgeschichte von Homer bis zum Hellenismus“ vorgelegt,
die 1991 in einer durchgesehenen und erweiterten 2. Auflage erschienen ist.94 Es
ist durchaus sein Bild, das er in einem Vierteljahrhundert des Lesens und Lehrens
geformt hatte: Von der wesentlich umfangreicheren „Geschichte der griechischen
84 Dihle 1957.
85 Dihle 1966.
86 Dihle 1972.
87 Dihle 1978.
88 Dihle 1981.
89 Dihle 1988.
90 Dihle 1991b.
91 Dihle 1998.
92 Dihle 2004.
93 Kiauser 1959, 20.
94 Dihle 1967 bzw. Dihle 1991a (Nachdruck 1998).
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