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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
hymmel brechen. Wol weisß ich, das eüwer vil seind, die bey Christo
und seinem wort gern alle far bestanden hetten, aber auch deren seind
nit wenig, die Jhesum gern hetten, wann die weisen von Orient kämen
und brechten ym ire schenck und goben, aber sobald yn Herodes ver-
folgt in Aegypten und erwürgt alle, so ym nur gleich seind, wöllen sye 5
nichs mit ym zuthun haben272. Ir habt gemeynklich alle eüch mercken
lassen, ir hören meine predig gern und erkennen, das sye das göttlich
wort seyen, hat sich auch solchs wol erschinnen bey eüwerm fleissigen
zuhören. Aber ich hab dobey auch wol gesehen, wie eüwer vilen das
hertz gar entpfallen gewesen ist, als das gotts wort, wie sein art ist, das 10
creütz mit ym bracht hat. Do dann der fürnemsten bey eüch bester rath
irs bedunckens was, das wir ein weyl ußträtten und der andern nit wenig,
die etwan vil wolten verlossen, ee dann sye sich wolten des gotts wort
lassen berauben, solchen rath mer beklagten dann widersprochen, was
solten wir thon haben? Lieben brüder, ob schon eüwer ettlich lasßt 15
sein, bey oder ein wenig über den halben theil gewesen seind, die uns
nit hetten wöllen faren lassen, so wir ynen zu verston hetten geben, was
der andern rath beger und freüntlich synnen gewesen, uff welchs wir
dann zu weichen fürgenommen hatten, was wer druß worden ? Alsbald
ein uffrur oder sorgklich zwytracht als etwas anders, dadurch das 20
göttlich wort hoch verlestert worden wer und seine widerwertigen als-
bald gloryiert hetten, syhe das ist die frucht des Evangelii, solch ding
richten die neüwen evangelisten zu, wie sye on das liegen. Wir lesen
Act. xiiii. [1-19] K 3 a am xiiii. in Actis, do Paulus und | Barnabas zu Iconion ein zeitlang
predigten, das sich die statt spaltet; durch anrichten der ungläubigen 25
Juden, also das sich erhub ein sturm der Heyden und Juden wider die
apostel, sye zu schmähen und steynigen. Do sye des ynnen wurden,
Act. xix. [1-40] flohen sye dar von. Der gleichen wich Paulus auch von Epheso, als sich
über dem gotts wort ein uffrur erhaben, die dann auch was angericht
von denen, deren geniesß und gewinn durch uffgang des rechten glau- 30
bens abnam. Von Damasco liesß man yn zu nacht in eim korb über die
muren uß, Act. ix. [25]. Von Thessallonica ward er auch zu nacht hyn
Act. xii. [7-10] geschaffen von den brüdern, do man yn allein sucht. Also auch Petrus, so
bald er durch den engel gottes zu nacht von der gefengknuß Herodis erlößt,
was, macht er sich dar von. Desgleichen Christus selbs ist zum offtern mal 35
gewichen dem gewalt Herodis, Mar. vi. [30-32], der Juden, Lu. iiii. [42],
Jo. iiii [1-3] und xi [54]. Dise exempel Christi und seiner aposteln haben
wir beyde, herr Heinrich und ich, angesehen und uns ir getrost273, seind
also auch von eüch abtretten274, nochdem wir vil bey eüch also gesynnt
272. Vgl. Mt 2,1-23.
273. Vgl. Horawitz-Hartfelder, S. 320: »Verum domini exemplum maluimus sequi,
ut par erat.«
274. Vgl. ebd.: »Clamculo discessimus inscia plebe ...«
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
hymmel brechen. Wol weisß ich, das eüwer vil seind, die bey Christo
und seinem wort gern alle far bestanden hetten, aber auch deren seind
nit wenig, die Jhesum gern hetten, wann die weisen von Orient kämen
und brechten ym ire schenck und goben, aber sobald yn Herodes ver-
folgt in Aegypten und erwürgt alle, so ym nur gleich seind, wöllen sye 5
nichs mit ym zuthun haben272. Ir habt gemeynklich alle eüch mercken
lassen, ir hören meine predig gern und erkennen, das sye das göttlich
wort seyen, hat sich auch solchs wol erschinnen bey eüwerm fleissigen
zuhören. Aber ich hab dobey auch wol gesehen, wie eüwer vilen das
hertz gar entpfallen gewesen ist, als das gotts wort, wie sein art ist, das 10
creütz mit ym bracht hat. Do dann der fürnemsten bey eüch bester rath
irs bedunckens was, das wir ein weyl ußträtten und der andern nit wenig,
die etwan vil wolten verlossen, ee dann sye sich wolten des gotts wort
lassen berauben, solchen rath mer beklagten dann widersprochen, was
solten wir thon haben? Lieben brüder, ob schon eüwer ettlich lasßt 15
sein, bey oder ein wenig über den halben theil gewesen seind, die uns
nit hetten wöllen faren lassen, so wir ynen zu verston hetten geben, was
der andern rath beger und freüntlich synnen gewesen, uff welchs wir
dann zu weichen fürgenommen hatten, was wer druß worden ? Alsbald
ein uffrur oder sorgklich zwytracht als etwas anders, dadurch das 20
göttlich wort hoch verlestert worden wer und seine widerwertigen als-
bald gloryiert hetten, syhe das ist die frucht des Evangelii, solch ding
richten die neüwen evangelisten zu, wie sye on das liegen. Wir lesen
Act. xiiii. [1-19] K 3 a am xiiii. in Actis, do Paulus und | Barnabas zu Iconion ein zeitlang
predigten, das sich die statt spaltet; durch anrichten der ungläubigen 25
Juden, also das sich erhub ein sturm der Heyden und Juden wider die
apostel, sye zu schmähen und steynigen. Do sye des ynnen wurden,
Act. xix. [1-40] flohen sye dar von. Der gleichen wich Paulus auch von Epheso, als sich
über dem gotts wort ein uffrur erhaben, die dann auch was angericht
von denen, deren geniesß und gewinn durch uffgang des rechten glau- 30
bens abnam. Von Damasco liesß man yn zu nacht in eim korb über die
muren uß, Act. ix. [25]. Von Thessallonica ward er auch zu nacht hyn
Act. xii. [7-10] geschaffen von den brüdern, do man yn allein sucht. Also auch Petrus, so
bald er durch den engel gottes zu nacht von der gefengknuß Herodis erlößt,
was, macht er sich dar von. Desgleichen Christus selbs ist zum offtern mal 35
gewichen dem gewalt Herodis, Mar. vi. [30-32], der Juden, Lu. iiii. [42],
Jo. iiii [1-3] und xi [54]. Dise exempel Christi und seiner aposteln haben
wir beyde, herr Heinrich und ich, angesehen und uns ir getrost273, seind
also auch von eüch abtretten274, nochdem wir vil bey eüch also gesynnt
272. Vgl. Mt 2,1-23.
273. Vgl. Horawitz-Hartfelder, S. 320: »Verum domini exemplum maluimus sequi,
ut par erat.«
274. Vgl. ebd.: »Clamculo discessimus inscia plebe ...«