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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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C. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte
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12. Nietzsche-Kommentar (Freiburg i. Br.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0221
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12. Nietzsche-Kommentar

(Tromso), Prof Dr. Lore Hühn (Freiburg, stv. Vorsitzende), Prof. Dr. Vivetta
Vivarelli (Florenz)
Leiter der Forschungsstelle: Prof Dr. Andreas Urs Sommer
Wissenschaftliche Kommentatoren (Teilprojektleitung): Prof. Dr. Katharina Grätz,
PD Dr. Sebastian Kaufmann
Die Arbeit der Forschungsstelle wurde 2020 überschattet vom Tod ihres Begrün-
ders und langjährigen Leiters Jochen Schmidt am 18. Mai. Jochen Schmidt hat
nicht nur das Unternehmen Nietzsche-Kommentar ins Leben gerufen, bis 2014
geleitet und bis in jüngste Zeit tatkräftig unterstützt, sondern mit seinen eigenen
Kommentarbänden zur Gebart der Tragödie und zur Morgenröthe in der internatio-
nalen Nietzsche-Forschung Maßstäbe gesetzt. Er war ein überaus liebenswürdiger
Vorgesetzter, Kollege, Doyen und Freund, der uns auf vielfältigste Weise zu mo-
tivieren und zu inspirieren verstand. Jochen Schmidt wird uns menschlich und
wissenschaftlich ein großes Vorbild bleiben.
Auch sonst vollzog sich im Berichtsjahr die wissenschaftliche Arbeit der For-
schungsstelle unter sehr erschwerten Bedingungen. Die COVID-19-Pandemie hat
den Zugang zu Bibliotheken und Archiven oft verunmöglicht; die Arbeitsplätze an
der Universität waren zeitweilig nicht oder nur sehr eingeschränkt benutzbar. Die
Umstellung auf Homeoffice, wo wichtige Informationsressourcen zunächst nicht
zur Verfügung standen, haben die Arbeitsprozesse notgedrungen stark verlang-
samt. Dennoch kann die Forschungsstelle auf einige Erfolge verweisen.
Im Frühjahr 2020 sind die von Barbara Neymeyr verfassten Kommentarbän-
de zu den Unzeitgemässen Betrachtungen (Bde. 1/2 und 1/4) veröffentlicht worden.
Mit David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller hatte Nietzsche seinen Einstand
als Polemiker gegeben, mit Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben die
angebliche „historische Krankheit“ seiner Zeit nicht nur diagnostizieren, sondern
auch therapieren wollen. In Schopenhauer als Erzieher entfernte sich Nietzsche zwar
von der Metaphysik seines einstigen philosophischen Ubervaters, stellte dafür je-
doch umso stärker dessen philosophische Lebensform als exemplarisch heraus.
Richard Wagner in Bayreuth markiert schließlich den noch gut verhehlten Abschied
von Wagners Kulturerneuerungsplänen. Die beiden Kommentarbände von Barba-
ra Neymeyr erschließen die Hinter- und Vordergründe der Betrachtungen erstmals
umfassend und stellen so die Forschung zum jungen Philosophen Nietzsche auf
eine neue Grundlage.
Sebastian Kaufmann hat seinen Kommentar zu Die fröhliche Wissenschaft
(Bd. 3/2.1 und Bd. 3/2.2) weitgehend abgeschlossen, ebenso wie Katharina Grätz
ihren Kommentar zu Also sprach Zarathustra (Bd. 4). Die Bände werden demnächst
erscheinen. Andreas Urs Sommer hat die Arbeit am Kommentar zu Menschliches,
Allzumenschliches I (Bd. 2/1) fortgeführt.

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