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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0043
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DER CXX. PSALM

39

| C 3 b | V Ach mir, das ich under Mesech wallen müs
und wohnen in den hütten Kedar136.
VI Es wirt meiner seelen lang, zu wohnen bei denen,
die den friden hassen.
5 MEsech ist ein volck gewesen, herkomend von dem son Japhet, des namens Mesech, von
dem die h. Schrifft meldet im ersten büch Mose137, haben den Juden gegen mitnacht138
gewöhnet. Kedar war ein volck, herkommende von Kedar, dem son Ismaels, des die h.
schrifft gedencket auch im selbigen büch im xxv. capitel [13], haben den Juden gegen
mittag139 gewöhnet. Und sind beide gottlose, grobe, onartige, ontrawe, feindselige,
10 schädliche völcker gewesen, die nieman traw noch glauben gehalten, immer onrüw,
uffrür, kriege und Unglück erwecket haben. Waren wider jederman, das jederman auch
wider sie muste sein. Wie zü diser zeit die Tatteren140 sind, die mit nieman steten friden
halten und doch auch kein recht ordenliche kriege füren; fallen ein, wann man sich iren
am wenigsten versieht, und, so sie schaden gethon, fliehen sie wider darvon, thün keinen
15 stand141.
Derhalben bedeutet142 der h. Geist durch dise wilden, onartigen leut die gifftigeren
und verstockteren feind der waren religion Gottes und alles menschlichen rechtens und
thüns: Wie die gottlosen Phariseer dem Herren waren und unserem frommen Ertzbi-
schove und euch ist der Gropperisch hauff143 und uns allen sind die verderbten pfaffen
20 und mönch mit denen, die sich an ire suppen und genies144 gar ergeben haben. An
denen kein gütthat hilffet, kein geduld, kein übersehen145, kein bitt noch flehen. Sie
hassen den friden, wüten und toben immer, er- | C 4 a | wecken stetigs krieg und brin-
gen uff wider den Herren und sein volck, wen sie immer mögen, Vergessen in dem aller
pflicht, traw und glauben, aller menschlichen art und güte.
25 Und gestehn doch zü keinem uffrechten streit des rechtens146 und erörterung gött-
licher warheit, fallen urplötzlich ein, schiessen ire gifftigen lugen-, lester- und mord-
pfeil, rauben, würgen und verwüsten, was sie könden, und pfitzen denn wider dar-
136. Zu »Ach« vgl. Anm. 16; zu Mesech und Kedar Anm. 17.
137. Gen. cap. 10 [2]. [Marg.J.
138. Norden.
139. Süden.
140. Türken. - Die Tataren sind Türkvölker aus Südost-Rußland, bestehend aus verschiedenen
Stämmen, bekannt durch ihre überfallartigen Vorstöße nach Mitteleuropa. Um 1500 wird »Tatter«
auch synonym mit »Zigeuner« gebraucht. Hier sind aber Türken gemeint. Vgl. Schmidt, Sp. 353;
Lexer 2, S. 1409.
141. Stellen sich nicht zum Kampf.
142. Stellt dar.
143. Die Gruppe um Johann Gropper (1503-1559), der seit Ende 1542 der große Gegenspieler
Hermanns von Wied und B.s in der »Kölner Reformation« war. Dazu Köhn, S. 4off.; C. Varren-
trapp, H. v. Wied, S. i3off; RGG 2, Sp. 1883 f.; A. Franzen, Bischof und Reformation, S. 37f-
7off.
144. Kost und Unterhalt (»Saufen und Fressen«) - vgl. Lexer z, Sp. 1324.
145. Nachsicht. Götze, S. 214.
146. Stellen sich keiner rechtlichen (gerichtlichen) Entscheidung.
 
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