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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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C. Die Forschungsvorhaben
DOI chapter:
II. Tätigkeitsberichte
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11. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt und Tübingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0212
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C. Die Forschungsvorhaben

Während des ersten Lockdowns fiel die Entscheidung, eine für 2022 ge-
plante Ausstellung am Archäologischen Museum Frankfurt unter inhaltlicher
ROCEEH-Mitfedcrführung um ein Jahr vorzuverlegen, da eine dort zuvor ge-
plante Ausstellung aufgrund der Pandemie nicht umzusetzen war. Dadurch wur-
de die im ROCEEH-Arbeitsplan für 2021 vorgesehene Synthese zu den Anfängen
menschlicher Kultur zu einem großen Teil vorgezogen. Im Fokus der Ausstellung
„Menschsein // Die Anfänge unserer Kultur“ stehen die Fragen, wann und wo
sich die Anfänge des Menschseins erstmals fassen lassen und welche frühen Wei-
chenstellungen uns zu den Menschen werden ließen, die wir heute sind. Wichtig
war bei der Konzeption, die Anfänge der menschlichen Entwicklungsgeschichte
als Prozess darzustellen, bei dem biologische, historisch-soziale und ökologische
Schritte in Wechselwirkung stehen und sich gegenseitig bedingen. Im Zentrum
der Ausstellung steht der früheste Abschnitt der kulturellen Entwicklung des
Menschen in Afrika, also der Zeitraum von circa 3,3 Millionen Jahren bis circa
eine Millionen Jahren vor heute. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Steinwerk-
zeuge der Menschheit vom Turkana-See in Kenia sowie die frühesten Hinweise
auf einen Umgang mit Feuer. Es ist das Zeitalter, aus dem die ersten Fossilbelege
unserer eigenen Gattung Homo mit einem Alter von 2,8 Millionen Jahre nach-
gewiesen sind und sich mit dem Oldowan die erste Steingerätekultur in Afrika
etabliert hat. Mit ersten Fundstellen in Asien können wir ab etwa 2 Millionen
Jahren vor heute die erste Phase der als ,Out-of-Africa‘ bekannten Ausbreitung
des Urmenschen fassen. Daneben breitete sich ein kulturelles Phänomen von
Afrika bis Europa und Asien aus: die Technologie der Faustkeile, das Acheuleen,
das trotz steter Weiterentwicklung über eine Millionen Jahre Bestand hatte. Die
Ausstellung bettet das aktuelle Wissen über diese grundlegenden Eckpunkte der
frühen Menschheitsgeschichte ein in die Diskussion, was der Begriff,Kultur4 in
diesem Zusammenhang bedeutet. Als Vergleich zur menschlichen Entwicklung
wird Schimpansenkultur vorgestellt. Soziales Lernen in seinen unterschiedlichen
Formen wird als Schlüssel zu Kultur hervorgehoben und die parallele Entwick-
lung des Denkens und Handelns nachgezeichnet. Die Ausstellung, die am 5. Mai
eröffnet werden und bis 30. Januar 2022 laufen soll, hat zum Ziel, die tiefe kultu-
relle Geschichte der Menschen darzustellen und dabei deutlich zu machen, wie
viele verschiedenartige Entwicklungen im Laufe von Jahrmillionen dazu beige-
tragen haben, uns zu der vielfältigen Art zu machen, die heute die gesamte Erde
bevölkert.
2020 wurde ROCEEH Partner der Coalition for Archaeological Synthesis
(CfAS, http://archsynth.org), einer Gruppe von Personen und Institutionen, die
die Erweiterung von Wissen über die Vergangenheit fördert, um bei der Beantwor-
tung gesellschaftlicher Fragen der Gegenwart und Zukunft mitzuhelfen. Als einer
von 50 internationalen Partnern, bestehend aus wissenschaftlichen und Berufsver-
bänden, Anbietern digitaler Infrastruktur, NGOs, akademischen Institutionen und

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