C. Die Forschungsvorhaben
Stichwort mag der versierte Faust-Leser möglicherweise zuerst an den schwarzen
Hund denken, in dessen Gestalt sich Mephisto Eintritt in Fausts Studierstube
verschafft; doch - wie so oft - trügt auch hier der Schein, verpudeln ist ein mund-
artliches Äquivalent für: (etwas) verderben, ruinieren, verhunzen. Darüber hin-
aus gab es auch in dieser Bearbeitungsstrecke Goethesche Wortbildungen oder
für Goethe spezifischen Wortgebrauch zu entdecken: die Verflächungslust als von
Goethe dem Mineral Glimmer zugeschriebene Eigenschaft ebenso wie das Verfol-
gungsgelüst, eine den Newtonianern unterstellte militante Intoleranz; mit Versuchter
meint Goethe einen Dilettanten und verwendet diese abschätzige Bezeichnung
im Hinblick auf die Nazarener, deren Malerei, wie er etwas gereizt konstatiert, auf
Alterthümeley, Vaterländeley und Frömmeley basiere (Brief an Zelter vom 24.8.1823).
Auch Verlegerschnelle ist, laut Goethe, nicht unbedingt eine lobenswerte Eigen-
schaft, sondern zeugt von buchhändlerischer Gewinnorientierung zu Lasten
philologischer und/oder übersetzerischer Korrektheit. Einen eingeschüchterten,
entmutigten jungen Menschen nennt Goethe verduckt, und vergangene Zeit ist ver-
tändelt, verplempert, vertrödelt. Erstaunlicherweise verwendet Goethe das Verb
veröffentlichen nur ein einziges Mal in einem Brief aus dem Jahr 1816; diese Brief-
stelle scheint einer der ersten Belege für den Gebrauch dieses Verbs darzustel-
len (der früheste Beleg des Grimmschen Wörterbuchs stammt erst aus dem Jahr
1840); dagegen sucht man das zugehörige Substantiv Veröffentlichung bei Goethe
vergeblich (er sagt bzw. schreibt stattdessen Ausgabe, Druck, Edition, Herausgabe
oder Publikation").
Apropos Veröffentlichung: Bis unsere Artikel veröffentlicht werden, ja
bevor wir überhaupt mit der lexikographischen Arbeit beginnen können, sind
zahlreiche Vor-, Zu-, Nach- und begleitende Arbeiten erforderlich, deren gewis-
senhafte Erledigung wesentlich zum Gelingen des Unternehmens Goethe-Wör-
terbuch beiträgt: Kornelia Wegenast übernahm neben den Sekretariatsarbeiten
mit gewohnter Sorgfalt und Umsicht die formal-technische Durchsicht aller
Tübinger Typoskripte und im Rahmen der Redaktion 2 die Überprüfung der
zum Druck zu bringenden Artikelstrecken auf formale Korrektheit, alphabeti-
sche und numerische Konsistenz. Sie ergänzte ferner unsere Gesamtwortliste
und die rückläufige Wortliste, die Supplement- und Nachtragsliste, hielt unsere
Budgetaufstellung auf dem Laufenden, und führte diverse Statistiken und Über-
sichtstabellen. Ferner gehörte zu ihren Aufgaben, Synonyme und Derivate in die
Hamburger Datenbank einzutragen und dieses Material den Autoren und Auto-
rinnen für die jeweils zu bearbeitenden Stichwörter und Artikelstrecken bereit-
zustellen. Unsere wissenschaftlichen Hilfskräfte waren u. a. damit beschäftigt,
für jede Artikelstrecke die Belegkärtchen aus dem Zettelarchiv zusammenzustel-
len und aufzubereiten sowie die fertigen Artikel im Hinblick auf die Korrektheit
der zitierten Texte und der zugehörigen Fundstellen in den Quelleneditionen zu
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Stichwort mag der versierte Faust-Leser möglicherweise zuerst an den schwarzen
Hund denken, in dessen Gestalt sich Mephisto Eintritt in Fausts Studierstube
verschafft; doch - wie so oft - trügt auch hier der Schein, verpudeln ist ein mund-
artliches Äquivalent für: (etwas) verderben, ruinieren, verhunzen. Darüber hin-
aus gab es auch in dieser Bearbeitungsstrecke Goethesche Wortbildungen oder
für Goethe spezifischen Wortgebrauch zu entdecken: die Verflächungslust als von
Goethe dem Mineral Glimmer zugeschriebene Eigenschaft ebenso wie das Verfol-
gungsgelüst, eine den Newtonianern unterstellte militante Intoleranz; mit Versuchter
meint Goethe einen Dilettanten und verwendet diese abschätzige Bezeichnung
im Hinblick auf die Nazarener, deren Malerei, wie er etwas gereizt konstatiert, auf
Alterthümeley, Vaterländeley und Frömmeley basiere (Brief an Zelter vom 24.8.1823).
Auch Verlegerschnelle ist, laut Goethe, nicht unbedingt eine lobenswerte Eigen-
schaft, sondern zeugt von buchhändlerischer Gewinnorientierung zu Lasten
philologischer und/oder übersetzerischer Korrektheit. Einen eingeschüchterten,
entmutigten jungen Menschen nennt Goethe verduckt, und vergangene Zeit ist ver-
tändelt, verplempert, vertrödelt. Erstaunlicherweise verwendet Goethe das Verb
veröffentlichen nur ein einziges Mal in einem Brief aus dem Jahr 1816; diese Brief-
stelle scheint einer der ersten Belege für den Gebrauch dieses Verbs darzustel-
len (der früheste Beleg des Grimmschen Wörterbuchs stammt erst aus dem Jahr
1840); dagegen sucht man das zugehörige Substantiv Veröffentlichung bei Goethe
vergeblich (er sagt bzw. schreibt stattdessen Ausgabe, Druck, Edition, Herausgabe
oder Publikation").
Apropos Veröffentlichung: Bis unsere Artikel veröffentlicht werden, ja
bevor wir überhaupt mit der lexikographischen Arbeit beginnen können, sind
zahlreiche Vor-, Zu-, Nach- und begleitende Arbeiten erforderlich, deren gewis-
senhafte Erledigung wesentlich zum Gelingen des Unternehmens Goethe-Wör-
terbuch beiträgt: Kornelia Wegenast übernahm neben den Sekretariatsarbeiten
mit gewohnter Sorgfalt und Umsicht die formal-technische Durchsicht aller
Tübinger Typoskripte und im Rahmen der Redaktion 2 die Überprüfung der
zum Druck zu bringenden Artikelstrecken auf formale Korrektheit, alphabeti-
sche und numerische Konsistenz. Sie ergänzte ferner unsere Gesamtwortliste
und die rückläufige Wortliste, die Supplement- und Nachtragsliste, hielt unsere
Budgetaufstellung auf dem Laufenden, und führte diverse Statistiken und Über-
sichtstabellen. Ferner gehörte zu ihren Aufgaben, Synonyme und Derivate in die
Hamburger Datenbank einzutragen und dieses Material den Autoren und Auto-
rinnen für die jeweils zu bearbeitenden Stichwörter und Artikelstrecken bereit-
zustellen. Unsere wissenschaftlichen Hilfskräfte waren u. a. damit beschäftigt,
für jede Artikelstrecke die Belegkärtchen aus dem Zettelarchiv zusammenzustel-
len und aufzubereiten sowie die fertigen Artikel im Hinblick auf die Korrektheit
der zitierten Texte und der zugehörigen Fundstellen in den Quelleneditionen zu
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