Nachruf auf Richard Kannicht
für Kollegen mit gleicher Gelehrsamkeit, sondern auch für Studierende erlebbar
zu machen. Viele Generationen von Studierenden machte er mit dem größten En-
gagement und einer persönlichen Involvierung, wie sie heute nicht mehr oft zu
finden ist, mit den Texten der griechischen Literatur vertraut. Den älteren Profes-
soren und Mitarbeitenden in Tübingen bleibt er als ein Kollege in Erinnerung, der
für alle Sitzungen, Kommissionen und Besprechungen stets optimal vorbereitet
war, ein integrer Kollege mit klaren Positionen.
Ich persönlich erinnere mich sehr gerne daran, wie Richard Kannicht, nach-
dem ich 2006 seine Nachfolge angetreten hatte, lange sehr regelmäßig, mindestens
einmal in der Woche, ins Philologische Seminar kam und in meinem Dienstzim-
mer vorbeischaute, um zu sehen, ob es mir gut ginge und um seiner Freude über
den aktiven studentischen Betrieb am Seminar Ausdruck zu verleihen. Wenn ich
einen Rat von ihm brauchte, stand er mir dafür jederzeit in der ihm eigenen gro-
ßen wissenschaftlichen und menschlichen Kompetenz zur Seite und erwies sich
in jeder Hinsicht in der elegantesten Weise als Gentleman der alten Schule. Ich
freute mich immer, wenn er mir, stets gepflegt, im Stil eines englischen Gelehrten
in Cordhose, Jacke, Hemd und Krawatte, mit seinen hellen Augen lächelnd gegen-
übersaß und sich für alles, was im Seminar los war, interessierte.
Nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau Irmgard verlor er zunehmend Le-
bensfreude, Kraft und Gesundheit. Er siedelte aus familiären Gründen im Jahr 2017
von Tübingen-Pfrondorf in eine Seniorenresidenz in Celle um, wo er schließlich
am 21. Juni 2020 im Alter von 88 Jahren durch den Tod Erlösung fand.
Irmgard Männlein-Robert
141
für Kollegen mit gleicher Gelehrsamkeit, sondern auch für Studierende erlebbar
zu machen. Viele Generationen von Studierenden machte er mit dem größten En-
gagement und einer persönlichen Involvierung, wie sie heute nicht mehr oft zu
finden ist, mit den Texten der griechischen Literatur vertraut. Den älteren Profes-
soren und Mitarbeitenden in Tübingen bleibt er als ein Kollege in Erinnerung, der
für alle Sitzungen, Kommissionen und Besprechungen stets optimal vorbereitet
war, ein integrer Kollege mit klaren Positionen.
Ich persönlich erinnere mich sehr gerne daran, wie Richard Kannicht, nach-
dem ich 2006 seine Nachfolge angetreten hatte, lange sehr regelmäßig, mindestens
einmal in der Woche, ins Philologische Seminar kam und in meinem Dienstzim-
mer vorbeischaute, um zu sehen, ob es mir gut ginge und um seiner Freude über
den aktiven studentischen Betrieb am Seminar Ausdruck zu verleihen. Wenn ich
einen Rat von ihm brauchte, stand er mir dafür jederzeit in der ihm eigenen gro-
ßen wissenschaftlichen und menschlichen Kompetenz zur Seite und erwies sich
in jeder Hinsicht in der elegantesten Weise als Gentleman der alten Schule. Ich
freute mich immer, wenn er mir, stets gepflegt, im Stil eines englischen Gelehrten
in Cordhose, Jacke, Hemd und Krawatte, mit seinen hellen Augen lächelnd gegen-
übersaß und sich für alles, was im Seminar los war, interessierte.
Nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau Irmgard verlor er zunehmend Le-
bensfreude, Kraft und Gesundheit. Er siedelte aus familiären Gründen im Jahr 2017
von Tübingen-Pfrondorf in eine Seniorenresidenz in Celle um, wo er schließlich
am 21. Juni 2020 im Alter von 88 Jahren durch den Tod Erlösung fand.
Irmgard Männlein-Robert
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