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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0029
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DER CXX. PSALM

2-5

Ursachen hab ich solich mein trostschrifft an euch zu thün, bishär verzogen8. Nun aber,
weil etliche von euch je gemeint, besserlich sein werden, das ich doch etwas antworte uff
das gifftigest mordgedicht, das wider die christliche lehre und re- | A 2 b | formation
und mich ausgangen und zu Collen solle getrucket und feilgetragen9 worden sein -
5 doch on nammen des tichters - under dem titel Abcontrofeitung meiner liste, geschwin-
digkeit etc.10, So hab ich solcher meiner Verantwortung euch zur lehre und tröst wollen
vorsetzen etwas aus dem lebendigen gütlichen wort, Und hab darzü für mich genom-
men und ausgelegt uff dise unser aller not und bewerung, so vor äugen, den cxx. psal-
men, in dem die gleubige Gemeinde, Gott dem herren zu lob und allen gleubigen zur
10 lehre und besserung, preiset, wie er ir gebett und klage wider die falschen, gifftigen
Zungen und bittere Verfolgung christliches fridens und religion gnediglich erhöret habe
mit Vermeidung und beschreibung desselbigen ires gebets und klagens. Dise und andere
psalmen wollent mit getrawen betten umb den h. Geist fleissig lesen und erwegen, so
werdt ir daraus durch den selbigen h. geist für dise gegenwertige und alle not und angst,
z5 so euch der Herre, eweren glauben zu beweren und euch warlich zum besten, immer
züsendet, merglichen11 und krefftigen tröst und stercke empfahen und befinden. Dann
unser liebster himlischer Vatter unser gebett durch seinen son, unseren einigen mitler
und Heiland, zu im gethon in warem glauben, allwegen erhöret und nit verschmehen
kan. Darumb er uns auch in keiner angst noch not immermehr wurt stecken lassen. Er
20 ist nahe allen, die in also anrüffen12, und laßt sie nimmer zuschanden werden. Der
wolle euch dise und alle seine lehre und tröst in ewer hertz schreiben und lebendig
machen und euch bei seinem wort und Reich erhalten in ewigkeit. AMEN.
| A 3 a | Ein gesang der Staflen oder uffgenge13.
Id Zume Herren hab ich in meiner not geruffen, und er hat mir
25 geantwortet.
d) Die römischen Ziffern für die sieben Verse des Psalms stehen am rechten Zeilenrand. Die
Versabteilung entspricht der heute üblichen.
e) Z Initiale von fünf Zeilen Tiefe. Im Text dreizeilige Initialen mit folgender Majuskel.
20 Drucke von ihm: 7 im Zusammenhang mit der »Kölner Reformation« (Bibi. Nr. 74-78.86.89), 8
zum Versuch einer Religionsvergleichung und zu den Religionsgesprächen (Bibi. Nr. 79-84.90.92)
und 5 im Zusammenhang mit Interim und Konzil (Bibi. Nr. 85.87.88.91.93).
8. Auf geschoben.
9. Zum Kauf angeboten. - Die >Abconterfeytung< ist offenbar auf der Frühjahrsmesse (auch
Buchmarkt) 1546 in Köln verkauft worden, muß also als Niederschrift im Laufe des Jahres 1545
entstanden sein.
10. Der volle Titel in Bibi. S. 80 oben (vgl. Einleitung). Kritische Ausgabe der Schrift in: CCath
31, 1974.
11. Spürbaren, fühlbaren.
12. Vgl. Ps 145, 18.
13. Stufen oder Aufgänge (Treppen) für die Chöre im Tempel. Mit Ps 120 beginnen die Wall-
fahrtslieder (120-134), auch Gradualpsalmen (Vulgata) genannt. Nach der jüdischen Kulttradition
wurden sie am ersten Tage des Laubhüttenfestes gesungen, und zwar beim Wasserschöpfen auf den
15 Stufen, die vom Vorhof der Frauen zu dem der Männer hinaufführten. Vgl. A. Miller: Die
 
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