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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0097
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SUMMARY

93

seind und hat uns, die wir unser art nichs guts vermöchten, zu solchen
geschaffen und das darzu durch Jhesum Christum, domit wir uns doch
des guten nichs annemen, sonder es alles gott zuschreiben, der es auch
gantz allein ist, zu welchen er uns zuvor hat auch bereiten müssen, das
wir darin wandelten89, das ist, das all unser leben in solchen guten
wercken geübt und gefürt würd, dadurch dann unser beruffung bewisen
und versichert würd und der glaub sein art und würckung, die dann
durch die lieb goht, erzeigt und geübet würd. Hye bey möcht ir nun
abnemen, was ir für christen seind und ob ir ein todten oder lebendigen
glauben habt, wölchs die rechten guten werck seind, in den ir wandlen
solt90. Dann so alles gesatz erfüllt würt in disem einigen wort: Hab
dein nechsten als lieb als dich selb, und er herr Mat. vii. | sagt: Was ir wölt,
das eüch die leut thun, das thut ynen auch ir, das ist das gesetz und die propheten,
volget, das alle gute werck, so das gesatz gebeüt und propheten leren,
welche dann allein die rechtgeschaffene gute werck seind, müssen auß
brüderlicher liebe den nechsten bewisen werden und zu gut den leüten,
nit gott, den abgestorben heiligen, den todten, stein und holtz be-
schehen.
Zu der liebe hat der glaub diß werck auch, das er mit casteyung
das fleisch zämet und zu solchem das creütz des herren gern uff sich
nimpt91.
Noch ist aber ein werck des glaubens und geistes, der uns, wann wir
glauben, verlyhen würd, das ist die tödtung des fleischs. Dann was wir
von Adam haben, ist nichs dann fleisch, das ist natur zum bösen geneigt,
in dem auch Paulus nichs guts fand Ro. vii. [15-23]: Diß glustet92 wider
den geist und der geist glustet wider das fleisch, und seind die zwey wider einander,
also das wir nit thun, was wir wöllen. Dann ob einer seinem feind gleich
freüntlich zuspricht, thut ym guts oder understot ein ander gut werck
erfüllen, so enpfindt er allweg in ym selb etwas widerwillens dran, das
es nit mit lust seins hertzen, seel, krefften und gemüt geschicht, wie
geschehen solt alles, das wir wissen gott gefellig sein. So aber ein solcher
ein woren glauben hat und desßhalb auch ein thätigen geist, der dann
ein versicherung des glaubens ist, der greifft alsbald das fleisch an mit
arbeiten, wachen, fasten und andern guten übungen, das er es zäme
und betemb, domit es dem geist gehorsam sey. Darzu am aller fürder-
lichsten hilfft das creütz, die anfechtung und widerwertigkeit, die gott
uns zusendt. Allein das peinlich üben macht verstendig. Und hernach im
selbigen capitel: Das er sein werck vollbring, so braucht er ein frembd werck;

89. Vgl. Eph 2,9-10. 90. Vgl. Luther, WA 7,32,4-34 (Freiheit).
91. Vgl. zu diesem Abschnitt Luther, WA 7,32,4-34 (Freiheit).
92. Gelüsten; Vulgata: concupescit.

Mat. xxii. [39]
C 3 a Matt. vii. [12]

XVI
Gen. vi. [3] et viii. [21]
Gal. v. [17-18]

Isaiae xxviii. [19. 21 ]
 
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